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Es sind die Schulden, Dummchen!

05.11.2014  |  David Chapman
Die Anleger befürchten einen Aktienmarktzusammenbruch. Was sie allerdings wirklich fürchten sollten, ist ein Zusammenbruch des Anleihemarktes oder genauer gesagt der Schulden. Ein Aktienmarktzusammenbruch kann definitiv erhebliche Schäden verursachen. Ein Schuldenkollaps könnte allerdings zu Konkurs und wirtschaftlichter Depression führen.

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Quelle: www.stlouisfed.org


Es gibt wesentlich mehr Schulden in der Welt als Aktienvermögen. Der globale Aktienmarkt hat einen Wert von schätzungsweise 64 Billionen $. Die globale Verschuldung liegt laut ING Economics bei 223,3 Bio. $. Und das war 2013. Bedenkt man, dass diese Schulden um schätzungsweise mindestens 10% pro Jahr anwachsen, könnten die gesamten Schulden heute bei 246 Bio. $ stehen. Diese Schuldensumme beinhaltet Schulden des öffentlichen Sektors, des Finanzsektors und von Haushalten sowie Unternehmen. Nicht beinhaltet ist das chinesische Schattenbankensystem. Geht man von einem geschätzten globalen BIP von etwa 72 Bio. $ aus, ergibt sich in etwa ein Verhältnis von Schulden zu BIP von 342%.

Ein Verhältnis von 342% ist nicht weit weg vom gesamten Schulden-BIP-Verhältnis der USA mit geschätzten 348%. Und die USA sind nicht der Spitzenreiter. Großbritannien hat fast 550% und Japan fast 650%. Ist ein hohes Verhältnis von Schulden zu BIP ein Problem? Schulden sind kein Problem, solange der Schuldner über ausreichend Cashflow verfügt, um den Schuldendienst (Zinsen) zu decken. Der eigentliche Darlehensbetrag?

Nun, solange das Land, das Unternehmen oder die Privatperson über ausreichend Ressourcen und die Fähigkeit verfügt, die Schuld zu bedienen, werden die Schulden meist einfach umgeschuldet. Das Problem beginnt, wenn das Land, das Unternehmen oder die Privatperson nicht mehr fähig ist, die Schuld zu bedienen, geschweige denn, über die Mittel zur Rückzahlung verfügt.

Der Ärger ist, dass es viel öfter zu einer Nichtbedienung der Schulden kommt, als die Menschen gerne zugeben würden. Die Geschichte quillt über von “Dieses Mal ist es anders”-Sprüchen, wenn das Schuldenlevel steigt und dann ist plötzlich jeder geschockt, wenn es schließlich zur Finanzkrise kommt - seien es nun Währungsentwertungen, Bankenpaniken oder der jüngste Zusammenbruch des Subprime-Marktes von 2007 bis 2009. 1998 löste ein russischer Zahlungsverzug den Zusammenbruch von Long Term Capital Management (LTCM) aus, einem gigantischen Hedgefonds. Der Zusammenbruch von LTCM sorgte fast für den Zusammenbruch des Finanzsystems. Davor wurde es nur durch eine Rettungsaktion der Wall Street mit Unterstützung der Federal Reserve geschützt.

Doch das ist noch nicht das Ende der Liste. Von 2000 bis 2002 stand das Finanzsystem erneut unter großem Druck durch das Platzen der High-Tech-/Internetblase in Verbindung mit 9/11. Die Fed eilte zur Rettung, indem sie die Zinssätze absenkte und das Finanzsystem mit Liquidität überflutete. Das führte zur Immobilienblase, welche schließlich im Subprime-Kollaps und der Finanzkrise von 2007 bis 2009 gipfelte. Nicht nur die Fed musste zur Rettung eilen, sondern auch Regierungen mit einem Bailout des Bankensystems, inklusive Milliarden an Steuergeldfonds und sie fluteten ebenfalls das Finanzsystem mit Liquidität und senkten die Zinsen auf null, um das Finanzsystem vor einem völligen Zusammenbruch zu bewahren.

Seitdem hat die Fed drei Wiederholungen quantitativer Lockerung (QE) durchlaufen und einen offiziellen Zinssatz von 0-0,25% für noch nie gesehene fünf Jahre beibehalten; es gibt wenige bis keine Anzeichen, dass diese niedrigen Zinsen in nächster Zeit angehoben werden, ungeachtet Spekulationen, dass dies irgendwann in der Zukunft geschehen könnte. Im Zeitraum von 2009 bis 2014 gab es bestenfalls mittelmäßiges und ungleichmäßiges Wachstum, trotz zusätzlichen Billionen von Dollar im Zuge von QE, in dem Versuch, der Wirtschaft Starthilfe zu geben.




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