Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Öl und Edelmetalle fallen auf mehrjährige Tiefstände

05.11.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise geben heute den fünften Tag in Folge nach, was der längsten Verluststrecke seit Anfang September entspricht. Der Brentölpreis fällt am Morgen auf ein 4-Jahrestief von weniger als 82 USD je Barrel. WTI war gestern mit knapp 76 USD je Barrel zeitweise so billig wie zuletzt im Oktober 2011. Selbst ein unerwartetet Abbau der US-Rohölvorräte um 639 Tsd. Barrel, welcher gestern Abend vom API berichtet wurde, konnte den Preisverfall nicht stoppen.

Ein Ende der Talfahrt ist nicht in Sicht, so dass Brent schon bald die Marke von 80 USD testen dürfte. Denn Saudi-Arabien scheint weiterhin nicht bereit zu sein, sein Angebot zu reduzieren und damit Überangebot vom Markt zu nehmen. Stattdessen senkte man die Verkaufspreise für die US-Abnehmer, was nicht nur einen Preiskampf gegen die US-Schieferölproduzenten einläuten könnte, sondern gleichzeitig auch den OPEC-Produzenten Venezuela weiter in Bedrängnis bringen dürfte.

Heute trifft sich der Ölminister von Saudi-Arabien mit dem Außenminister von Venezuela, welcher auch der Chef der OPEC-Delegation seines Landes ist. Bei diesem Treffen dürfte es auch um die Beweggründe für die jüngste saudische Preissenkung und um die Forderung Venezuelas nach einer OPEC-Produktionskürzung gehen.

Es ist allerdings kaum davon auszugehen, dass Saudi-Arabien diesem Ansinnen nachkommen wird. Stattdessen scheint der größte und einflussreichste OPEC-Produzent in erster Linie an der Verteidigung von Marktanteilen in einem überversorgten Markt interessiert und darüber hinaus das sprudelnde Schieferölangebot aus den USA eindämmen zu wollen. Zu diesem Zweck ist man offensichtlich auch bereit, für einen gewissen Zeitraum niedrigere Ölpreise hinzunehmen.


Edelmetalle

Die Preise für Gold und Silber finden keinen Boden. Gold fällt am Morgen um mehr als 2% auf ein 4½-Jahrestief von 1.145 USD je Feinunze. Silber gibt um 4% auf 15,4 USD je Feinunze nach und ist damit so billig wie zuletzt im Februar 2010. Auch Platin und Palladium können sich dem Abwärtssog nicht entziehen. Platin kostet inzwischen nur noch 1.200 USD je Feinunze und nähert sich damit wieder dem Anfang Oktober verzeichneten 5-Jahrestief. Palladium hat alle Gewinne der letzten Tage wieder abgegeben und handelt am Morgen bei 765 USD je Feinunze auf einem 2-Wochentief.

Der Verkaufsdruck bei Gold und Silber geht vom Futuresmarkt aus, wo verstärkt auf fallende Preise gesetzt wird. Nach wie vor gibt es keine Anzeichen dafür, dass die physische Goldnachfrage in Asien anzieht. Im Gegenteil, Händler in Shanghai berichten von Preisabschlägen für die lokalen Preise gegenüber den internationalen Preisen.

Solange die Kaufzurückhaltung in Asien anhält, dürfte es Gold schwerfallen, einen Boden zu finden. Daran ändern auch Nachrichten über eine kräftige Nachfrage von Kleinanlegern in Nordamerika und Europa nichts. Edelmetallhändler und Prägeanstalten berichten von der stärksten Nachfrage nach Münzen und kleineren Barren seit dem historischen Preisrutsch im April 2013, als der Goldpreis binnen zwei Tagen um 200 USD nachgab. Dem stehen allerdings Abflüsse aus den Gold-ETFs gegenüber, welche sich seit Anfang Oktober auf gut 40 Tonnen belaufen.


Industriemetalle

Die Stimmung im Verarbeitenden Gewerbe in den USA hat sich zuletzt stark aufgehellt, allerdings nicht im Bausektor. So sind die Bauausgaben seit dem Jahresbeginn zurückgegangen. Die Neubauverkäufe liegen mit annualisiert 467 Tsd. verkauften Häusern zwar auf dem höchsten Stand seit Juli 2008. Jedoch sind sie noch sehr weit von den Höchstwerten von 2005 mit fast 1,4 Mio. Häusern entfernt und liegen auch unter den Durchschnittswerten der letzten Jahrzehnte seit 1970 von über 600 Tsd. Häusern jährlich. Dabei ist der Bausektor der wichtigste Metallnachfrager, insbesondere für Kupfer oder Aluminium, so dass dessen Schwäche die Stimmung bei den Industriemetallen weiter belasten dürfte.

Vielleicht bei keinem weiteren Metall klaffen die Gegenwart und die Erwartungen so auseinander wie bei Nickel. Die Gegenwart ist von Produktionsüberschüssen, rekordhohen LME-Lagerbeständen, rekordhohen Nickelexporten und den weiterhin hohen Lagerbeständen an NPI und Nickelerzen Chinas geprägt. Die Erwartung in Bezug auf die künftige Preisentwicklung ist dagegen nach allen Umfragen und Analystenschätzungen extrem positiv. Dabei wird vor allem auf die bevorstehenden Produktionsdefizite wegen der weiterhin fehlenden Erzexporte Indonesiens hingewiesen.

Der Preisanstieg in der Vorwoche könnte auf spekulative Käufer zurückführen sein (Grafik des Tages). Ob ein Defizit in der Größenordnung von bis zu 50 Tsd. Tonnen im nächsten Jahr angesichts der Lagerbestände von über 385 Tsd. Tonnen allein im LME-System ausreicht, um einen massiven Preisanstieg zu rechtfertigen, ist allerdings fraglich. Die International Nickel Study Group rechnet mit einem Defizit von "lediglich" 20 Tsd. Tonnen.

Open in new window


Agrarrohstoffe

In Brasilien verzögert sich die Sojabohnenaussaat. Bisher wurden nur 30% der geplanten Flächen tatsächlich bestellt. Im Vorjahr war es zum gleichen Zeitpunkt bereits die Hälfte gewesen. Damit wird auch die Vegetationsperiode nach hinten verschoben. Dies dürfte eine weitere Bestellung der Flächen für eine zweite Ernte, oft mit Mais, erschweren. Bereits jetzt wird damit gerechnet, dass die brasilianische Maisernte 2014/15 deutlich unter dem Vorjahr bleibt.

Dies dürfte die internationalen Maispreise unterstützen. Im Oktober legte der Preis in Chicago bereits gegenüber dem zuvor erreichten 5-Jahrestief um 17% zu. Grund waren die durch Regen bedingten Verzögerungen bei den Erntearbeiten in den USA. Die EU reagierte gestern auf den höheren internationalen Maispreis und senkte den Importzoll von 10,44 EUR auf 4,49 EUR je Tonne. Erst im Juli hatte die EU nach langer Zeit den Einfuhrzoll wieder aktiviert, um die Wirkung des Preisverfalls am internationalen Markt für den EU-Markt zu dämpfen.

Repräsentanten der Internationalen Zuckerorganisation ISO haben angedeutet, die ISO könnte den für 2014/15 erwarteten globalen Marktüberschuss nach unten korrigieren. Derzeit liegt die Schätzung bei 1,3 Mio. Tonnen. Andere Beobachter wie USDA, Kingsman oder Czarnikow erwarten dagegen bereits ein Defizit. Dies sieht die ISO erst für 2015/16 heraufziehen.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"