Kurzzeitiger Preissprung bei Rohöl
06.11.2014 | Eugen Weinberg
Energie
Der Brentölpreis sprang gestern Nachmittag zeitweise um bis zu zwei US-Dollar auf 84,5 USD je Barrel, handelt am Morgen aber schon wieder unter 83 USD je Barrel. WTI verteuerte sich sogar um mehr als 2 US-Dollar auf 79 USD je Barrel und verliert am Morgen deutlich weniger. Die Explosion einer Pipeline in Saudi-Arabien, welche gestern Nachmittag den Preissprung mit ausgelöst hatte, hat sich als Unfall während der Durchführung von Reparaturarbeiten herausgestellt und nicht wie zunächst befürchtet als ein möglicher Anschlag.
Dies kann die Preisschwäche bei Brent heute Morgen erklären. Die etwas bessere Preisentwicklung bei WTI dürfte auf die US-Lagerdaten zurückzuführen sein. Diese wiesen für die letzte Woche laut US-Energieministerium einen geringer als erwarteten Anstieg der US-Rohölvorräte und einen kräftigen Abbau der Ölvorräte in Cushing aus. Zudem verzeichneten die Lagerbestände von Benzin und Destillaten Rückgänge. Allerdings ist zu bedenken, dass trotz einer deutlich gestiegenen Rohölverarbeitung und kräftig gesunkener Rohölimporte die Rohölvorräte noch immer gestiegen sind.
Zudem hatte das API am Vortag einen Rückgang der Rohölbestände berichtet. Die Lagerdaten waren somit nicht so preispositiv wie dies auf den ersten Blick den Anschein hatte. Nach der neuerlichen Besetzung des El-Sharara-Ölfeldes im Südwesten Libyens durch bewaffnete Milizen "fehlen" dem Markt zwar 200 Tsd. Barrel Rohöl pro Tag aus Libyen, was sich bei einem Überangebot von mehr als 1 Mio. Barrel pro Tag aber als vergleichsweise gering ausnimmt. Dennoch zeigt sich dadurch, dass Teile der libyschen Ölproduktion nach wie vor risikobehaftet sind. Dies dürfte einem weiteren Preisrückgang entgegenstehen.
Edelmetalle
Der Goldpreis gab gestern bis auf 1.138 USD je Feinunze nach, was dem niedrigsten Niveau seit 4½ Jahren entspricht. Der Preisdruck dürfte vor allem vom Futuresmarkt ausgegangen sein. Hierauf deutet das hohe Handelsvolumen an der COMEX hin, welches gestern mit 291 Tsd. Kontrakten fast doppelt so hoch lag wie im bisherigen Jahresdurchschnitt. Genährt wird der Preisverfall durch einen starken Dollar, der gegenüber dem Euro im Bereich eines 2-Jahreshochs handelt. Der Preis wird darüber hinaus dadurch belastet, dass chinesische Goldkäufer, die in der Vergangenheit fallende Preise häufig als günstige Einstiegsgelegenheit nutzten, weiterhin abwarten. Gold an der Shanghaier Goldbörse wird seit Tagen zumeist mit einem Abschlag zu den Weltmarktpreisen gehandelt.
Auch die ETF-Investoren ziehen sich weiter zurück. Gestern flossen 4,4 Tonnen aus den von Bloomberg erfassten Gold-ETFs ab, wovon 3 Tonnen auf den SPDR Gold Trust, den weltgrößten Gold-ETF, entfielen. Seit Wochenbeginn summieren sich die gesamten Gold-ETF-Abflüsse bereits auf über 10 Tonnen. Silber gab gestern zwischenzeitlich rund 5% nach und fiel mit 15,14 USD je Feinunze auf das niedrigste Niveau seit Februar 2010. Das Gold-Silber-Verhältnis erreichte mit 75 das höchste Niveau seit Anfang 2009 (Grafik des Tages). Die physische Nachfrage nach Silber scheint daher anzuziehen: So gab die US-Münzanstalt gestern bekannt, aufgrund starker Nachfrage in den letzten Wochen vorerst keine "American Eagle"-Münzen mehr verkaufen zu können.
Industriemetalle
Anders als für die meisten anderen Industriemetalle zeigten sich die Finanzanleger laut Positionierungsstatistik der LME für Blei zuletzt wieder skeptischer: Ende Oktober betrugen die Netto-Long-Positionen nur 3.373 Kontrakte, verglichen mit noch fast 25.700 Kontrakten im August. Der Pessimismus ist teilweise gerechtfertigt. Denn es ist fraglich, ob der Bleimarkt in diesem Jahr wie von der International Lead and Zinc Study Group erwartet ein Produktionsdefizit von 38 Tsd. Tonnen aufzeigen wird.
Angst besteht vor einer weiteren Abschwächung der chinesischen Nachfrage. Bereits in den ersten neun Monaten waren Chinas Netto-Exporte für Bleiraffinade mit 25 Tsd. Tonnen so wie hoch wie zuletzt 2007. Zur BleiÜberproduktion in China tragen die hohen Zinkpreise bei, weil sie die Produktion in den Blei-Zink-Minen begünstigen. Die Verfügbarkeit von Bleikonzentrat in China dürfte sich jedoch demnächst verringern, denn viele Bleiminen in China stellen ihre Produktion für den Winter ein.
Die Produktion von Bleikonzentrat in China lag schon in den ersten neun Monaten wegen Umweltschutzinspektionen, der Konsolidierung im Minensektor und relativ niedriger Bleipreise 7,5% unter Vorjahr. Entsprechend sind die Lagerbestände an der SHFE seit der Spitze im Vorjahr um mehr als die Hälfte bzw. über 72 Tsd. Tonnen gesunken. Negative Nachrichten sind wohl in den Bleipreisen, die an der LME seit Jahresbeginn um 10% gefallen sind, hinreichend berücksichtigt. Da im Winter die Nachfrage nach Batterien, die einen Großteil der Bleinachfrage ausmachen, besonders hoch ist, könnten die Bleipreise sogar "positiv" überraschen.
Agrarrohstoffe
Seit vielen Monaten ist die Umstellung der chinesischen Baumwollpolitik einesder Hauptthemen am globalen Baumwollmarkt. Anstelle staatlicher Aufkäufe zu hohen Preisen sollen die Produzenten künftig eine Subvention erhalten, wenn der "Marktpreis" unter einen festgelegten Richtpreis fällt. Für die wichtige Anbauregion Xingjiang, die alleine gut die Hälfte der chinesischen Produktion stellt, waren grobe Züge der Politikumstellung seit Monaten bekannt, doch erst im September konkretisiert worden. Als Richtpreis wurden hier 19.800 CNYje Tonne (ca. 147 US-Cents je Pfund mit aktuellem Wechselkurs) festgelegt.
Zunächst war davon ausgegangen worden, dass die anderen Regionen keine Unterstützung mehr erhalten. Entsprechend war mit einem starken Rückgang der Produktion außerhalb Xingjiangs gerechnet worden. Der Produktionsrückgang dürfte aber geringer ausfallen als bisher erwartet. Denn gestern allerdings ließ die chinesische Regierung verlauten, dass auch Produzenten in anderenRegionen mit Subventionen rechnen können. Ersten Informationen zufolge sollen sie für jede Tonne Baumwolle eine Subvention von 2.000 CNY erhalten. Die Produzenten außerhalb Xingjiangs würden beim derzeitigen "Marktpreis" von 14.600 CNY je Tonne damit allerdings noch immer schlechter gestellt als die Produzenten in Xingjiang.
Der Brentölpreis sprang gestern Nachmittag zeitweise um bis zu zwei US-Dollar auf 84,5 USD je Barrel, handelt am Morgen aber schon wieder unter 83 USD je Barrel. WTI verteuerte sich sogar um mehr als 2 US-Dollar auf 79 USD je Barrel und verliert am Morgen deutlich weniger. Die Explosion einer Pipeline in Saudi-Arabien, welche gestern Nachmittag den Preissprung mit ausgelöst hatte, hat sich als Unfall während der Durchführung von Reparaturarbeiten herausgestellt und nicht wie zunächst befürchtet als ein möglicher Anschlag.
Dies kann die Preisschwäche bei Brent heute Morgen erklären. Die etwas bessere Preisentwicklung bei WTI dürfte auf die US-Lagerdaten zurückzuführen sein. Diese wiesen für die letzte Woche laut US-Energieministerium einen geringer als erwarteten Anstieg der US-Rohölvorräte und einen kräftigen Abbau der Ölvorräte in Cushing aus. Zudem verzeichneten die Lagerbestände von Benzin und Destillaten Rückgänge. Allerdings ist zu bedenken, dass trotz einer deutlich gestiegenen Rohölverarbeitung und kräftig gesunkener Rohölimporte die Rohölvorräte noch immer gestiegen sind.
Zudem hatte das API am Vortag einen Rückgang der Rohölbestände berichtet. Die Lagerdaten waren somit nicht so preispositiv wie dies auf den ersten Blick den Anschein hatte. Nach der neuerlichen Besetzung des El-Sharara-Ölfeldes im Südwesten Libyens durch bewaffnete Milizen "fehlen" dem Markt zwar 200 Tsd. Barrel Rohöl pro Tag aus Libyen, was sich bei einem Überangebot von mehr als 1 Mio. Barrel pro Tag aber als vergleichsweise gering ausnimmt. Dennoch zeigt sich dadurch, dass Teile der libyschen Ölproduktion nach wie vor risikobehaftet sind. Dies dürfte einem weiteren Preisrückgang entgegenstehen.
Edelmetalle
Der Goldpreis gab gestern bis auf 1.138 USD je Feinunze nach, was dem niedrigsten Niveau seit 4½ Jahren entspricht. Der Preisdruck dürfte vor allem vom Futuresmarkt ausgegangen sein. Hierauf deutet das hohe Handelsvolumen an der COMEX hin, welches gestern mit 291 Tsd. Kontrakten fast doppelt so hoch lag wie im bisherigen Jahresdurchschnitt. Genährt wird der Preisverfall durch einen starken Dollar, der gegenüber dem Euro im Bereich eines 2-Jahreshochs handelt. Der Preis wird darüber hinaus dadurch belastet, dass chinesische Goldkäufer, die in der Vergangenheit fallende Preise häufig als günstige Einstiegsgelegenheit nutzten, weiterhin abwarten. Gold an der Shanghaier Goldbörse wird seit Tagen zumeist mit einem Abschlag zu den Weltmarktpreisen gehandelt.
Auch die ETF-Investoren ziehen sich weiter zurück. Gestern flossen 4,4 Tonnen aus den von Bloomberg erfassten Gold-ETFs ab, wovon 3 Tonnen auf den SPDR Gold Trust, den weltgrößten Gold-ETF, entfielen. Seit Wochenbeginn summieren sich die gesamten Gold-ETF-Abflüsse bereits auf über 10 Tonnen. Silber gab gestern zwischenzeitlich rund 5% nach und fiel mit 15,14 USD je Feinunze auf das niedrigste Niveau seit Februar 2010. Das Gold-Silber-Verhältnis erreichte mit 75 das höchste Niveau seit Anfang 2009 (Grafik des Tages). Die physische Nachfrage nach Silber scheint daher anzuziehen: So gab die US-Münzanstalt gestern bekannt, aufgrund starker Nachfrage in den letzten Wochen vorerst keine "American Eagle"-Münzen mehr verkaufen zu können.
Industriemetalle
Anders als für die meisten anderen Industriemetalle zeigten sich die Finanzanleger laut Positionierungsstatistik der LME für Blei zuletzt wieder skeptischer: Ende Oktober betrugen die Netto-Long-Positionen nur 3.373 Kontrakte, verglichen mit noch fast 25.700 Kontrakten im August. Der Pessimismus ist teilweise gerechtfertigt. Denn es ist fraglich, ob der Bleimarkt in diesem Jahr wie von der International Lead and Zinc Study Group erwartet ein Produktionsdefizit von 38 Tsd. Tonnen aufzeigen wird.
Angst besteht vor einer weiteren Abschwächung der chinesischen Nachfrage. Bereits in den ersten neun Monaten waren Chinas Netto-Exporte für Bleiraffinade mit 25 Tsd. Tonnen so wie hoch wie zuletzt 2007. Zur BleiÜberproduktion in China tragen die hohen Zinkpreise bei, weil sie die Produktion in den Blei-Zink-Minen begünstigen. Die Verfügbarkeit von Bleikonzentrat in China dürfte sich jedoch demnächst verringern, denn viele Bleiminen in China stellen ihre Produktion für den Winter ein.
Die Produktion von Bleikonzentrat in China lag schon in den ersten neun Monaten wegen Umweltschutzinspektionen, der Konsolidierung im Minensektor und relativ niedriger Bleipreise 7,5% unter Vorjahr. Entsprechend sind die Lagerbestände an der SHFE seit der Spitze im Vorjahr um mehr als die Hälfte bzw. über 72 Tsd. Tonnen gesunken. Negative Nachrichten sind wohl in den Bleipreisen, die an der LME seit Jahresbeginn um 10% gefallen sind, hinreichend berücksichtigt. Da im Winter die Nachfrage nach Batterien, die einen Großteil der Bleinachfrage ausmachen, besonders hoch ist, könnten die Bleipreise sogar "positiv" überraschen.
Agrarrohstoffe
Seit vielen Monaten ist die Umstellung der chinesischen Baumwollpolitik einesder Hauptthemen am globalen Baumwollmarkt. Anstelle staatlicher Aufkäufe zu hohen Preisen sollen die Produzenten künftig eine Subvention erhalten, wenn der "Marktpreis" unter einen festgelegten Richtpreis fällt. Für die wichtige Anbauregion Xingjiang, die alleine gut die Hälfte der chinesischen Produktion stellt, waren grobe Züge der Politikumstellung seit Monaten bekannt, doch erst im September konkretisiert worden. Als Richtpreis wurden hier 19.800 CNYje Tonne (ca. 147 US-Cents je Pfund mit aktuellem Wechselkurs) festgelegt.
Zunächst war davon ausgegangen worden, dass die anderen Regionen keine Unterstützung mehr erhalten. Entsprechend war mit einem starken Rückgang der Produktion außerhalb Xingjiangs gerechnet worden. Der Produktionsrückgang dürfte aber geringer ausfallen als bisher erwartet. Denn gestern allerdings ließ die chinesische Regierung verlauten, dass auch Produzenten in anderenRegionen mit Subventionen rechnen können. Ersten Informationen zufolge sollen sie für jede Tonne Baumwolle eine Subvention von 2.000 CNY erhalten. Die Produzenten außerhalb Xingjiangs würden beim derzeitigen "Marktpreis" von 14.600 CNY je Tonne damit allerdings noch immer schlechter gestellt als die Produzenten in Xingjiang.