Shorteindeckungen treiben Goldpreis nach oben
10.11.2014 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise starten mit Gewinnen in die neue Handelswoche. Brent steigt auf 84,5 USD je Barrel, WTI auf 79,5 USD je Barrel. Als Grund wird die undurchsichtige Lage in Libyen genannt. Dort sind inzwischen zwei Ölfelder und ein Hafen geschlossen, wodurch dem Markt ca. 300 Tsd. Barrel Rohöl pro Tag "fehlen". Gestern musste das El Feel-Ölfeld aufgrund eines Stromausfalls die Produktion einstellen. Es hatte zuletzt 80 Tsd. Barrel Rohöl pro Tag gefördert.
Neben El Feel ist auch das zweitgrößte Ölfeld des Landes, El Sharara, seit Mitte letzter Woche geschlossen. Die staatliche Ölgesellschaft NOC hofft zwar, die beiden Ölfelder heute wieder in Betrieb nehmen zu können. Die neuerlichen Probleme machen aber deutlich, dass von einer dauerhaften Normalisierung der Ölproduktion in dem in Selbstauflösung begriffenen nordafrikanischen Land keine Rede sein kann.
In Libyen gibt es aktuell zwei rivalisierende Regierungen und Parlamente, welche sich gegenseitig bekämpfen. Dies macht notwendige Investitionen in den Erhalt der Ölinfrastruktur unmöglich. Saudi-Arabien dürfte sich dadurch in seiner Haltung bestätigt fühlen, sein Ölangebot nach dem zwischenzeitlichen Anstieg der libyschen Ölproduktion auf 900 Tsd. Barrel pro Tag nicht reduziert zu haben. Die neuerlichen Ausfälle in Libyen dürften sich deshalb mittelfristig sogar negativ auf den Ölpreis auswirken.
Eine Einigung der OPEC auf eine Produktionskürzung bei der Sitzung am 27. November wird dadurch immer weniger wahrscheinlich. Der kuwaitische Ölminister geht nicht davon aus, dass die OPEC ihr Angebot reduzieren wird. Die Risiken für die Ölpreise sind somit weiterhin abwärts gerichtet.
Edelmetalle
Gold handelt zum Wochenauftakt bei gut 1.170 USD je Feinunze, nachdem es am Freitag zu einer Gegenbewegung kam, in deren Zuge der Preis um rund 30 USD auf 1.180 USD je Feinunze stieg. Für den stärksten prozentualen Tagesgewinn seit Mitte Juni dürften Eindeckungen von Short-Positionen spekulativer Finanzanleger verantwortlich sein, nachdem es nicht gelang, den Goldpreis nach soliden US-Arbeitsmarktdaten auf neue Tiefstände zu drücken.
Aktuell bildet die vormalige Unterstützungsmarke von 1.180 USD einen starken Widerstand, welchen es zu überwinden gilt, bevor ein weiterer Anstieg möglich ist. Dagegen sprechen anhaltende Verkäufe der ETF-Investoren. Am Freitag flossen nochmals 8 Tonnen aus den Gold-ETFs ab, in der gesamten letzten Woche waren es mehr als 22 Tonnen.
Die am Freitagabend veröffentlichte CFTC-Statistik bestätigte die Vermutung, dass der Goldpreisrückgang seit Ende Oktober maßgeblich durch spekulative Finanzanleger getrieben war. Demnach hat diese Anlegergruppe in der Berichtswoche zum 4. November ihre Netto-Long-Positionen gegenüber der Vorwoche um über ein Drittel auf ein 4-Wochentief von nur noch 38,8 Tsd. Kontrakten reduziert.
Da der Goldpreis nach dem Datenstichtag weiter gefallen ist, dürften die Netto-Long-Positionen bis zum Freitag noch weiter gefallen sein. Momentan dürften zudem nur wenige Marktteilnehmer auf eine Annahme der Schweizer Goldinitiative am 30. November setzen (siehe auch: Rohstoffe kompakt Edelmetalle: "(K)ein goldener Rettungsanker" vom 7.11.2014).
Industriemetalle
Die Stahlexportstatistik Chinas für Oktober hat die Überschusssituation dort erneut verdeutlicht: Zwar sind die Stahlexporte mit 8,55 Mio. Tonnen im Vergleich zum September kaum gestiegen. Da aber gleichzeitig die Importe mit 1,09 Mio. Tonnen auf den zweitniedrigsten Stand seit Juni 2013 gefallen sind, waren die Netto-Exporte mit 7,46 Mio. Tonnen so hoch wie nie. Sie waren damit 90% höher als im Vorjahr.
Die gesamten Netto-Exporte Chinas in den ersten zehn Monaten des Jahres belaufen sich auf 61,8 Mio. Tonnen und übertreffen das Vorjahresniveau damit um 53%. Zwar haben dabei traditionelle Stahlimporteure Chinas ihre Importe massiv ausgeweitet: Korea hat in den ersten zehn Monaten mit 11,18 Mio. Tonnen 37% mehr Stahl als im Vorjahr aus China eingeführt. Allerdings mehren sich Anzeichen, dass die chinesischen Exporte auch die europäischen Stahlpreise (negativ) beeinflussen.
Der Exportanstieg ist dabei nicht auf eine Ausweitung der chinesischen Stahlproduktion zurückzuführen, denn diese war bereits zwischen Mai und September rückläufig. Zudem mussten die Stahlhütten in der Nähe Pekings ihre Produktion aufgrund der APEC-Konferenz drosseln. Außerdem sind Stahlnachfrage und -produktion in China im Winter gering, weil sich die Infrastruktur- und Bauprojekte verlangsamen. Somit sind die Exporte eher auf eine schwächere Nachfrage in China zurückzuführen, was für eine strukturelle und länger anhaltende Überproduktion in und höhere Stahlexporte aus China spricht. Dies dürfte auf den Stahlpreisen lasten.
Ein weiterer Grund für die schwächeren Stahlpreise sind die fallenden Notierungen für Eisenerz. Diese sind laut Platts letzte Woche erneut um 3 USD auf ein neues 5-Jahrestief bei 76 USD je Tonne gefallen.
Agrarrohstoffe
Erstmals hat die Internationale Kaffeeorganisation ICO ihre Erwartung eines globalen Marktdefizits 2014/15 in Zahlen gegossen. Am Freitag sprach der ICO-Exekutivdirektor Silva von 800 Tsd. Sack (à 60kg). Hauptgründe dafür sind die durch die Dürre dezimierte brasilianische Produktion und die weiterhin spürbaren Folgen der Pflanzenkrankheit Blattrost in Mittelamerika. In einem Ausblick auf 2015/16 äußerte Silva zudem die Erwartung, dass die Nachfrage nach brasilianischem Arabica-Kaffee die Produktion um bis zu 3 Mio. Sack übersteigen dürfte, obwohl sich die Perspektiven für die nächste brasilianische Ernte nach verbreiteten Regenfällen leicht aufgehellt haben.
Dennoch wird derzeit kaum damit gerechnet, dass bei der nächsten Ernte die diesjährige Produktion übertroffen werden kann. Arabica-Kaffee bleibt damit auf absehbare Zeit knapp, was die Preise über die nächsten Monate unterstützen sollte.
Heute wird das US-Landwirtschaftsministerium neue Prognosen zu Angebot und Nachfrage bei wichtigen Agrargütern veröffentlichen. Die Teilnehmer einer Reuters-Umfrage rechnen mit leichten Aufwärtsrevisionen bei den US-Mais- und Sojabohnenernten 2014/15. Zudem sollen die US-Lagerendstände 2014/15 bei Mais und Weizen leicht angehoben, bei Sojabohnen dagegen etwas reduziert werden. Bei den globalen Lagerendbeständen werden nur geringe Revisionen erwartet.
Die Ölpreise starten mit Gewinnen in die neue Handelswoche. Brent steigt auf 84,5 USD je Barrel, WTI auf 79,5 USD je Barrel. Als Grund wird die undurchsichtige Lage in Libyen genannt. Dort sind inzwischen zwei Ölfelder und ein Hafen geschlossen, wodurch dem Markt ca. 300 Tsd. Barrel Rohöl pro Tag "fehlen". Gestern musste das El Feel-Ölfeld aufgrund eines Stromausfalls die Produktion einstellen. Es hatte zuletzt 80 Tsd. Barrel Rohöl pro Tag gefördert.
Neben El Feel ist auch das zweitgrößte Ölfeld des Landes, El Sharara, seit Mitte letzter Woche geschlossen. Die staatliche Ölgesellschaft NOC hofft zwar, die beiden Ölfelder heute wieder in Betrieb nehmen zu können. Die neuerlichen Probleme machen aber deutlich, dass von einer dauerhaften Normalisierung der Ölproduktion in dem in Selbstauflösung begriffenen nordafrikanischen Land keine Rede sein kann.
In Libyen gibt es aktuell zwei rivalisierende Regierungen und Parlamente, welche sich gegenseitig bekämpfen. Dies macht notwendige Investitionen in den Erhalt der Ölinfrastruktur unmöglich. Saudi-Arabien dürfte sich dadurch in seiner Haltung bestätigt fühlen, sein Ölangebot nach dem zwischenzeitlichen Anstieg der libyschen Ölproduktion auf 900 Tsd. Barrel pro Tag nicht reduziert zu haben. Die neuerlichen Ausfälle in Libyen dürften sich deshalb mittelfristig sogar negativ auf den Ölpreis auswirken.
Eine Einigung der OPEC auf eine Produktionskürzung bei der Sitzung am 27. November wird dadurch immer weniger wahrscheinlich. Der kuwaitische Ölminister geht nicht davon aus, dass die OPEC ihr Angebot reduzieren wird. Die Risiken für die Ölpreise sind somit weiterhin abwärts gerichtet.
Edelmetalle
Gold handelt zum Wochenauftakt bei gut 1.170 USD je Feinunze, nachdem es am Freitag zu einer Gegenbewegung kam, in deren Zuge der Preis um rund 30 USD auf 1.180 USD je Feinunze stieg. Für den stärksten prozentualen Tagesgewinn seit Mitte Juni dürften Eindeckungen von Short-Positionen spekulativer Finanzanleger verantwortlich sein, nachdem es nicht gelang, den Goldpreis nach soliden US-Arbeitsmarktdaten auf neue Tiefstände zu drücken.
Aktuell bildet die vormalige Unterstützungsmarke von 1.180 USD einen starken Widerstand, welchen es zu überwinden gilt, bevor ein weiterer Anstieg möglich ist. Dagegen sprechen anhaltende Verkäufe der ETF-Investoren. Am Freitag flossen nochmals 8 Tonnen aus den Gold-ETFs ab, in der gesamten letzten Woche waren es mehr als 22 Tonnen.
Die am Freitagabend veröffentlichte CFTC-Statistik bestätigte die Vermutung, dass der Goldpreisrückgang seit Ende Oktober maßgeblich durch spekulative Finanzanleger getrieben war. Demnach hat diese Anlegergruppe in der Berichtswoche zum 4. November ihre Netto-Long-Positionen gegenüber der Vorwoche um über ein Drittel auf ein 4-Wochentief von nur noch 38,8 Tsd. Kontrakten reduziert.
Da der Goldpreis nach dem Datenstichtag weiter gefallen ist, dürften die Netto-Long-Positionen bis zum Freitag noch weiter gefallen sein. Momentan dürften zudem nur wenige Marktteilnehmer auf eine Annahme der Schweizer Goldinitiative am 30. November setzen (siehe auch: Rohstoffe kompakt Edelmetalle: "(K)ein goldener Rettungsanker" vom 7.11.2014).
Industriemetalle
Die Stahlexportstatistik Chinas für Oktober hat die Überschusssituation dort erneut verdeutlicht: Zwar sind die Stahlexporte mit 8,55 Mio. Tonnen im Vergleich zum September kaum gestiegen. Da aber gleichzeitig die Importe mit 1,09 Mio. Tonnen auf den zweitniedrigsten Stand seit Juni 2013 gefallen sind, waren die Netto-Exporte mit 7,46 Mio. Tonnen so hoch wie nie. Sie waren damit 90% höher als im Vorjahr.
Die gesamten Netto-Exporte Chinas in den ersten zehn Monaten des Jahres belaufen sich auf 61,8 Mio. Tonnen und übertreffen das Vorjahresniveau damit um 53%. Zwar haben dabei traditionelle Stahlimporteure Chinas ihre Importe massiv ausgeweitet: Korea hat in den ersten zehn Monaten mit 11,18 Mio. Tonnen 37% mehr Stahl als im Vorjahr aus China eingeführt. Allerdings mehren sich Anzeichen, dass die chinesischen Exporte auch die europäischen Stahlpreise (negativ) beeinflussen.
Der Exportanstieg ist dabei nicht auf eine Ausweitung der chinesischen Stahlproduktion zurückzuführen, denn diese war bereits zwischen Mai und September rückläufig. Zudem mussten die Stahlhütten in der Nähe Pekings ihre Produktion aufgrund der APEC-Konferenz drosseln. Außerdem sind Stahlnachfrage und -produktion in China im Winter gering, weil sich die Infrastruktur- und Bauprojekte verlangsamen. Somit sind die Exporte eher auf eine schwächere Nachfrage in China zurückzuführen, was für eine strukturelle und länger anhaltende Überproduktion in und höhere Stahlexporte aus China spricht. Dies dürfte auf den Stahlpreisen lasten.
Ein weiterer Grund für die schwächeren Stahlpreise sind die fallenden Notierungen für Eisenerz. Diese sind laut Platts letzte Woche erneut um 3 USD auf ein neues 5-Jahrestief bei 76 USD je Tonne gefallen.
Agrarrohstoffe
Erstmals hat die Internationale Kaffeeorganisation ICO ihre Erwartung eines globalen Marktdefizits 2014/15 in Zahlen gegossen. Am Freitag sprach der ICO-Exekutivdirektor Silva von 800 Tsd. Sack (à 60kg). Hauptgründe dafür sind die durch die Dürre dezimierte brasilianische Produktion und die weiterhin spürbaren Folgen der Pflanzenkrankheit Blattrost in Mittelamerika. In einem Ausblick auf 2015/16 äußerte Silva zudem die Erwartung, dass die Nachfrage nach brasilianischem Arabica-Kaffee die Produktion um bis zu 3 Mio. Sack übersteigen dürfte, obwohl sich die Perspektiven für die nächste brasilianische Ernte nach verbreiteten Regenfällen leicht aufgehellt haben.
Dennoch wird derzeit kaum damit gerechnet, dass bei der nächsten Ernte die diesjährige Produktion übertroffen werden kann. Arabica-Kaffee bleibt damit auf absehbare Zeit knapp, was die Preise über die nächsten Monate unterstützen sollte.
Heute wird das US-Landwirtschaftsministerium neue Prognosen zu Angebot und Nachfrage bei wichtigen Agrargütern veröffentlichen. Die Teilnehmer einer Reuters-Umfrage rechnen mit leichten Aufwärtsrevisionen bei den US-Mais- und Sojabohnenernten 2014/15. Zudem sollen die US-Lagerendstände 2014/15 bei Mais und Weizen leicht angehoben, bei Sojabohnen dagegen etwas reduziert werden. Bei den globalen Lagerendbeständen werden nur geringe Revisionen erwartet.