Goldnachfrage auf niedrigstem Niveau seit Ende 2009
13.11.2014 | Eugen Weinberg
Energie
Der Brentölpreis ist gestern erstmals seit Oktober 2010 unter die Marke von 80 USD je Barrel gefallen. Der saudi-arabische Ölminister al-Naimi meldete sich gestern zwar erstmals seit dem Preissturz zu Wort. Seine Äußerungen konnten den Preisrückgang aber nicht stoppen. Denn Al-Naimi ließ die Haltung seines Landes in Bezug auf die in zwei Wochen stattfindende OPEC-Sitzung vollkommen im Unklaren. Er sprach lediglich davon, einen stabilen Ölmarkt und gleichbleibende Preise haben zu wollen und keinen Preiskrieg zu führen.
Mit anderen Worten, wenn sich der Preis auf dem gegenwärtigen Niveau stabilisieren würde, wäre aus Sicht von Al-Naimi alles in Ordnung. Allerdings wäre selbst dazu eine deutliche Kürzung der Produktionsmenge erforderlich. Laut dem gestern veröffentlichten OPEC-Monatsbericht sinkt der Bedarf an OPEC-Öl im nächsten Jahr auf durchschnittlich 29,2 Mio. Barrel pro Tag, wobei der Bedarf in der ersten Jahreshälfte nochmals deutlich niedriger liegt. Im Oktober lag die OPEC-Produktion trotz Rückgangs noch immer bei 30,25 Mio. Barrel pro Tag.
Auch die US-Energiebehörde EIA prognostiziert für das laufende Quartal und das kommende Jahr ein beträchtliches Überangebot. Die mangelnde Bereitschaft einer Produktionsanpassung seitens Saudi-Arabiens und der anderen OPEC-Mitglieder und das deshalb vom Markt antizipierte Überangebot haben den Ölpreis in den letzten Wochen erst so stark unter Druck gesetzt. Solange der einflussreichtse OPEC-Produzent den Eindruck erweckt, dem Preisverfall tatenlos zuzusehen, wird sich der Preisrückgang fortsetzen. Ihr Land hat sehr wohl Einfluss auf die Preise, Herr Al-Naimi!
Edelmetalle
Nach dem heute veröffentlichten vierteljährlichen Bericht des World Gold Councils (WGC) zur globalen Goldnachfrage ist diese im dritten Quartal um 2% gegenüber dem Vorjahr auf 929 Tonnen zurückgegangen. Dies entspricht der niedrigsten Menge seit dem vierten Quartal 2009. Insbesondere ein Rückgang in China, wo die gesamte Verbrauchernachfrage gegenüber dem Rekordhoch vom vergangenen Jahr um 37% einbrach, trug hierzu bei. Ein Teil dieses Einbruchs konnte von Indien aufgefangen werden, wo die Nachfrage um 39% auf 225,1 Tonnen anstieg.
Dadurch eroberte Indien seine im letzten Jahr an China verlorene Stellung als weltgrößter Goldnachfrage wieder zurück. Dies ist insbesondere auf eine stärkere indische Schmucknachfrage zurückzuführen, die um 60% zulegte. Angesichts der Preisentwicklung der letzten Monate überrascht nicht, dass global betrachtet vor allem die investmentnahe Nachfrage nach Münzen und Barren stärker zurückging, während die Schmucknachfrage nur leicht nachließ. Die Gold-ETFs verzeichneten bereits das siebente Quartal in Folge Netto-Abflüsse, wenngleich diese in den bisherigen drei Quartalen im Vorjahresvergleich deutlich geringer ausfallen.
Für das Gesamtjahr rechnet der WGC mit einer globalen Nachfrage zwischen 4.000 und 4.100 Tonnen, was im Bereich des Vorjahresniveaus von 4.080 Tonnen liegt. Auf der Angebotsseite gab es preisbedingt einen starken Rückgang bei Altgold, während die Minenproduktion leicht stieg und bislang keine Reaktion auf die niedrigeren Preise zeigt.
Industriemetalle
Die Märkte nehmen Chinas schlechtere Vorgaben gelassen auf: Das Wachstum der Industrieproduktion schwächte sich im Oktober auf 7,7% ab, statt wie erwartet um 8% zuzulegen. Auch die Investitionstätigkeit ging leicht zurück. Doch die Abkühlung der Konjunktur kommt nicht mehr überraschend. Gleichzeitig bleibt man am Markt optimistisch, dass es der chinesischen Regierung gelingen wird, von hohem auf nachhaltiges Wachstum umzuschalten. Für die Tendenzen bei den Industriemetallpreisen bedeutet das schwächere allgemeine Nachfragewachstum in China aber auch, dass die Angebotstendenzen in den einzelnen Märkten umso wichtiger werden.
Das zeigt die Preisentwicklung von Nickel. Sorgen vor einer Angebotsverknappung infolge des Exportverbots für indonesische Erze hatten den Nickelpreis bis zum Sommer massiv steigen lassen. Da aber die harten Zahlen noch keine Markteinengung zeigen - die Nickelvorräte an der LME sind sogar seit Jahresbeginn um 50% auf knapp 390 Tsd. Tonnen gestiegen -, sind die Preise in den letzten Monaten wieder zurückgekommen.
Dennoch sind wir überzeugt, dass sich der Markt mittelfristig anspannen wird. Zwar haben sich die Chinesen um Alternativen gekümmert, und tatsächlich sind die Erzvorräte in den chinesischen Häfen in den letzten Monaten gestiegen. Aber die neuen Lieferungen sind minderer Qualität. Zudem könnte der Research-Gruppe Antaike zufolge die NPI-Produktion 2015 aufgrund nicht kostendeckender Preise um 100 Tsd. auf 350 Tsd. Tonnen zurückgehen.
Agrarrohstoffe
Seit dem 4-Jahrestief Ende September legte der Sojabohnenpreis um 20% zu. Alleine in den letzten fünf Handelstagen haben sich Sojabohnen um rund 7% auf ein 3-Monatshoch von 10,86 USD je Scheffel verteuert, ehe gestern Nachmittag eine Korrektur einsetzte.
An den jüngsten Prognosen des US-Landwirtschaftsministeriums kann die Preisstärke nicht liegen, denn das USDA nahm die US-Ernteschätzung nochmals leicht nach oben. Eher treibt der Blick nach Südamerika den Preis, wo vor allem in Brasilien zu trockene Witterung die Aussaat verzögert. Dies lässt auch eine spätere Ernte erwarten, was in der Zwischenzeit zu einer höheren Nachfrage nach US-Ware führen sollte.
Die Exportdaten des USDA zeigen bereits eine starke Nachfrage nach US-Sojabohnen: Im Oktober wurden rekordhohe 9,2 Mio. Tonnen ausgeführt. Besonders China zeigt sich als guter Kunde. Entsprechend hat das auf Ölsaaten spezialisierte Analysehaus Oil World seine Prognose für die US-Sojabohnenexporte 2014/15 auf 49-50 Mio. Tonnen angehoben, was weit über der Schätzung des USDA von 46,8 Mio. Tonnen und dem bisherigen Rekord des Vorjahres von knapp 45 Mio. Tonnen liegt.
Wir rechnen damit, dass später auch Südamerika maßgeblich dazu beiträgt, dass die Versorgung des Weltmarkts reichlich bleibt. Alleine in Brasilien dürfte die Produktion erstmals 90 Mio. Tonnen übersteigen. Wir erwarten daher einen Rückgang des Sojabohnenpreises unter die Marke von 10 USD je Scheffel, spätestens wenn das Angebot aus Südamerika verfügbar wird.
Der Brentölpreis ist gestern erstmals seit Oktober 2010 unter die Marke von 80 USD je Barrel gefallen. Der saudi-arabische Ölminister al-Naimi meldete sich gestern zwar erstmals seit dem Preissturz zu Wort. Seine Äußerungen konnten den Preisrückgang aber nicht stoppen. Denn Al-Naimi ließ die Haltung seines Landes in Bezug auf die in zwei Wochen stattfindende OPEC-Sitzung vollkommen im Unklaren. Er sprach lediglich davon, einen stabilen Ölmarkt und gleichbleibende Preise haben zu wollen und keinen Preiskrieg zu führen.
Mit anderen Worten, wenn sich der Preis auf dem gegenwärtigen Niveau stabilisieren würde, wäre aus Sicht von Al-Naimi alles in Ordnung. Allerdings wäre selbst dazu eine deutliche Kürzung der Produktionsmenge erforderlich. Laut dem gestern veröffentlichten OPEC-Monatsbericht sinkt der Bedarf an OPEC-Öl im nächsten Jahr auf durchschnittlich 29,2 Mio. Barrel pro Tag, wobei der Bedarf in der ersten Jahreshälfte nochmals deutlich niedriger liegt. Im Oktober lag die OPEC-Produktion trotz Rückgangs noch immer bei 30,25 Mio. Barrel pro Tag.
Auch die US-Energiebehörde EIA prognostiziert für das laufende Quartal und das kommende Jahr ein beträchtliches Überangebot. Die mangelnde Bereitschaft einer Produktionsanpassung seitens Saudi-Arabiens und der anderen OPEC-Mitglieder und das deshalb vom Markt antizipierte Überangebot haben den Ölpreis in den letzten Wochen erst so stark unter Druck gesetzt. Solange der einflussreichtse OPEC-Produzent den Eindruck erweckt, dem Preisverfall tatenlos zuzusehen, wird sich der Preisrückgang fortsetzen. Ihr Land hat sehr wohl Einfluss auf die Preise, Herr Al-Naimi!
Edelmetalle
Nach dem heute veröffentlichten vierteljährlichen Bericht des World Gold Councils (WGC) zur globalen Goldnachfrage ist diese im dritten Quartal um 2% gegenüber dem Vorjahr auf 929 Tonnen zurückgegangen. Dies entspricht der niedrigsten Menge seit dem vierten Quartal 2009. Insbesondere ein Rückgang in China, wo die gesamte Verbrauchernachfrage gegenüber dem Rekordhoch vom vergangenen Jahr um 37% einbrach, trug hierzu bei. Ein Teil dieses Einbruchs konnte von Indien aufgefangen werden, wo die Nachfrage um 39% auf 225,1 Tonnen anstieg.
Dadurch eroberte Indien seine im letzten Jahr an China verlorene Stellung als weltgrößter Goldnachfrage wieder zurück. Dies ist insbesondere auf eine stärkere indische Schmucknachfrage zurückzuführen, die um 60% zulegte. Angesichts der Preisentwicklung der letzten Monate überrascht nicht, dass global betrachtet vor allem die investmentnahe Nachfrage nach Münzen und Barren stärker zurückging, während die Schmucknachfrage nur leicht nachließ. Die Gold-ETFs verzeichneten bereits das siebente Quartal in Folge Netto-Abflüsse, wenngleich diese in den bisherigen drei Quartalen im Vorjahresvergleich deutlich geringer ausfallen.
Für das Gesamtjahr rechnet der WGC mit einer globalen Nachfrage zwischen 4.000 und 4.100 Tonnen, was im Bereich des Vorjahresniveaus von 4.080 Tonnen liegt. Auf der Angebotsseite gab es preisbedingt einen starken Rückgang bei Altgold, während die Minenproduktion leicht stieg und bislang keine Reaktion auf die niedrigeren Preise zeigt.
Industriemetalle
Die Märkte nehmen Chinas schlechtere Vorgaben gelassen auf: Das Wachstum der Industrieproduktion schwächte sich im Oktober auf 7,7% ab, statt wie erwartet um 8% zuzulegen. Auch die Investitionstätigkeit ging leicht zurück. Doch die Abkühlung der Konjunktur kommt nicht mehr überraschend. Gleichzeitig bleibt man am Markt optimistisch, dass es der chinesischen Regierung gelingen wird, von hohem auf nachhaltiges Wachstum umzuschalten. Für die Tendenzen bei den Industriemetallpreisen bedeutet das schwächere allgemeine Nachfragewachstum in China aber auch, dass die Angebotstendenzen in den einzelnen Märkten umso wichtiger werden.
Das zeigt die Preisentwicklung von Nickel. Sorgen vor einer Angebotsverknappung infolge des Exportverbots für indonesische Erze hatten den Nickelpreis bis zum Sommer massiv steigen lassen. Da aber die harten Zahlen noch keine Markteinengung zeigen - die Nickelvorräte an der LME sind sogar seit Jahresbeginn um 50% auf knapp 390 Tsd. Tonnen gestiegen -, sind die Preise in den letzten Monaten wieder zurückgekommen.
Dennoch sind wir überzeugt, dass sich der Markt mittelfristig anspannen wird. Zwar haben sich die Chinesen um Alternativen gekümmert, und tatsächlich sind die Erzvorräte in den chinesischen Häfen in den letzten Monaten gestiegen. Aber die neuen Lieferungen sind minderer Qualität. Zudem könnte der Research-Gruppe Antaike zufolge die NPI-Produktion 2015 aufgrund nicht kostendeckender Preise um 100 Tsd. auf 350 Tsd. Tonnen zurückgehen.
Agrarrohstoffe
Seit dem 4-Jahrestief Ende September legte der Sojabohnenpreis um 20% zu. Alleine in den letzten fünf Handelstagen haben sich Sojabohnen um rund 7% auf ein 3-Monatshoch von 10,86 USD je Scheffel verteuert, ehe gestern Nachmittag eine Korrektur einsetzte.
An den jüngsten Prognosen des US-Landwirtschaftsministeriums kann die Preisstärke nicht liegen, denn das USDA nahm die US-Ernteschätzung nochmals leicht nach oben. Eher treibt der Blick nach Südamerika den Preis, wo vor allem in Brasilien zu trockene Witterung die Aussaat verzögert. Dies lässt auch eine spätere Ernte erwarten, was in der Zwischenzeit zu einer höheren Nachfrage nach US-Ware führen sollte.
Die Exportdaten des USDA zeigen bereits eine starke Nachfrage nach US-Sojabohnen: Im Oktober wurden rekordhohe 9,2 Mio. Tonnen ausgeführt. Besonders China zeigt sich als guter Kunde. Entsprechend hat das auf Ölsaaten spezialisierte Analysehaus Oil World seine Prognose für die US-Sojabohnenexporte 2014/15 auf 49-50 Mio. Tonnen angehoben, was weit über der Schätzung des USDA von 46,8 Mio. Tonnen und dem bisherigen Rekord des Vorjahres von knapp 45 Mio. Tonnen liegt.
Wir rechnen damit, dass später auch Südamerika maßgeblich dazu beiträgt, dass die Versorgung des Weltmarkts reichlich bleibt. Alleine in Brasilien dürfte die Produktion erstmals 90 Mio. Tonnen übersteigen. Wir erwarten daher einen Rückgang des Sojabohnenpreises unter die Marke von 10 USD je Scheffel, spätestens wenn das Angebot aus Südamerika verfügbar wird.