Gold hält sich knapp unter 1.180 USD, "Islamischer Staat" führt Goldwährung ein
17.11.2014 | Thorsten Proettel
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Seitdem pendelt das Edelmetall in der Mitte zwischen diesen beiden Werten. Dies kann als Zeichen dafür gewertet werden, dass Hedgefonds und andere größere Adressen mit Wertsicherungsstrategien wie Stopp-loss-Marken sich bereits 2013 weitgehend aus dem Markt verabschiedet haben und folglich aktuell auch keinen Einfluss mehr ausüben.Prognosen bestätigt
Die geringe Nachfrage der Anleger und auch die Schwäche des Schmuckmarktes machen einen zügigen Wiederanstieg des Goldpreises in den kommenden Monaten wenig wahrscheinlich. Hierfür sprechen auch zwei damit zusammenhängende Belastungsfaktoren für die Preziose: Die seit Mai 2014 laufende und vermutlich noch längst nicht abgeschlossene Aufwertung des USD sowie die Aussicht auf Leitzinsanhebungen der US-Fed im kommenden Jahr dürften zukünftig weiter Druck ausüben. Allerdings zeigt der geringe Rückgang des Preises in den letzten Tagen auch, dass die Notierungen offenbar einen Boden finden.
Wir bestätigen deshalb unsere Prognose von 1.200 USD zur Jahresmitte 2015. Eine Erholung der Notierung könnte dann im 2. Halbjahr 2015 einsetzen, wofür ein allmählich rückläufiges Angebot sowie vermutlich wieder höhere Käufe in Asien sprechen. Unabhängig hiervon dürfte sich Gold in Euro aufgrund der von uns erwarteten Euro-Abwertung gegenüber dem USD verteuern.
"Islamischer Staat" führt Edelmetallwährung ein
Nicht nur in der Schweiz, wo am 30. November eine Volksabstimmung über die Erhöhung der Goldreserven stattfinden wird (s. Bericht v. 10. Oktober), sondern auch in Deutschland wünschen sich viele Bürger eine goldgedeckte Währung. Der "Islamische Staat" geht jetzt Presseberichten zufolge sogar noch einen Schritt weiter und möchte Goldmünzen für den Zahlungsverkehr einführen. Das Ziel ist, die Menschen von der "Gewaltherrschaft des Finanzsystems" zu befreien.
Geplant sind Münzen mit der für den arabischen Raum üblichen Feinheit von 21 Karat (875 Tausendstel Goldanteile) und einem Feingewicht von 18,4 Gramm, was derzeit einem Gegenwert von 550 Euro entspricht. Neben einem kleineren Goldnominal soll es demnach auch Silber- und Kupfermünzen für tägliche Zahlungen geben.
Interessant zu beobachten wird sein, ob die islamistische Gruppierung tatsächlich den logistischen Kraftakt der Einführung dieser Münzen stemmen kann. Zweitens steht die Frage im Raum, ob die Münzen nur gehortet oder tatsächlich für alltägliche Zahlungen genutzt werden. Und drittens ist natürlich völlig offen, wie die Menschen vor Ort mit den Schwankungen des Goldpreises und der damit verbundenen Änderungen der Kaufkraft der Münzen umgehen.
© Thorsten Proettel
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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