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Kapitulation beim Gold? Unwahrscheinlich!

18.11.2014  |  Michael J. Kosares
- Seite 2 -
Versicherungen: Gesundheit wie Vermögen

An dieser Stelle eine kleine Geschichte, um die Dinge ins rechte Licht zu rücken:

Ein Mann geht in seine Arztpraxis, um einen allgemeinen Gesundheitstest zu machen. Als die Testergebnisse dann auf den Tisch liegen, setzt sich der Arzt an den Tisch und sagt: “Glückwunsch, Sie sind in bester Gesundheit. Ernähren Sie sich gesund, treiben Sie weiterhin Sport und Ihr Zustand wird so bleiben." “Bestens!“, mein der Patient dazu und zieht sofort sein Handy aus der Tasche und wählt eine Nummer.

Der Doktor versucht nicht irritiert zu wirken und fragt: “Kann das nicht warten?“. Der Patient darauf: "Nein, das sind fantastische Nachrichten. Sie meinten doch eben, mein Gesundheitszustand könne besser nicht sein, oder? Gut, dann habe ich keine Minute mehr zu verlieren. Ich werde sofort meine Krankenversicherung kündigen! Ich werde ein Vermögen sparen!“

Niemand würde das machen! Warum? Eine Versicherung schützt gegen Dinge, die man nicht einplanen oder vorhersehen kann - Dinge, die sich eben nicht in den Tests zeigen. Auch Gold ist eine solche Versicherung - eine Vermögensversicherung. Anzunehmen, dass der durchschnittliche Goldbefürworter eines Tages aufgrund sinkender Preise kapitulieren werde, ist vergleichbar mit der Annahme, dass eine Durchschnittsperson seine Krankenversicherung gleich nach einem Besuch beim Doktor mit erfreulichem Ergebnis kündigen würde.

Je mehr ich lese, desto mehr wird mir klar, dass diejenigen, die die Berichte der Leitmedien erstellen, im Grunde überhaupt kein Verständnis von der Mentalität der Goldeigentümer haben (weder von Privatpersonen noch von Nationalstaaten). Sie leben in einer Märchenwelt, wo KGVs und Cashflow-Modelle die unfehlbaren Wertmaßstäbe sind und alles zweifelsfrei wertlos sein muss, was sich nicht nach diesen Methoden bewerten lässt. Man versucht, Gold in die Risikoanlage-Schublade zu schieben und prognostiziert dementsprechend die Kursentwicklung.

Aus dieser Perspektive betrachtet, kann ich es ihnen nicht einmal übel nehmen, dass sie jetzt die Kapitulation ausrufen. Nach ihren Maßstäben ist das nur logisch. Dennoch möchte ich diesen Meinungsformern eine Frage stellen: Weiß denn jemand von Ihnen, warum Aktienbesitzer 'kapitulieren'? Weil die Kurse wirklich ins Bodenlose sacken, und die Aktienbesitzer zutiefst verängstigt sind, dass ihre Papierzettel zu 100% wertlos werden!!! Eine Angst, das sollte man nicht vergessen, die in der historischen Wirklichkeit verwurzelt ist.

Im Unterschied dazu besitzt der durchschnittliche Goldeigentümer sein Gold gerade deshalb, weil er weiß, dass es NIE auf null fallen wird!

Und China teilt diese Meinung zum Gold - was folgende Frage aufwirft: Warum um alles in der Welt würde ein Land, das in den letzten 10 Jahren kontinuierlich Metall akquirierte, plötzlich kapitulieren und die eigenen Goldbestände aufgrund sinkender Kurse abbauen wollen? Das wird nicht passieren, außer natürlich der Premierminister des Landes hieße Gordon Brown.

Dieses Land würde höchstens eines machen - und zwar mehr Metall akquirieren. Man kann darauf wetten, dass sich China im Gedanken an eine derartige ‘Kapitulation‘ vorfreudig die Hände reiben würde. Ob sie aber überhaupt noch käufliches Metall finden würden, wäre wiederum eine ganz andere Frage.

Und noch eine Anmerkung zum Thema Kurse: Wussten Sie schon, dass nach einem Kursrutsch auf 700 $/ oz der Goldpreis ungefähr 500 $ unterhalb der Bergbauproduktionskosten liegen würde und fast 700 $ unterhalb der All-In-Kosten der Großproduzenten?

Wussten Sie auch, dass die Bergbauproduzenten angesichts sinkender Preise, angesichts der schon eingesetzten Arbeit und des schon aufgewendeten Kapitals aktuell die gehaltreichsten Gesteinszonen abbauen, um noch irgendwie im profitablen Bereich arbeiten zu können? Viele Bergbauanalysten glauben, dass wir mitten im Produktionshoch für Gold stecken (peak gold) - jetzt und hier. Man braucht keinen Doktortitel in Ökonomie, um zu erkennen, dass 700 $ pro Unze kein Preis ist, mit dem sich ein stabiles Angebot-Nachfrage-Paradigma aufrechterhalten ließe.

Wenn es eine Kapitulation gibt, dann wird diese wahrscheinlich viel eher unter den Papiergoldmarkt-Shorts stattfinden und nicht unter den physischen Goldeigentümern.

Falls es eine Kapitulation am Goldmarkt gäbe, so würde sie am Papiermarkt stattfinden, dort, wo die Händler das Gold nur als Zahl auf Computerbildschirmen behandeln und nicht als Anlage zur Vermögensabsicherung. DOCH DIESE HERANGEHENSWEISE BRINGT EIN RIESENPROBLEM MIT SICH!

Jene Trader (besonders die institutionellen) sind überwiegend SHORT! Abgesehen davon, behaupten nun viele, dass genau diese Short-Positionen (sowie ihr per se unbegrenzter Vorrat) die Haupttriebkraft hinter diesen Kursverfall beim Gold gewesen sind. Einfach formuliert: Wie kann es unter den Spekulanten zur Kapitulation kommen, wenn die überwiegende Mehrheit des spekulativen Volumens ohnehin auf der Short-Seite des Marktes konzentriert ist?

Wenn sich die Marktuntergrenze als unnachgiebig herausstellt, dann muss diese Kapitulation eben auf das Konto der Shorts - und nicht der Longs - gehen.




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