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Sammlermünzen als Wertanlage Chancen und Risiken

01.12.2014  |  Dr. Hubert Ruß
- Seite 6 -
"Um der Volatilität vorzubeugen und sich trotzdem eine werthaltige Reserve anzulegen, eignen sich besonders historische Goldmünzen". Dieses Zitat stammt aus einem Beitrag der Website goldreporter.de vom 25. April diesen Jahres. Der Autor fährt dann richtigerweise fort: "Hier spielt natürlich nicht nur der Materialwert eine große Rolle, sondern auch die Seltenheit und natürlich der Zustand der Münze … denn die Kunst des Gewinnschöpfens liegt immer im günstigen Einkauf".

Die entscheidenden Kriterien für die Preisbildung sind die Seltenheit - wie viele Münzen sind geprägt worden, wie viele verloren gegangen? - und der Erhaltungsgrad, also die Qualität, einer Münze. Je nach äußerer Erscheinung ergeben sich so Preisunterscheide bis zum Faktor 100 oder darüber hinaus.

Wie andere Wissenschaften hat auch die Numismatik ihre eigene Sprache: Die Beschreibung "schön" bezeichnet bei Münzen der Neuzeit unglücklicherweise das Gegenteil, nämlich eher unansehnliche Metallplättchen (Schrötlinge genannt) in einem stark abgegriffenen, zerkratzten Zustand.

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Abb. 18: Hessen, Ludwig III., 5 Mark 1875, "schön-sehr schön" = 80,-- € (li.), "Stempelglanz" = 8.000,-- € (re.)


Die nächst bessere Stufe lautet "sehr schön", gefolgt von vorzüglich und Stempelglanz. Münzen mit Stempelglanz sind begehrte, denn selbst nach hundert Jahren glänzen sie noch so, als wäre sie eben erst aus der Prägewerkstatt gekommen. Abbildung 18 zeigt deutlich, wie groß die Spannen bei unterschiedlicher Erhaltung sein können. Allerdings haben wir es mit Rahmenbedingungen zu tun, exakt messbar sind die Erhaltungsgrade nicht, es bleibt ein subjektiver Beurteilungsspielraum des Betrachters, was zu mitunter weit voneinander abweichenden Erhaltungseinstufungen führen kann.

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Abb. 19: China, Kaiserreich Dollar Jahr 3 (1911), gegraded von NGS und PCGS


An dieser Stelle möchte ich auf einen Trend zu sprechen kommen, der auch in Europa immer mehr um sich greift: das Einschließen von Münzen in einen Kunststoffholder, auf dem die Erhaltung verzeichnet ist, das sog. Slabben (Abb. 19).

Diese Slabs werden in erster Linie für Investoren kreiert; sie bieten eine trügerische Sicherheit hinsichtlich der Erhaltung, denn sie nehmen dem Käufer die Beurteilung der Erhaltung ab. Diese Entwicklung ist aus mehreren Gründen kritisch zu sehen: Zum einen besteht eine Diskrepanz zwischen dem europäischen und dem amerikanischen Erhaltungssystem.

Während wir in Europa im Prinzip vier Erhaltungsstufen kennen, finden sich in den USA gerade im Bereich der Top-Erhaltungen viel mehr Abstufungen, und diese werden auch auf die europäischen Münzen übertragen. Dass diese Beurteilungen ebenso subjektiv sind wie die eines europäischen Sammlers oder Händlers zeigt sich bereits in der Tatsache, dass man in vielen Auktionskatalogen europäischer Auktionshäuser deutlich von der auf dem Slab angegebenen Erhaltung abweichende Erhaltungsangeben findet.

Eine Echtheitsprüfung in diesen Slabs ist leider nicht möglich, da der Rand nicht sichtbar ist. Öffnet man den Slab, erlischt die Garantie; selbst bei offensichtlichen Fälschungen kann kein Regressanspruch gestellt werden. Mittlerweile werden die Slabs selbst gefälscht und mit Münzfälschungen bestückt. Zwar besitzt jeder Slab eine eigene Nummer, man kann anhand dieser Kennzeichnung feststellen, welche Münze im Original in dieser Hülle stecken sollte. Doch das ist sehr zeitaufwendig.


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