Sammlermünzen als Wertanlage Chancen und Risiken
01.12.2014 | Dr. Hubert Ruß
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FälschungenFälschungen werden derzeit v.a. aus Osteuropa und Chinas angeboten, meist auf Börsen oder im Internet. Wie kann man sich vor Fälschungen schützen? Der beste Schutz gegen Münz-Nepp ist eine ausführliche Beratung bei versierten Fachhändlern. In der Regel garantieren die deutschen Händler oder Münzauktionshäuser die Echtheit der von ihnen verkauften Münzen. Bitte achten sie darauf, dass es sich nicht nur um eine Gewährleistung handelt.
Münzkataloge bieten nur eine bedingte Hilfe, da sie bei der Herstellung eine zu lange Vorlaufzeit benötigen und deshalb auf kurzfristige Trends nicht reagieren können. Lassen sie sich nicht von Werbeversprechen einfangen, die ihnen Wertsteigerungen vorgaukeln, oft gemessen an eigenen gestiegenen Verkaufspreisen: billige Massenware wird nie im Wert steigen.
Was soll ich denn nun sammeln, werden Sie nach all diesen Ausführungen fragen? Der Rat an alle Interessierten: Münzsammler bauen auf die Zeit und jagen nicht kurzfristigen Trends nach. Antizyklisches Sammeln bietet sich an, denn Bereiche wie das deutsche Kaiserreich oder die Weimarer Republik sind derzeit wenig nachgefragt und bieten Einsteigern die Chance, bereits zu günstigen Preisen gut erhaltene, attraktive Stücke zu bekommen.
Eine andere Option wären beispielsweise steuerfreie Goldmünzen, deren Verkaufspreis nur etwas über dem Goldpreis liegt, wie Goldmünzen aus dem deutschen Kaiserreich, französische Goldmünzen oder US-Gold.
Chancen und Risiken
Chancen und Risiken, so lautet der Untertitel des Beitrags. Abschließend sollen nun die die wichtigsten Argumente nochmals zusammengefasst werden.
Spekulative Anleger können Märkte und Preisentwicklungen auch längerfristig manipulieren.
Sammlermünzen lassen sich selten ohne Verlust schnell wieder verkaufen, im Gegensatz zu reinen Anlagemünzen, die oftmals sofort konvertibel sind.
In Krisenzeiten fällt der historische Wert unter den Tisch, es zählt der reine Metallwert.
Gute Erhaltungen wachsen nicht auf den Bäumen und sind irgendwann nicht mehr verfügbar.
Damoklesschwert Kulturgüterschütz: die BRD hat heuer im Frühjahr die Ausführungsbestimmung zum sog. Kulturgüterschutz verabschiedet, die bei den Sammlern für erhebliche Unruhe gesorgt haben. Das Gesetz sieht vor, dass Kulturgüter von nationaler Bedeutung, die in Listen und Verzeichnissen dokumentiert sind oder aus archäologischen Grabungen stammen, bei Reklamation durch das Herkunftsland zurückgegeben werden müssen. Die illegale - und das heißt: jede nicht unter staatlicher Kontrolle und Autorisation erfolgte - Verbringung z.B. von archäologischen Objekten als "Kulturgütern nationaler Bedeutung" wird sogar als Kriminaldelikt verfolgt. Daher muss für alle Kulturgüter, die eventuell von nationaler Bedeutung sein könnten, unabhängig von ihrem Wert (!) eine Ausfuhrgenehmigung eines Herkunftsstaates beigebracht werden bzw. künftig der Nachweis rechtmäßigen Besitzes vor Inkrafttreten des Gesetzes geführt werden.
Abb. 20: Skythische Herrscher, Koson. Stater, ca. 40 - 29 v. Chr., Mzst. Olbia
Ein aktuelle Beispiel sind die aus dem Raum des heutigen Rumänien stammenden Goldstatere des Herrschers Koson (Abb. 20). Antike Münzen liefen seit ihrer Ausgabe rund um das gesamte Mittelmeer um und wurden bereits seit dem Mittelalter gesammelt, kamen also schon früh auch nach Deutschland und Übersee. Dennoch erhebt der rumänische Staat hier auf alle Goldmünzen dieses Typs Anspruch und fordert die Rückgabe im Rahmen des Kulturgüterschutzes.
Einziger Schutz des Sammlers ist der von ihm zu führende Nachweis, dass sich seine Münzen bereits vor Inkrafttreten dieses Gesetzes in Deutschland befunden haben. Aus diesem Grund werden Herkunftsnachweise in Form von alten Beschreibzetteln, Rechnungen, Auktionsvorkommen u.ä. immer wichtiger.
Fazit
Ich stehe Sammlermünzen auch als Wertanlage sehr positiv gegenüber, wenn man die die erläuterten Fallstricke berücksichtigt. Oder um es mit Johann Wolfgang von Goethe zu sagen: Wo viel verloren wird, ist manches zu gewinnen.
Grundsätzlich sollte der Hobby-Charakter im Vordergrund stehen. Dann ermöglichen lange Sammelzeiten den Ausgleich von Schwankungen. Der Haupttenor muss auf den guten Erhaltungen liegen, denn Qualität wird immer weniger. Dass die Beschäftigung mit Münzen den Wissenshorizont erweitert und ggf. auch das gesellschaftliche Ansehen steigern, wurde ebenfalls erwähnt.
Während andere Anlageobjekte oder Wertpapiere im Depot "schlummern", besitzt man mit Münzen haptisch erfahrbare Kleinkunstwerke, die man im "Notfall" auch in der Hosentasche transportieren kann.
© Dr. Hubert Ruß
Vereidigter Sachverständiger für Münzen und Medaillen
www.kuenker-numismatik.de
Bei dem vorliegenden Beitrag handelt es sich um die leicht überarbeitete und mit Anmerkungen versehene Fassung des auf der Edelmetallmesse in München am 7. und 8. November 2014 gehaltenen Vortrags.
(1) Diese Tendenzen wurden vergangenes Wochenende durch eine Reihe von führenden Kunsthändlern auf der Kunstmesse in der Hopfenpost in München bestätigt (Quelle: BR, Abendschau, 31.10.14).
(2) http://www.axa-art.de/news/detail/die-axa-art-sammlerstudie-2014-wer-was-wo-und-warum-sammelt.html.
(3) Näheres zur Person und dem Umfeld des Käufers unter http://www.muenzenwoche.de/de/Der-groete-Kunstsammler-der-Welt-interessiert-sich-auch-fuer-Muenzen/4?&id=845. Leider ist dieser aktive Käufer vor kurzem verstorben (vgl. http://www.muenzenwoche.de/de/page/4?&id=3115), so dass man gespannt sein darf, wie der Griechen-Markt daruf reagieren wird.
(4) Hier drängt sich der Vergleich zu den Hunt-Brüdern auf, die versuchten, den (Silber-)Markt zu dominieren. Auch sie konnten damals auf ein Vermögen zurückgreifen, das ihre Vorfahren mit Öl gemacht hatten. Das Ende ist hinlänglich bekannt. In den 90er Jahren konnten man die Schätze der Hunt-Brüder auf Auktionen der Firma Sotheby‘s zurückkaufen - für einen Bruchteil dessen, was die Hunt-Brüder dafür gezahlt hatten. Vgl. http://www.muenzenwoche.de/de/Der-groete-Kunstsammler-der-Welt-interessiert-sich-auch-fuer-Muenzen/4?&id=845.
Abbildungsnachweis:
Abb. 1: weltonline.de vom 4.12.2011
Abb. 2: Künker 256 (2014), Nr. 7393
Abb. 3 und 4: AXA-ART-Studie vom März 2014
Abb. 5: wikipedia.de
Abb. 6: Künker 245 (2014), Nr. 671
Abb. 7: Recherchen und Abbildungen F. R. Künker GmbH & Co. KG sowie Künker am Dom.
Abb. 8: NAC 66 (2012), Nr. 6
Abb. 9: NAC 80 (2014), Nr. 50
Abb. 10: Künker 203 (2012), Nr. 1621
Abb. 11: Sincona 19 (2014), Nr. 880
Abb. 12: Künker 239 (2013), Nr. 7246
Abb. 13: Künker 180 (2011), Nr. 694
Abb. 14: Künker 198 (2011), Nr. 9492
Abb. 15: F. R. Künker GmbH & Co. KG
Abb. 16: Künker 244 (2014), Nr. 575
Abb. 17: www.goldreporter.de vom 25.4.2014
Abb. 18: F. R. Künker GmbH & Co. KG
Abb. 19: Heritage 3035 (2014), Nr. 32910 und 32911
Abb. 20: CNG 337 (2014), Nr. 13