Diplomatie im Vorfeld der OPEC-Sitzung hilft Ölpreisen
18.11.2014 | Eugen Weinberg
Energie
Der Brentölpreis scheint sich bei 79 USD je Barrel zu stabilisieren, was auf die zunehmenden Aktivitäten im Vorfeld der OPEC-Sitzung in der nächsten Woche zurückzuführen sein dürfte. Gestern traf sich der Außenminister Venezuelas mit dem russischen Energieminister in Moskau, um über gemeinsame Maßnahmen zur Unterstützung der Ölpreise zu beraten.
Der Chef des größten russischen Ölkonzerns Rosneft, Sechin, wird zwei Tage vor dem OPEC-Treffen in Wien an einer Ölkonferenz an gleicher Stelle teilnehmen. Auch dort dürfte es hinter verschlossenen Türen zu Gesprächen mit Vertretern der OPEC kommen. Ob es zu einer gemeinsamen Linie zwischen der OPEC und Russland kommen wird, ist allerdings fraglich. Bereits Ende 2008 wurden derartige Schritte diskutiert, als der Ölpreis auf 40 USD je Barrel gefallen war.
Damals stand sogar ein Beitritt Russlands zur OPEC im Raum. Zu einer Kooperation kam es am Ende nicht. Am Ende musste die OPEC mit einer Produktionskürzung um 2,5 Mio. Barrel pro Tag die Hauptlast tragen, um den Ölpreisverfall zu stoppen.
Diesmal ist eine Kürzung um 1,5 Mio. Barrel pro Tag notwendig, um den Markt wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Aus den arabischen Golfstaaten gibt es dafür weiterhin keine Hinweise. Der Ölminister der Vereinigten Arabischen Emirate gab zu verstehen, den Markt weiterhin mit ausreichend Öl zu versorgen. Die OPEC-Länder würden kein Preisziel verfolgen, sondern an ständigen Investitionen interessiert sein. Die letzten vier Jahre hätten dazu ausreichend Gelegenheit gegeben.
Edelmetalle
Gold setzt heute Morgen nach kurzer Unterbrechung seine Aufwärtsbewegung fort und nähert sich wieder der Marke von 1.200 USD je Feinunze. Dies entspricht zugleich dem höchsten Stand seit über zwei Wochen. Unterstützung erhält der Preis wohl von ETF-Zuflüssen. Denn die Bestände der von Bloomberg erfassten Gold-ETFs wurden gestern erstmals seit über zwei Wochen aufgebaut - und zwar um 1,6 Tonnen. Der weltweit größte Gold-ETF, der SPDR Gold Trust, verzeichnete sogar Zuflüsse von 2,4 Tonnen.
Die Abflüsse aus dem SPDR Gold Trust von 20,8 Tonnen im dritten Quartal waren knapp zur Hälfte auf berichtspflichtige Großanleger zurückzuführen, wie die Pflichtmitteilungen an die US-Börsenaufsicht SEC zeigen. Weiter deutlich steigenden Goldpreisen könnten allerdings Pläne der indischen Regierung entgegenstehen, die offenbar die Goldeinfuhren weiter begrenzen will. Industriekreisen zufolge könnten entsprechende Maßnahmen vom Finanzministerium bereits heute noch verkündet werden.
Die indische Zentralbank hatte sich gestern schon für neue Maßnahmen stark gemacht, nachdem die wertmäßigen Goldimporte im Oktober im Vergleich zum Vorjahr um 280% auf 4,2 Mrd. USD gestiegen waren. Dies ist allerdings teilweise auch auf einen Basiseffekt zurückzuführen. Eine weitere Beschränkung der Goldimporte würde wohl auch zu einer höheren Schmuggelaktivität führen, was nicht die Intention der indischen Regierung sein kann. Auch könnten die indischen Schmuckhändler verstärkt auf Silber ausweichen. Der Silberpreis notiert heute Morgen im Fahrwasser von Gold ebenfalls fester bei 16,3 USD je Feinunze.
Industriemetalle
In China hat sich der Rückgang der Häuserpreise auch im Oktober fortgesetzt, was den Befürchtungen über eine deutliche Abkühlung des Immobiliensektors neue Nahrung gibt. Wie schon im September fielen auch im Oktober die Preise im Monatsvergleich in 69 der 70 vom Nationalen Statistikbüro erfassten Städte des Landes. Der Immobiliensektor wird als Achillessehne der chinesischen Wirtschaft angesehen, welcher die Konjunktur negativ beeinträchtigen könnte. Eine Abschwächung des Bausektors würde sich wohl in einer geringeren Nachfrage nach Metallen widerspiegeln und somit auf den Preisen lasten.
Wie die International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) gestern berichtete, wies der globale Bleimarkt in den ersten neun Monaten des Jahres einen moderaten Angebotsüberschuss von 12 Tsd. Tonnen auf. Der Überschuss kam vor allem durch eine höhere Produktion im dritten Quartal zustande, während die Nachfrage nur leicht zulegte. Letztere sollte in den Wintermonaten wegen einer höheren Batterieproduktion wieder anziehen, so dass sich der Markt anspannen dürfte.
Am globalen Zinkmarkt blieb gemäß Daten der ILZSG dagegen von Januar bis September das Angebot deutlich hinter der Nachfrage zurück - und zwar um 309 Tsd. Tonnen. Hierfür ist eine starke Nachfrage in China und den USA wegen der robusten Stahlproduktion verantwortlich. Wir sehen sowohl den Zink- als auch Bleipreis gut unterstützt.
Agrarrohstoffe
Der Preis für Rohzucker ist in den letzten Tagen wieder unter die Marke von 16 US-Cents je Pfund abgesunken. Weder das frühe Auslaufen der brasilianischen Ernte 2014/15 noch die Erwartung eines Angebotsdefizits 2015/16 konnte den Preis zuletzt stützen.
Die Internationale Zuckerorganisation ISO hat in der vergangenen Woche ihre Einschätzung bestätigt, dass im kommenden Erntejahr eine Phase von Defiziten am Zuckermarkt einsetzen dürfte und hierzu erstmals auch eine konkrete Schätzung veröffentlicht. Demnach soll 2015/16 die Zuckernachfrage die Produktion um 2 bis 2,5 Mio. Tonnen übersteigen. Dabei soll eine weiter steigende Nachfrage auf ein nur schwach steigendes Angebot treffen. Die Produktion soll in einigen zuletzt von schlechter Witterung betroffenen Ländern steigen, in der EU nach der diesjährigen Rekordernte aber stark rückläufig sein.
Gleichzeitig aktualisierte die ISO auch ihre Prognose für 2014/15. Zwar schloss sie sich nicht der von Kingsman, Czarnikow und dem USDA vertretenen Erwartung eines Defizits an, reduzierte aber ihre Überschussvorhersage von 1,3 Mio. Tonnen auf 473 Tsd. Tonnen. Offensichtlich richtet der Markt derzeit seine Aufmerksamkeit mehr auf etwas verbesserte Wachstumsbedingungen für das Zuckerrohr in Brasilien nach den Regenfällen der letzten Zeit sowie auf den starken US-Dollar. Wir gehen davon aus, dass die Zuckerpreise steigen, sobald die Aussicht auf zunehmende Knappheit stärker in das Bewusstsein der Marktteilnehmer rückt.
Der Brentölpreis scheint sich bei 79 USD je Barrel zu stabilisieren, was auf die zunehmenden Aktivitäten im Vorfeld der OPEC-Sitzung in der nächsten Woche zurückzuführen sein dürfte. Gestern traf sich der Außenminister Venezuelas mit dem russischen Energieminister in Moskau, um über gemeinsame Maßnahmen zur Unterstützung der Ölpreise zu beraten.
Der Chef des größten russischen Ölkonzerns Rosneft, Sechin, wird zwei Tage vor dem OPEC-Treffen in Wien an einer Ölkonferenz an gleicher Stelle teilnehmen. Auch dort dürfte es hinter verschlossenen Türen zu Gesprächen mit Vertretern der OPEC kommen. Ob es zu einer gemeinsamen Linie zwischen der OPEC und Russland kommen wird, ist allerdings fraglich. Bereits Ende 2008 wurden derartige Schritte diskutiert, als der Ölpreis auf 40 USD je Barrel gefallen war.
Damals stand sogar ein Beitritt Russlands zur OPEC im Raum. Zu einer Kooperation kam es am Ende nicht. Am Ende musste die OPEC mit einer Produktionskürzung um 2,5 Mio. Barrel pro Tag die Hauptlast tragen, um den Ölpreisverfall zu stoppen.
Diesmal ist eine Kürzung um 1,5 Mio. Barrel pro Tag notwendig, um den Markt wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Aus den arabischen Golfstaaten gibt es dafür weiterhin keine Hinweise. Der Ölminister der Vereinigten Arabischen Emirate gab zu verstehen, den Markt weiterhin mit ausreichend Öl zu versorgen. Die OPEC-Länder würden kein Preisziel verfolgen, sondern an ständigen Investitionen interessiert sein. Die letzten vier Jahre hätten dazu ausreichend Gelegenheit gegeben.
Edelmetalle
Gold setzt heute Morgen nach kurzer Unterbrechung seine Aufwärtsbewegung fort und nähert sich wieder der Marke von 1.200 USD je Feinunze. Dies entspricht zugleich dem höchsten Stand seit über zwei Wochen. Unterstützung erhält der Preis wohl von ETF-Zuflüssen. Denn die Bestände der von Bloomberg erfassten Gold-ETFs wurden gestern erstmals seit über zwei Wochen aufgebaut - und zwar um 1,6 Tonnen. Der weltweit größte Gold-ETF, der SPDR Gold Trust, verzeichnete sogar Zuflüsse von 2,4 Tonnen.
Die Abflüsse aus dem SPDR Gold Trust von 20,8 Tonnen im dritten Quartal waren knapp zur Hälfte auf berichtspflichtige Großanleger zurückzuführen, wie die Pflichtmitteilungen an die US-Börsenaufsicht SEC zeigen. Weiter deutlich steigenden Goldpreisen könnten allerdings Pläne der indischen Regierung entgegenstehen, die offenbar die Goldeinfuhren weiter begrenzen will. Industriekreisen zufolge könnten entsprechende Maßnahmen vom Finanzministerium bereits heute noch verkündet werden.
Die indische Zentralbank hatte sich gestern schon für neue Maßnahmen stark gemacht, nachdem die wertmäßigen Goldimporte im Oktober im Vergleich zum Vorjahr um 280% auf 4,2 Mrd. USD gestiegen waren. Dies ist allerdings teilweise auch auf einen Basiseffekt zurückzuführen. Eine weitere Beschränkung der Goldimporte würde wohl auch zu einer höheren Schmuggelaktivität führen, was nicht die Intention der indischen Regierung sein kann. Auch könnten die indischen Schmuckhändler verstärkt auf Silber ausweichen. Der Silberpreis notiert heute Morgen im Fahrwasser von Gold ebenfalls fester bei 16,3 USD je Feinunze.
Industriemetalle
In China hat sich der Rückgang der Häuserpreise auch im Oktober fortgesetzt, was den Befürchtungen über eine deutliche Abkühlung des Immobiliensektors neue Nahrung gibt. Wie schon im September fielen auch im Oktober die Preise im Monatsvergleich in 69 der 70 vom Nationalen Statistikbüro erfassten Städte des Landes. Der Immobiliensektor wird als Achillessehne der chinesischen Wirtschaft angesehen, welcher die Konjunktur negativ beeinträchtigen könnte. Eine Abschwächung des Bausektors würde sich wohl in einer geringeren Nachfrage nach Metallen widerspiegeln und somit auf den Preisen lasten.
Wie die International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) gestern berichtete, wies der globale Bleimarkt in den ersten neun Monaten des Jahres einen moderaten Angebotsüberschuss von 12 Tsd. Tonnen auf. Der Überschuss kam vor allem durch eine höhere Produktion im dritten Quartal zustande, während die Nachfrage nur leicht zulegte. Letztere sollte in den Wintermonaten wegen einer höheren Batterieproduktion wieder anziehen, so dass sich der Markt anspannen dürfte.
Am globalen Zinkmarkt blieb gemäß Daten der ILZSG dagegen von Januar bis September das Angebot deutlich hinter der Nachfrage zurück - und zwar um 309 Tsd. Tonnen. Hierfür ist eine starke Nachfrage in China und den USA wegen der robusten Stahlproduktion verantwortlich. Wir sehen sowohl den Zink- als auch Bleipreis gut unterstützt.
Agrarrohstoffe
Der Preis für Rohzucker ist in den letzten Tagen wieder unter die Marke von 16 US-Cents je Pfund abgesunken. Weder das frühe Auslaufen der brasilianischen Ernte 2014/15 noch die Erwartung eines Angebotsdefizits 2015/16 konnte den Preis zuletzt stützen.
Die Internationale Zuckerorganisation ISO hat in der vergangenen Woche ihre Einschätzung bestätigt, dass im kommenden Erntejahr eine Phase von Defiziten am Zuckermarkt einsetzen dürfte und hierzu erstmals auch eine konkrete Schätzung veröffentlicht. Demnach soll 2015/16 die Zuckernachfrage die Produktion um 2 bis 2,5 Mio. Tonnen übersteigen. Dabei soll eine weiter steigende Nachfrage auf ein nur schwach steigendes Angebot treffen. Die Produktion soll in einigen zuletzt von schlechter Witterung betroffenen Ländern steigen, in der EU nach der diesjährigen Rekordernte aber stark rückläufig sein.
Gleichzeitig aktualisierte die ISO auch ihre Prognose für 2014/15. Zwar schloss sie sich nicht der von Kingsman, Czarnikow und dem USDA vertretenen Erwartung eines Defizits an, reduzierte aber ihre Überschussvorhersage von 1,3 Mio. Tonnen auf 473 Tsd. Tonnen. Offensichtlich richtet der Markt derzeit seine Aufmerksamkeit mehr auf etwas verbesserte Wachstumsbedingungen für das Zuckerrohr in Brasilien nach den Regenfällen der letzten Zeit sowie auf den starken US-Dollar. Wir gehen davon aus, dass die Zuckerpreise steigen, sobald die Aussicht auf zunehmende Knappheit stärker in das Bewusstsein der Marktteilnehmer rückt.