Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Physische Silbernachfrage in diesem Jahr schwach

19.11.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise verharren gut eine Woche vor der richtungsweisenden OPEC-Sitzung in Wartestellung. Brentöl handelt bei 78,5 USD je Barrel, nachdem gestern in der Spitze zwischenzeitlich knapp 80 USD erreicht wurden. WTI fällt nach der Veröffentlichung preisbelastender API-Lagerdaten auf 74 USD je Barrel. Diese zeigten einen überraschend starken Anstieg der US-Rohölvorräte um 3,7 Mio. Barrel und einen ebenfalls kräftigen Lageraufbau in Cushing um 1,4 Mio. Barrel.

Im US-Senat ist gestern eine Abstimmung für die Genehmigung zum Bau des Nordabschnitts der Keystone XL-Pipeline nur knapp gescheitert. Zur erforderlichen Mehrheit von 60 Ja-Stimmen fehlte nur eine Stimme. Damit bleibt US-Präsident Obama ein Veto erspart. Das könnte sich im nächsten Jahr allerdings ändern. Denn nach den Zwischenwahlen zum US-Kongress Anfang November verfügen die Befürworter des Projekts im neuen US-Senat angeblich über 63 Stimmen.

Würde es ihnen gelingen, vier weitere Stimmen hinzuzugewinnen, könnten sie sogar ein präsidiales Veto überstimmen und den Bau der Pipeline auf den Weg bringen. Dadurch würde kanadischer Ölsand leichter für den US-Markt verfügbar, was sich positiv auf den Preis für Western Canada Select auswirken dürfte. Dieser wird aktuell mit einem Abschlag von knapp 16 USD gegenüber WTI bei weniger als 60 USD je Barrel gehandelt. Laut IEA gehören die Ölsande zu den am teuersten abzubauenden Vorkommen. Aufgrund der teilweise nicht kostendeckenden Preise wurden bereits einige Ölsandprojekte in Kanada auf Eis gelegt.


Edelmetalle

Der Goldpreis ist gestern erstmals seit gut zwei Wochen vorübergehend wieder über die psychologisch wichtige Marke von 1.200 USD je Feinunze gestiegen. Dies führen wir zum einen auf die Eindeckung von Short-Positionen zurück.

Zum anderen wurde der Preis durch einen schwächeren US-Dollar unterstützt. Da sich Gold in den letzten Tagen besser als Platin entwickelt hat, kosten beide Edelmetalle aktuell nahezu gleich viel. Dies war zuletzt im April 2013 der Fall. Der Markt preist offensichtlich ein Krisenszenario ein. Nahezu untergegangen sind Aussagen von EZB-Direktoriumsmitglied Yves Mersch zu Wochenbeginn, wonach die EZB im Rahmen ihres Kaufprogrammes theoretisch auch Gold kaufen könnte, um einer längeren Periode niedriger Inflation entgegenzuwirken.

Thomson Reuters GFMS hat gestern im Auftrag des Silver Institutes einen Zwischenbericht zum globalen Silbermarkt veröffentlicht. Demnach soll die physische Silbernachfrage in diesem Jahr im Vorjahresvergleich um 6,7% auf rund 1 Mrd. Unzen sinken. Bei allen Nachfragekomponenten wird ein Rückgang erwartet.

Die Fabrikationsnachfrage soll um 1,8% auf 577,5 Mio. Unzen zurückgehen und die Schmucknachfrage um 4,4% auf 189,2 Mio. Unzen nachgeben. Die Münz- und Barrennachfrage soll sogar um 21% auf 191,6 Mio. Unzen fallen. Der Silbermarkt dürfte damit überversorgt sein. Die Silber-ETFs verzeichnen seit Jahresbeginn zwar Zuflüsse von 20 Mio. Unzen. Diese sind aber bei weitem nicht stark genug, um den Rückgang der physischen Nachfrage auszugleichen. Thomson Reuters GFMS erwartet, dass 2015 ein Konsolidierungsjahr für Silber werden wird.


Industriemetalle

Die gestern Morgen veröffentlichten abermals schwachen Konjunkturdaten aus China (siehe TagesInfo Rohstoffe vom 18.11.) lasteten im Handelsverlauf auf den Metallpreisen. Der LME-Industriemetallindex verlor am Ende knapp 1% und fiel auf ein 3-Wochentief. Der Eisenerzpreis sackte sogar um 4,4% ab und markierte bei 71,8 USD je Tonne den niedrigsten Stand seit 5½ Jahren.

Sollte sich der Immobiliensektor merklich abkühlen, worauf die jüngsten Daten hindeuten, dürfte sich dies in einer geringeren Stahlnachfrage und damit einem niedrigeren Bedarf an Eisenerz zur Stahlproduktion niederschlagen. Darüber hinaus ist der globale Eisenerzmarkt derzeit klar überversorgt und es hat ein Verdrängungswettbewerb unter den Produzenten eingesetzt.

Die großen Eisenerzförderer, die relativ günstig produzieren können, versuchen über eine Mengenausweitung, kleinere Konkurrenten aus dem Markt zu drängen. Die dadurch zunächst noch höhere Verfügbarkeit von Eisenerz am Markt lastet auf den Preisen. Morgen früh wird der von HSBC erhobene vorläufige Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in China veröffentlicht. Sollte dieser ebenfalls schwach ausfallen, werden die Preise wohl weiter nachgeben.

Wie die LME-Statistik zur Positionierung der spekulativen Marktteilnehmer zeigt, haben diese in der letzten Woche ihre Netto-Long-Positionen bei allen Metallen, mit Ausnahme von Nickel, ausgeweitet. Damit wurden sie aber wohl auf dem falschen Fuß erwischt.

Open in new window


Agrarrohstoffe

Die globale Kaffeenachfrage wird laut Chef der Internationalen Kaffeeorganisation ICO bis zum Ende des Jahrzehnts pro Jahr um 2,5% steigen. Das Nachfragewachstum wird vor allem von den Schwellenländern getragen, wo die Nachfrage um 4-4,5% pro Jahr steigen soll. In den traditionellen Märkten rechnet die ICO mit einem jährlichen Wachstum um 1-1,5%. Die weltweite Nachfrage soll bis zum Jahr 2020 auf 175 Mio. Sack steigen, verglichen mit 150 Mio. Sack in diesem Jahr.

Für das laufende Erntejahr erwartet die ICO ein globales Marktdefizit von 800 Tsd. Sack, welches teilweise aus den brasilianischen Lagerbeständen gedeckt werden dürfte. Damit es in den kommenden Jahren nicht zu weiteren Marktdefiziten kommt, muss die globale Kaffeeproduktion somit kontinuierlich steigen. Die Dürre in Brasilien zu Jahresbeginn und die seit zwei Jahren grassierende Pflanzenkrankheit Blattrost in Mittelamerika zeigen, dass der Ausblick für das Angebot mit erheblichen Unsicherheiten verbunden ist. Dies spricht für dauerhaft hohe Preise insbesondere bei Kaffee Arabica.

Der US-Maispreis gibt den vierten Tag in Folge nach und fällt am Morgen auf 381 US-Cents je Scheffel. Preisbelastend ist das auf den Markt drückende rekordhohe Angebot aus den USA, nachdem die dortige Ernte weitgehend abgeschlossen ist. Weizen hält sich angesichts des Kälteeinbruchs in den USA und der damit verbundenen Gefahr von Frostschäden etwas besser.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"