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Schweizer Goldinitiative vor dem Scheitern

20.11.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis ist in der Nacht unter 78 USD je Barrel gefallen. Denn eine umfangreiche Produktionskürzung der OPEC wird immer unwahrscheinlicher. Für die OPEC-Sitzung am 27. November scheint sich als Minimalkonsens die Verpflichtung zur besseren Einhaltung des offiziellen Produktionsziels von 30 Mio. Barrel pro Tag herauszukristallisieren. Nach Venezuela und Ekuador hat sich nun auch Libyen für einen solchen Schritt ausgesprochen.

Im Oktober produzierte die OPEC je nach Umfrage zwischen 30,25 und 31 Mio. Barrel pro Tag. Selbst wenn die OPEC ihre Produktion dem Zielwert anpasst, würde im nächsten Jahr noch immer ein beträchtliches Überangebot bestehen. Denn der Bedarf an OPEC-Öl wird von der Internationalen Energieagentur und der OPEC auf lediglich 29,2 Mio. Barrel pro Tag geschätzt. Folglich würde eine derartige Minimallösung den Ölpreisverfall nicht stoppen. Die OPEC wäre voraussichtlich gezwungen, zu einem späteren Zeitpunkt eine stärkere Produktionskürzung zu beschließen, welche sich an dem niedrigeren Bedarf an OPEC-Öl orientiert.

Die US-Rohöllagerbestände sind in der letzten Woche laut US-Energieministerium um 2,6 Mio. Barrel gestiegen. Auch die Rohölvorräte in Cushing verzeichneten einen Anstieg um 718 Tsd. Barrel. Im Vorfeld wurde mit einem Lagerabbau gerechnet. Das API hatte am Vortag allerdings einen stärkeren Lageraufbau berichtet. Preiswirkung ging von den Daten daher nicht aus. Ausschlaggebend für den Anstieg der Rohölbestände waren kräftig gestiegene Importe, welche durch eine höhere Rohölverarbeitung nicht ausgeglichen werden konnten. Die US-Rohölproduktion ging zwar leicht zurück, blieb aber die zweite Woche in Folge über der Marke von 9 Mio. Barrel pro Tag.


Edelmetalle

In der Schweiz deuten kürzlich veröffentlichte Umfragen darauf hin, dass das Goldreferendum Ende des Monats abgelehnt wird. Im Vorfeld der Veröffentlichung neuer Umfrageergebnisse fiel der Goldpreis gestern Nachmittag binnen weniger Minuten um über 20 USD auf 1.175 USD je Feinunze. Offenbar hatten sich einige Marktteilnehmer für einen positiven Ausgang des Referendums positioniert und nun ihre Positionen glattgestellt. Heute Morgen handelt Gold nur leicht fester bei rund 1.180 USD je Feinunze.

Gemäß Daten der Schweizer Zollbehörde hat die Schweiz im Oktober 192,8 Tonnen Gold exportiert, 13% mehr als im September. Davon wurden 75,1 Tonnen nach Indien, 42,5 Tonnen nach China und 25,7 Tonnen nach Hongkong verschifft. Dies deutet auch auf robuste chinesische Goldimporte aus der ehemaligen britischen Kronkolonie hin. Daten hierzu werden nächste Woche veröffentlicht. Die indische Zentralbank hat ihrerseits bereits schon über deutlich höhere Goldeinfuhren im Oktober berichtet (siehe TagesInfo Rohstoffe vom 18.11.).

Das Protokoll der letzten Sitzung der US-Notenbank Fed vom 28./29. Oktober fand am Markt kaum Beachtung, da es keine großen Überraschungen enthielt. Zweifel an ihrem Willen, die Geldpolitik weiter zu normalisieren, ließen die FOMC-Mitglieder nicht aufkommen. Unterdessen wurde der Abbau der Gold-ETF-Bestände wieder aufgenommen. Diese wurden gestern um knapp zwei Tonnen reduziert.


Industriemetalle

Die Metallpreise geben heute Morgen einen Teil ihrer gestrigen Gewinne wieder ab, nachdem neue Daten zeigten, dass es in der chinesischen Wirtschaft weiterhin nicht rund läuft. So fiel der von HSBC erhobene vorläufige Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe im November stärker als erwartet auf 50 und deutet damit Stagnation an. Noch fällt das Minus der Metallpreise zwar moderat aus, dies war aber auch vor zwei Tagen der Fall, als Daten zum chinesischen Immobiliensektor veröffentlicht wurden. Die Preisreaktion erfolgte erst mit Verzögerung im Handelsverlauf des Tages.

Einige Marktteilnehmer setzen aber offenbar auch darauf, dass die chinesische Regierung und die Zentralbank weitere Maßnahmen ergreifen, um die schwächelnde Konjunktur zu stimulieren. Dies könnte einen möglichen stärkeren Preisrückgang abfedern.

Nickel verteuerte sich gestern um über 3% und handelt heute Morgen mit rund 16.300 USD je Tonne auf einem 5-Wochenhoch. In Indonesien hat ein Regierungsvertreter nochmals betont, dass das Land sein Exportverbot für unbehandelte Nickelerze beibehalten wird. Daneben ist gestern die Anzahl der gekündigten LME-Lagerscheine um 6,2% auf knapp 91 Tsd. Tonnen gestiegen, was auf eine höhere Nachfrage hindeutet.

Von den gut 390 Tsd. Tonnen Nickel im LME-Lagersystem sind aber noch drei Viertel frei verfügbar, so dass eine stärkere Nachfrage problemlos bedient werden kann. Der gestrige Preisanstieg erscheint uns etwas übertrieben.


Agrarrohstoffe

Im Gegensatz zu den Ölexportländern der OPEC haben sich die wichtigsten Produzentenländer für Naturkautschuk - Thailand, Indonesien und Malaysia - auf eine umfassende Kürzung des Angebots geeinigt. Diese stellen zusammen etwa 70% des weltweiten Kautschukangebots. Über eine bestimmte Menge wurde bislang zwar nichts bekannt. Laut dem zuständigen malaysischen Minister soll die Kürzung aber ausreichen, damit kein Überangebot am Markt besteht. Laut dem Beratungsunternehmen Rubber Economist soll der 2015 erwartete Angebotsüberschuss auf 43 Tsd. Tonnen sinken, nach einem Überschuss von 292 Tsd. Tonnen in diesem Jahr.

Die Produzenten hatten sich zuvor darauf verständigt, kein Kautschuk unterhalb eines Preises von 1,5 USD je kg mehr zu verkaufen, nachdem der Preis Anfang Oktober auf ein 5-Jahrestief von 1,38 USD je kg gefallen war. Diese Maßnahme hat seither bereits zu einer Preiserholung auf 1,55 USD je kg beigetragen. Für eine nachhaltige Preiserholung sind weitere Schritte angedacht. So soll die mit Gummibäumen bepflanzte Fläche so angepasst werden, dass es auch in den kommenden Jahren nicht zu einem Überangebot kommt.

In den nächsten 18 Monaten soll zudem ein regionaler Markt für Naturkautschuk geschaffen und die heimische Nachfrage pro Jahr um bis zu 10% gesteigert werden. Seitens der ausländischen Nachfrage sind kurzfristig keine Impulse zu erwarten, wie der auf Stagnationsniveau gefallene chinesische Einkaufsmanagerindex zeigt (siehe Industriemetalle oben).

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