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Stark angespannte Marktlage bei Platin und Palladium

25.11.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Atomverhandlungen mit dem Iran brachten gestern keinen Durchbruch. Die Frist wurde bis zum 30. Juni 2015 verlängert. Somit bleiben die Ölsanktionen gegen den Iran weiterhin in Kraft. Dies macht eine Zustimmung Saudi-Arabiens zu einer Produktionskürzung bei der OPEC-Sitzung in zwei Tagen etwas wahrscheinlicher. Denn das Letzte, was aus der Sicht Saudi-Arabiens in Frage käme, wäre eine eigene Produktionskürzung, um dadurch Raum zu schaffen für zusätzliches Ölangebot aus dem Iran. Angeblich gibt es innerhalb der OPEC Erwägungen, Irak, Iran und Libyen von einer Produktionskürzung auszunehmen.

Saudi-Arabien dürfte sich darauf aber nur einlassen, wenn sich diese drei Länder dazu verpflichten, das Angebot ihrerseits nicht zu erhöhen. Im Falle des Iran scheint dies wegen des Fortbestands der Ölsanktionen zumindest vorerst gesichert. Beim Irak und in Libyen hängt dies stark von der innenpolitischen Lage in beiden Ländern ab. Die vage Aussicht, dass es am Donnerstag vielleicht doch zu einer stärkeren Produktionskürzung kommt, dürfte einem Rückgang der Ölpreise vorerst entgegenstehen.

Die Avancen Russlands an die OPEC, seinerseits mit einer Angebotskürzung die Maßnahmen der OPEC zu unterstützen, sind nicht sonderlich glaubwürdig. Gestern stellte der russische Energieminister klar, dass der Beitrag Russlands sei, die Ölproduktion stabil zu halten und nicht zu erhöhen. Letzteres dürfte aufgrund der Sanktionen gegen den russischen Ölsektor ohnehin schwierig sein. Für eine Angebotskürzung mangelt es Russland an hinreichenden Lagerkapazitäten.


Edelmetalle

Johnson Matthey hat gestern seinen Halbjahresbericht zur Lage an den Platin- und Palladiummärkten veröffentlicht. Demnach werden beide Märkte in diesem Jahr das höchste Angebotsdefizit seit Beginn der Aufzeichnungen vor mehr als 30 Jahren verzeichnen. Bei Platin soll das Defizit 1,13 Mio. Unzen betragen, bei Palladium 1,62 Mio. Unzen. Im Mai hatte Johnson Matthey Defizite von 1,22 Mio. bzw. 1,61 Mio. Unzen erwartet. Wegen der monatelangen Streiks in Südafrika soll die globale Platinminenproduktion um 12,4% auf 5,10 Mio. Unzen sinken. Das Angebot aus Recycling soll dagegen auf 2,28 Mio. Unzen steigen.

Die gesamte Nachfrage soll um 2,7% auf 8,52 Mio. Unzen zurückgehen, was im Wesentlichen der Investmentnachfrage geschuldet ist. Die Nachfrage aus der Automobilindustrie wird dagegen aller Voraussicht nach ein 6-Jahreshoch von 3,39 Mio. Unzen erreichen. Auch das Palladiumangebot soll 2014 mit 6,20 Mio. Unzen niedriger ausfallen, ein Minus von 5,7%. Neben Südafrika kommt vor allem aus Russland weniger Angebot an den Markt. Wie bei Platin steigt auch bei Palladium das Recyclingangebot.

Getrieben durch die Automobilindustrie, die ein Rekordhoch von 7,30 Mio. Unzen erreichen soll, fällt die gesamte Palladiumnachfrage mit 10,51 Mio. Unzen 10,7% höher aus als im Vorjahr. Für 2015 erwartet Johnson Matthey ebenfalls substantielle Angebotsdefizite an beiden Märkten - das vierte Jahr in Folge -, sofern die Investmentnachfrage nicht einbricht. Angesichts der angespannten Marktlagen sollte u.E. sowohl der Platin- als auch der Palladiumpreis mittelfristig gut unterstützt sein.

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Industriemetalle

Chinesischen Zeitungsberichten zufolge stellt die Zinssenkung der Zentralbank Ende letzter Woche keinen Politikwechsel dar und die Regierung hat keine Notwendigkeit, weitere Maßnahmen zu ergreifen, um das Wachstum zu unterstützen. Das Beschäftigungsziel für dieses Jahr sei bereits erreicht und auch das Wachstumsziel von 7-7,5% erreichbar. Wir sind insbesondere für das nächste Jahr skeptischer, was die Wirtschaftsaussichten in China angehen. Ohne umfangreiche Stimulierungsmaßnahmen dürfte die chinesische Konjunktur spürbar an Dynamik verlieren, was auch die Nachfrage nach Metallen belasten dürfte.

Codelco, der weltweit größte Kupferproduzent aus Chile, hat jüngst bekannt gegeben, dass seine Kupferproduktion und Lieferungen an die Kunden im nächsten Jahr um 5% sinken werden. Das Unternehmen kämpft mit rückläufigen Produktionsraten und plant, bis 2025 rund 24 Mrd. USD in die bestehenden Minen und neue Projekte zu investieren. Damit soll die jährliche Produktion von derzeit 1,7 Mio. auf 2,5 Mio. Tonnen ausgeweitet werden. Ohne diese Investitionen würde die Produktion bis dahin auf 960 Tsd. Tonnen sinken.

Sollte das niedrigere Angebot von Codelco im nächsten Jahr nicht anderweitig aufgefangen werden, wäre der globale Kupfermarkt wohl ein weiteres Jahr angespannt. Im Falle von unvorhergesehenen Produktionsausfällen könnte es daher auch zu deutlicheren Preissteigerungen kommen.


Agrarrohstoffe

Im Oktober hat China 42% weniger Baumwolle importiert als im Vorjahresmonat. Summiert über die ersten 10 Monate von 2014 beläuft sich das Minus auf 38%. Auch in den nächsten Monaten ist kaum Besserung in Sicht, zumal die eigene Ernte auf den Markt kommt. Zu diesem negativen Impuls für die Preise von der Nachfrageseite kommt der in die gleiche Richtung wirkende Angebotsschub in den USA.

In der letzten Saison hatte die im Vergleich zu Mais und Sojabohnen vorteilhafte Preisentwicklung bei Baumwolle zu einer deutlichen Ausdehnung der Anbaufläche in den USA geführt. Dadurch steigt in der laufenden Saison das Angebot kräftig. Beide Aspekte schickten die Baumwollpreise 2014 auf Talfahrt. Mit 59 US-Cents je Pfund liegt der Baumwollpreis in New York auf einem 5-Jahrstief. Viele US-Produzenten rechnen offenbar nicht mit einer baldigen Preiserholung, sondern greifen auf ein erstmals seit 2009 wieder aktiviertes Subventionsprogramm der Regierung zurück.

Der Kaffeehändler Volcafe erhöht aufgrund einer schwächeren vietnamesischen Ernte seine Prognose für das Defizit am Kaffeemarkt 2014/15 von 9 Mio. auf nun 10 Mio. Sack. Denn nicht nur bei Arabica-Kaffee, dem die Dürre in Brasilien zugesetzt hat, sondern auch am Markt für Robusta-Kaffee ist mit einem Defizit zu rechnen. Volcafe ist somit deutlich pessimistischer als die Internationale Kaffeeorganisation, die vor Kurzem ihre Defiziterwartung bei 800 Tsd. Sack angesetzt hat.




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