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Rohstoffpreise fallen auf mehrjährige Tiefstände

01.12.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Preissturz am Ölmarkt setzt sich auch zu Beginn der neuen Handelswoche ungebremst fort. Brent fällt am Morgen auf 67,5 USD je Barrel, WTI auf 64 USD je Barrel. Beides entspricht den tiefsten Niveaus seit mehr als 5 Jahren. Seit der OPEC-Sitzung am Donnerstag haben die Preise somit gut 10% verloren. Wir erachten das Ausmaß der Preisreaktion als übertrieben, weil die OPEC letztlich genau das beschlossen hat, was nicht nur wir, sondern auch die Mehrheit der Marktteilnehmer erwartet hatten. Ein Ende des Preisverfalls lässt sich dennoch nicht absehen.

Die Aussicht auf ein massives Überangebot im ersten Halbjahr 2015 von ca. 1,5 Mio. Barrel pro Tag lastet schwer auf den Preisen. Nachdem sich die OPEC geweigert hat, ihrerseits einen Beitrag zum Abbau dieses Überangebots zu leisten, muss dieser Beitrag nun von den Produzenten außerhalb der OPEC kommen. Angeblich soll der saudi-arabische Ölminister al-Naimi die Zustimmung der anderen OPEC-Mitglieder zur Beibehaltung der Fördermengen dadurch gewonnen haben, indem er die US-Schieferölproduzenten als Angriffsziel ausgegeben hat. Diese dürften zunehmend in Probleme geraten, zumal der Preis für Bakken-Öl nur noch knapp über 60 USD notiert.

Industriedaten und Reuters zufolge sollen die Genehmigungen neuer Schieferöl-Bohrlöcher im Oktober um 15% gesunken sein. Dies spricht für einen entsprechenden Rückgang der aktiven Bohrlöcher in den kommenden Monaten und mit gewisser zeitlicher Verzögerung für eine entsprechende Auswirkung auf die Ölproduktion. Es ist deshalb davon auszugehen, dass die US-Energiebehörde EIA ihre optimistische Prognose für die US-Ölproduktion im Jahr 2015 deutlich nach unten revidieren muss.

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Edelmetalle

Der Goldpreis fällt zum Wochenauftakt vorübergehend auf ein 3-Wochentief von gut 1.140 USD je Feinunze, nachdem in der Schweiz das Goldreferendum mit klarer Mehrheit abgelehnt wurde. 77% sprachen sich gestern dagegen aus, dass die Schweizer Notenbank in den nächsten Jahren große Mengen Gold kaufen muss, um einen Mindestanteil von 20% ihrer Aktiva in Gold zu halten. Umfragen hatten bereits auf ein "Nein" hingedeutet, dennoch fällt die Marktreaktion heute Morgen heftig aus. Offenbar waren einige Marktteilnehmer noch für einen positiven Ausgang des Referendums positioniert, was dem Goldpreis in den letzten Wochen Unterstützung gab.

Wir gehen nicht davon aus, dass Gold dauerhaft auf dem aktuellen Niveau verharrt, sondern erwarten mittel- bis langfristig höhere Preise. Denn - und dies wurde vom Markt vollkommen ignoriert - die indische Zentralbank hat am Freitag überraschend mit sofortiger Wirkung wurde die sog. 80:20-Regel eliminiert, die neben der Importsteuer maßgeblich zur Einschränkung der Goldeinfuhren beigetragen hat.

Mit der Aufhebung der Beschränkung soll wohl auch dem Goldschmuggel ein Riegel vorgeschoben werden. Zuletzt scheinen die Restriktionen des Öfteren umgangen worden zu sein. Denn laut Aussagen eines Offiziellen aus dem Finanzministerium hat Indien seit Beginn des Fiskaljahres am 1. April bereits 710 Tonnen Gold importiert. Im gesamten letzten Fiskaljahr waren es rund 640 Tonnen.


Industriemetalle

Die Metallpreise befinden sich zum Wochenauftakt in einem Umfeld einer allgemein hohen Risikoaversion wieder und stehen spürbar unter Druck, nachdem sie schon Ende letzter Woche deutlich nachgaben. Kupfer fällt heute Morgen auf ein 4½-Jahrestief von rund 6.200 USD je Tonne. In China ist der offizielle Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe (PMI) im November stärker als erwartet auf 50,3 gesunken und hält sich damit nur noch knapp über der Marke von 50, die Expansion anzeigt. Dies war bereits der zweite Monatsrückgang in Folge und stellt zugleich den tiefsten Stand seit acht Monaten dar.

Der PMI reiht sich damit in den Reigen schwacher Konjunkturdaten aus China der letzten Wochen ein und schürt bei den Marktteilnehmern weitere Sorgen, dass sich die Nachfrage nach Metallen spürbar abschwächen könnte. Die Wirkung der Zinssenkung von vor gut einer Woche scheint somit bereits vollständig verpufft. Heute Nachmittag wird in den USA der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe veröffentlicht. Auch hier wird ein Rückgang erwartet, allerdings von einem hohen Niveau.

Sollte der Rückgang aus dem Rahmen fallen, werden die Metallpreise wohl weiter nachgeben. Die CFTC-Statistik zur Marktpositionierung der spekulativen Finanzanleger an der COMEX wird wegen des US-Feiertages letzte Woche erst heute veröffentlicht. Die jüngsten Preisrückgänge werden sich hier aber noch nicht widerspiegeln.


Agrarrohstoffe

In ihrem am Freitag veröffentlichten Quartalsbericht hat die Internationale Kakaoorganisation ICCO ihre Schätzung für den Überschuss am Kakaomarkt in der Saison 2013/14 von 40 Tsd. auf 53 Tsd. Tonnen angehoben. Dies geht weitgehend auf eine Anhebung der weltweiten Kakaoproduktion zurück, die sich als Summe zahlreicher kleinerer positiver und negativer Änderungen ergibt: Für das wichtigste Anbauland Elfenbeinküste wurde die Menge nochmals um 11 Tsd. Tonnen auf 1,741 Mio. Tonnen angehoben - 20% mehr als in der Vorsaison. Auch für Brasilien, Ecuador und Nigeria wurde ein Aufschlag vorgenommen.

Beim zweitwichtigsten Produzenten Ghana hat die ICCO dagegen die im vorherigen Bericht vorgenommene kräftige Anhebung zum Teil wieder rückgängig gemacht. Mit knapp 900 Tsd. Tonnen soll hier das Plus gegenüber dem Vorjahr nur 7,4% betragen. Deutlich nach unten korrigiert wurde auch die Produktion des drittgrößten Anbieters Indonesien, für den nun ein leichter Rückgang gegenüber der Vorsaison auf 405 Tsd. Tonnen zu Buche steht.

Das weltweite Nachfrageplus für 2013/14 wird nun mit 3,4% zwar leicht niedriger als zuvor angesetzt, im Niveau allerdings leicht höher, da auch die Verarbeitungszahl des Vorjahres nach oben korrigiert wurde. Die leichte Überschussanhebung bedeutet keine Neubewertung der Marktlage. Vielmehr konzentriert sich der Blick inzwischen weitgehend auf die bereits laufende Saison 2014/15, für die die ICCO erste offizielle Schätzungen erst im nächsten Quartalsbericht Ende Februar veröffentlicht.




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