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Preise fahren wieder Achterbahn

02.12.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Rohölpreise legten gestern eine fulminante Kehrtwende hin. Der Brentölpreis stieg vom am Morgen verzeichneten 5-Jahrestief um mehr als 5 USD und ging am Tageshoch bei knapp 73 USD je Barrel aus dem Handel. WTI stieg ebenfalls von einem 5-Jahrestief um knapp 6 USD auf 69,5 USD je Barrel. Der Preissprung dürfte eine technische Gegenbewegung nach dem übertriebenen Absturz zuvor sein, als die Preise in zwei Tagen um mehr als 10% einbrachen.

Es gibt zudem erste Anzeichen dafür, dass das niedrige Ölpreisniveau zu einer Einschränkung der Schieferölproduktion führen wird. Wie wir bereits gestern berichtet hatten, sind die Genehmigungen für neue Schieferöl-Bohrlöcher in den USA im Oktober um 15% gesunken. Im Oktober lag der durchschnittliche WTI-Preis noch bei mehr als 80 USD je Barrel und damit ca. 15 USD höher als aktuell. Die Bemühungen, neue Bohrlöcher in Betrieb zu nehmen, dürften deswegen seither weiter nachgelassen haben.

Die Chefin der Internationalen Energieagentur spricht in einem Interview davon, dass die Produzenten von unkonventionellem Öl in einem noch nie dagewesenen Ausmaß auf ihre Wirtschaftlichkeit getestet würden. Die spekulativen Finanzanleger haben sich im Vorfeld der OPEC-Sitzung unterschiedlich positioniert. Während bei Brent in der Woche zum 25. November geringfügig Netto-Long-Positionen aufgebaut wurden, wurden diese bei WTI merklich reduziert. Allerdings ist das Niveau der Netto-Long-Positionen bei WTI noch immer deutlich höher als das bei Brent. Der Preissturz Ende letzter Woche dürfte bei beiden Ölsorten mit einem Positionsabbau einhergegangen sein.


Edelmetalle

Bei Gold und Silber kam es gestern im Tagesverlauf zu einer massiven Gegenbewegung. Nachdem Gold zu Handelsbeginn noch auf gut 1.140 USD je Feinunze gefallen war, stieg es im weiteren Handelsverlauf in der Spitze um fast 80 USD. Am Ende stand ein Plus von 3,8% zu Buche. Der Preis hält sich heute Morgen klar über der Marke von 1.200 USD je Feinunze. Noch eindrucksvoller war die Entwicklung bei Silber. Der Preis rutschte am Morgen kurzzeitig bis auf 14,3 USD durch, was dem niedrigsten Niveau seit mehr als 5 Jahren entsprach.

Umso ausgeprägter war die darauffolgende Gegenbewegung: Am Handelsende verzeichnete Silber einen Gewinn von 6,5% und notiert am Morgen bei knapp 16,5 USD je Feinunze. Das Gold-Silber-Verhältnis stieg im Zuge dessen zunächst auf ein 6-Jahreshoch von 78 und fiel danach auf 73. Ausgelöst wurde die gestrige Preisbewegung, die u.E. technisch getrieben war, durch den zuletzt vorherrschenden übertrieben hohen Pessimismus der Marktteilnehmer. Auf dem Weg nach oben mussten gestern offenbar einige Short-Positionen geschlossen werden, um die Verluste nicht ausufern zu lassen, was die Preisanstiege zusätzlich verstärkte.

Inwiefern dies nachhaltig ist, wird sich in den nächsten Tagen zeigen. Die Aufhebung eines Teils der Goldimportrestriktionen in Indien letzten Freitag könnte jedenfalls ein Schritt zu einer zukünftig wieder höheren physischen Goldnachfrage sein, die sich mittel- bis langfristig im Preis widerspiegeln sollte. Im Fahrwasser von Gold sollte auch Silber profitieren.

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Industriemetalle

Im Einklang mit den meisten anderen Rohstoffen haben sich auch die Industriemetalle gestern erholt. Der Anstieg bei zum Beispiel Kupfer, Aluminium und Blei fiel aber längst nicht so stark aus wie bei den Energieträgern oder Edelmetallen. Heute Morgen geben die Metallpreise einen Teil ihrer Zuwächse wieder ab, wobei stärkere Verluste wohl durch die sehr festen chinesischen Aktienmärkte verhindert werden.

Auftrieb erhielten die Preise gestern von soliden US-Konjunkturdaten. So ist der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe im November entgegen den Erwartungen nur geringfügig auf 58,7 gefallen und bleibt damit auf einem relativ hohen Niveau. Die Auftragskomponente ist sogar leicht gestiegen. In der US-Wirtschaft läuft es derzeit somit klar besser als in der chinesischen. Die USA sind hinter China der weltweit zweitgrößte Konsument von Metallen.


Laut Einschätzung des International Tin Research Institute (ITRI) wird der globale Zinnmarkt im nächsten Jahr wieder ein Angebotsdefizit von 5-10 Tsd. Tonnen aufweisen. Dies ist vor allem auf eine robuste Nachfrage zurückzuführen. Mit einem Anteil von rund 50% ist die Elektronikindustrie hier vorherrschend. In diesem Jahr ist der Markt weitgehend ausgeglichen. Für Indonesien erwartet ITRI, dass das Land im nächsten Jahr unverändert rund 80 Tsd. Tonnen Zinn exportieren wird. Sollte der Preis aber weiter fallen, müssten einige Minen schließen, da sie nicht mehr profitabel sind.


Agrarrohstoffe

Erstmals seit August kostet Weizen in Chicago wieder rund 600 US-Cents je Scheffel, nachdem der Preis Ende September auf ein 4-Jahrestief von knapp 490 US-Cents je Scheffel abgesackt war. Wir hatten zwar erwartet, dass sich der Blick von der allgemein guten Verfügbarkeit von Weizen bald wieder auf die nächsten, eher schwach erwarteten Ernten richten würde. Mit einer so schnellen und heftigen Preisreaktion hatten wir allerdings nicht gerechnet.

Am Markt wird befürchtet, die lange Trockenheit und aktuelle Kälte könne zu einer schlechten Ernte 2015 in Russland - und auch in den USA - führen. Nun gesellt sich noch die Furcht dazu, Russland könne vielleicht wie 2010 zu handelsbeschränkenden Maßnahmen greifen. Denn aufgrund des von Russland verhängten Einfuhrstopps gegen Agrargüter aus der EU steigt der heimische Bedarf, was die verfügbare Exportmenge zusätzlich verringern dürfte.

Gleichzeitig kommt auch das Thema El Niño wieder auf, das über Monate fast vollständig aus den Schlagzeilen verschwunden war. Mehrere Wetterdienste in Australien und Neuseeland sehen nun doch eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür, dass dieses Wetterphänomen - wenn auch nur schwach ausgeprägt - entsteht. El Niño-Lagen gehen häufig mit Dürre in Teilen Asiens und Ozeaniens einher. Übermäßige Trockenheit führt in Australien bereits jetzt dazu, dass das staatliche Institut Abares die aktuelle Weizenernte 2014/15 nochmals um 1 Mio. Tonnen auf 23,2 Mio. Tonnen nach unten korrigierte. Im Vorjahr waren 27 Mio. Tonnen geerntet worden.




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