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Erste sichtbare Bremsspuren beim künftigen US-Ölangebot

03.12.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Diskussion um das Ölangebot der OPEC hat eine unerwartete Wendung genommen: Laut dem ehemaligen Geheimdienstchef Saudi-Arabiens ist das Königreich angeblich zu Produktionskürzungen bereit, falls sich auch Nicht-OPEC-Staaten wie Russland einem solchen Schritt anschließen. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Produzenten auf eine solche koordinierte Aktion einigen können, eher gering. Russland z.B. kann angesichts der gegenwärtigen Probleme kaum geringere Einnahmen aus dem Verkauf von Rohöl akzeptieren.

Zu einer baldigen Angebotsreaktion könnte es dagegen in den USA kommen. Dem Industriedatenanbieter Drilling Info und Reuters zufolge ist die Zahl der genehmigten Öl- und Gasbohrlöcher im November um 40% gesunken. In den drei großen Schieferölvorkommen Permian Basin, Eagle Ford und Bakken betrugen die Rückgänge zwischen 38% und knapp 30%. Dies dürfte sich mit einigen Monaten Verzögerung in einer geringeren Zahl aktiver Bohrlöcher niederschlagen. Da die Schieferölproduktion pro Bohrloch im ersten Jahr nach Inbetriebnahme um schätzungsweise 60%-70% sinkt, dürfte dies im zweiten Halbjahr 2015 sichtbare Auswirkungen bei der US-Ölproduktion haben.

Am zu erwartenden Überangebot in der ersten Jahreshälfte 2015 ändert dies allerdings wenig. Zwar berichtete Reuters für November einen Rückgang der OPEC-Ölproduktion um 340 Tsd. auf 30,3 Mio. Barrel pro Tag. Dies ist aber noch immer deutlich mehr als der Bedarf an OPEC-Öl. Zudem war der Rückgang vor allem auf die neuerlichen Probleme in Libyen und Wartungsarbeiten in Angola zurückzuführen. Anzeichen für freiwillige und dauerhafte Produktionskürzungen gibt es weiterhin nicht.


Edelmetalle

Gold hat - wie viele andere Rohstoffe auch - gestern einen Teil seiner Preiszuwächse vom Vortag wieder abgegeben. Heute Morgen legt es aber bereits wieder moderat auf knapp 1.210 USD je Feinunze zu. In Anbetracht des festen US-Dollars ist dies beachtlich. Zuflüsse von 2,4 Tonnen in den SPDR Gold Trust, den weltgrößten Gold-ETF, standen gestern einem stärkeren Preisrückgang entgegen. Die Marktteilnehmer dürften die morgen stattfindende EZB-Sitzung abwarten, bevor sie neue Positionierungen eingehen.

Die Bestände der von Bloomberg erfassten Palladium-ETFs wurden zu Wochenbeginn um 57,1 Tsd. Unzen aufgebaut, was auf einen Zufluss beim Anbieter ETF Securities zurückzuführen ist. Dies war zugleich der größte Zufluss seit knapp vier Wochen. Offenbar haben einige Marktteilnehmer in Erwartung positiver Autoabsatzzahlen verstärkt Palladium nachgefragt.

In den USA wurden gemäß Daten von Wards Automotive Group im November auf saisonbereinigter und annualisierter Basis 17,1 Mio. Fahrzeuge verkauft, 5,5% mehr als im Vorjahr und mehr als erwartet. Da der US-Markt benzinlastig ist, sollte sich dies vor allem in einer robusten Nachfrage nach Palladium niederschlagen. Der Palladiumpreis steigt heute Morgen wieder auf gut 810 USD je Feinunze und damit in die Nähe seines kürzlich verzeichneten 2-Monatshochs.


Industriemetalle

Wie gewonnen, so zerronnen - dies gilt aktuell für die Industriemetallpreise. Gestern gaben sie fast alle ihre Gewinne vom Vortag wieder ab, woraufhin der LMEX wieder nahe seines 6-Wochentiefs notiert. Der Preisrückgang setzt sich heute Morgen fort. Die Metalle profitieren somit nicht von positiven chinesischen und US-Konjunkturdaten, welche sich in festen chinesischen Aktienmärkten widerspiegeln. In China zeigte sich der Einkaufsmanagerindex für das Dienstleistungsgewerbe im November robust, was wohl auch auf die überraschende Zinssenkung der Zentralbank zurückzuführen sein dürfte. In den USA wiederum sind die Bauausgaben im Oktober stärker gestiegen als erwartet.

Zumindest letzteres spricht für eine solide Nachfrage nach Metallen. Der mit Abstand größte Verlierer unter den Industriemetallen war gestern Aluminium, das sich um 2,4% auf rund 1.980 USD je Tonne verbilligte. Heute Morgen handelt es weitere 20 USD tiefer auf einem 5-Wochentief. Wir hatten mehrfach darauf hingewiesen, dass Preise über 2.000 USD je Tonne wegen der hohen Produktionsraten nicht gerechtfertigt sind. Der Markt ist nur aufgrund der Finanztransaktionen künstlich verknappt.

Da sich die Terminkurve mittlerweile spürbar verflacht hat, dürften einige dieser Finanzierungsgeschäfte aufgelöst werden, was zu einer Ausweitung des Angebots führen sollte. Die spekulativen Finanzinvestoren setzen allerdings noch stark auf steigende Aluminiumpreise und haben ihre Netto-Long-Positionen letzte Woche nur leicht reduziert.


Agrarrohstoffe

Gestern ist der Preis für Arabica-Kaffee um 3,7% auf nur noch gut 183 US-Cents je Pfund gefallen. Seit August war der Preis nur an wenigen Tagen niedriger gewesen. Grund für den Preisrückgang war die Meldung, dass Brasilien im November mit 2,86 Mio. Sack mehr Kaffee exportierte als im Vorjahresmonat, als 2,71 Mio. Sack ausgeführt wurden. Gleichzeitig kam auch aus dem größten Exportland Mittelamerikas, Honduras, doppelt soviel Ware auf den Weltmarkt als im November 2013.

Erst am Tag zuvor hatte die Internationale Kaffeeorganisation Daten für Oktober bekannt gegeben. Demnach überstiegen die weltweiten Kaffeeexporte die Menge des Vorjahresmonats schon im Oktober ebenfalls leicht. Kumuliert über die 12 Monate bis Oktober 2014 bleiben die Kaffeeexporte allerdings noch marginal hinter der Vergleichsperiode zurück. Während die globale Produktion maßgeblich unter der Dürre in Brasilien zu leiden hatte, macht sich dies bisher also nur begrenzt in einer schlechteren Versorgung des Weltmarkts bemerkbar.

Dabei dürfte eine große Rolle spielen, dass derzeit noch auf Bestände aus den guten Vorjahresernten zurückgegriffen werden kann. Wenn allerdings - wie zu erwarten - auch die nächste brasilianische Ernte noch unter dem Eindruck der Dürre steht, dürfte sich die Versorgungslage spürbar anspannen. Wir erwarten daher bald eine Rückkehr des Arabica-Preises über die Marke von 200 US-Cents je Pfund.

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