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Verfall der Ölpreise setzt sich fort

09.12.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Auf der Suche nach dem "Boden" erreicht der Brentölpreis immer neue Tiefs und handelt heute nach einem erneut starken Preisrückgang nur knapp über 65 USD je Barrel. Dabei ist jedoch die Zahl selbst eher irrelevant. Vielmehr gilt es herauszufinden, ab welchem Niveau sich die Grenzproduktion, seien es die Schieferölproduktion in den USA, die Ölsandprojekte in Kanada oder andere teure Projekte, langfristig nicht mehr rentiert und deshalb keine Neuinvestitionen anlocken wird. Denn die OPEC wird offensichtlich vorerst nicht reagieren bzw. sogar zusätzlich Öl ins Feuer gießen, indem man den Preiskampf weiter betreibt.

So wurde gestern bekannt, dass auch der Irak die Preisabschläge für asiatische Kunden für Januar noch einmal massiv auf nun 4 USD je Barrel erhöht hat. Im Januar dieses Jahres mussten seine Kunden noch einen Preisaufschlag von rund 1 USD zahlen. Wir sind überzeugt, dass die Investitionen in einigen Grenzprojekten bei den jetzigen Preisen stark zurückgehen werden und rechnen daher langfristig mit höheren Ölpreisen.

Dass die Stimmung am Ölmarkt äußerst negativ ist und die Preise auch sehr schnell steigen könnten, hat man letzten Montag gesehen, als sich der Brentölpreis ohne erkennbaren Grund im Handelsverlauf um fast 8% erholte. Die neueste Statistik der ICE zeigt, dass dies vor allem auf einen Short-Squeeze, die Eindeckung von Leerverkäufen, zurückzuführen war. Diese waren für über zwei Drittel des gesamten Anstiegs der Netto-Long-Positionen der Großanleger zuständig.

Wir sind über das Ausmaß des spekulativen Optimismus überrascht. Denn obgleich der Brentölpreis in der Woche zum 2. Dezember um 10% einbrach, sind die Netto-Long-Positionen der Großanleger um 27,8 Tsd. bzw. 45% auf 90,1 Tsd. Kontrakte gestiegen und befinden sich damit auf dem höchsten Niveau seit vier Monaten. Ein nach wie vor hoher Anlegeroptimismus steht einem nachhaltigen Preisanstieg im Wege.

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Edelmetalle

Der Goldpreis ist trotz der USD-Stärke erneut über die psychologisch wichtige Marke von 1.200 USD je Feinunze gestiegen und befindet sich gemessen in Euro mit rund 980 Euro je Feinunze sogar unweit des Hochs von September 2013. Aus unserer Sicht wird die Politik der Zentralbanken große Auswirkungen auf das Anlegerverhalten und auch die Preisperspektiven für Gold in den verschiedenen Währungsräumen haben. Denn während die US-Fed bereits im zweiten Quartal 2015 den Zinserhöhungszyklus einleiten sollte, geben die Zentralbanken in Japan und in der Eurozone weiterhin "Gas" und möchten ihre Bilanzsummen weiter massiv ausweiten.

Gold als Vermögensschutz, unabhängige "Währung" und Sachwert dürfte in dieser Situation von einer stärkeren physischen Nachfrage profitieren. Während die Gold-ETF-Anleger auf der Suche nach Rendite weiter in Aktien und Anleihen umschichten – gestern hatten die Gold-ETFs erneut einen Rückgang der Bestände um 3,4 Tonnen verzeichnet - steigt die Nachfrage nach Münzen und Barren teilweise stark an. Wir rechnen in den kommenden Monaten bei Gold mit einem stabilen Preisverlauf in USD und einem Preisanstieg gemessen in Euro oder Yen.


Industriemetalle

Gemäß Daten der Zollbehörde hat China im November 390 Tsd. Tonnen Aluminium und Aluminiumprodukte exportiert. Dies waren 22% mehr als im Vorjahr. Von Januar bis November wurden insgesamt 3,79 Mio. Tonnen ausgeführt. Erstmals überhaupt wird China im Gesamtjahr wohl über 4 Mio. Tonnen Aluminium und Aluminiumprodukte exportieren. Durch die Überproduktion im eigenen Land steht mehr Material für den Export zur Verfügung, so dass China in den letzten Monaten verstärkt den Weltmarkt mit Aluminium versorgt. Dies liegt auch an den hohen physischen Prämien in Europa und den USA.

In Rotterdam, das für den europäischen Markt maßgeblich ist, sind die Prämien jüngst allerdings etwas gesunken. Daten von Metal Bulletin zufolge mussten gestern noch Aufschläge von 415 USD je Tonne (exklusive Zölle) gezahlt werden. Mitte November waren es in der Spitze 431 USD je Tonne gewesen. Zum moderaten Rückgang der Prämien trägt die spürbare Verflachung der Terminkurve bei, die die Finanztransaktionen unattraktiver macht.

Auch sind die sog. cancelled warrants an der LME, die anzeigen, wieviel Material zur Auslieferung aus den Lagerhäusern angefordert ist, in den letzten Wochen zurückgegangen. Mit 2,28 Mio. Tonnen liegen sie auf einem 12-Monatstief. Sollten die Finanztransaktionen, die noch große Mengen Aluminium binden, aufgelöst werden, gelangt weiteres Material an den Weltmarkt, was wohl die Preise belasten würde. Wir erwarten, dass der Aluminiumpreis im Laufe des nächsten Jahres auf 1.900 USD je Tonne fällt.


Agrarrohstoffe

Stimmung und Fundamentaldaten am Zuckermarkt klaffen immer weiter auseinander. Laut aktueller Daten der US-Börsenaufsicht CFTC weiteten die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer ihre Netto-Short-Positionen bei Rohzucker in der Woche zum 2. Dezember um gut 40% auf 54,7 Tsd. Kontrakte aus. Der Preisrutsch um fast 6% in der entsprechenden Berichtswoche war somit zu großen Teilen auf Verkäufe seitens dieser Gruppe zurückzuführen. Die Beweggründe hierfür bleiben allerdings unklar. Denn mehr und mehr verdichten sich die Anzeichen dafür, dass der globale Zuckermarkt nach vier Jahren des Überangebots in eine Phase von Angebotsdefiziten eintritt.

Für das laufende Zuckerjahr 2014/15 rechnet nur noch eine Minderheit der Marktbeobachter mit einem Angebotsüberschuss. Dazu gehört Platts Kingsman, welches seine Überschussschätzung allerdings von 1,66 Mio. auf nur noch 600 Tsd. Tonnen nach unten revidiert hat. Für das kommende Erntejahr rechnet Platts Kingsman wie alle anderen Marktbeobachter mit einem Angebotsdefizit. Die meisten Schätzungen liegen dabei zwischen 2-3 Mio. Tonnen oder sogar darüber. In Richtung eines höheren Defizits sprechen auch Nachrichten aus Brasilien. Denn die brasilianische Zuckerindustrievereinigung Unica rechnet für 2015/16 mit einer um mehr als 1 Mio. Tonnen geringeren Zuckerproduktion in der Hauptanbauregion Center-South als 2014/15. Eindeckungen von Short-Positionen können den Zuckerpreis somit kräftig steigen lassen.




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