Edelmetalle: Vorgezogene Neuwahl des griechischen Staatspräsidenten rüttelt Börsen wach
13.12.2014 | Thorsten Proettel
Überraschende Regierungsentscheidung
Viel früher als erwartet macht sich die Neuwahl des griechischen Staatspräsidenten an den Börsen bemerkbar. Wie bereits geschildert (Gold Fokus vom 21.11.) birgt die Wahl ein hohes Potenzial für Marktkapriolen in der Eurozone, möglicherweise sogar darüber hinaus.
Dementsprechend war der stärkste Tagesverlust des Athener Aktienindex seit November 1987 mit einem Minus von 13% kein Wunder. Der Goldpreis profitierte hiervon und kletterte am Dienstag zwischenzeitlich um rund 30 USD je Feinunze. Zu der Verteuerung des Edelmetalls haben auch Kommentare aus dem Führungsgremium der US-amerikanischen Notenbank beigetragen, die eher als Hinweis auf eine zeitliche Verzögerung von Leitzinsanhebungen verstanden wurden.
Linkspartei Syriza könnte stark profitieren
Um was geht es bei der griechischen Präsidentenwahl? Nach Ablauf der zweiten Amtszeit des amtierenden Präsidenten Papoulias müsste spätestens im kommenden März ein Nachfolger gefunden werden. Im ersten Wahlgang wäre eine Zwei-Drittel-Mehrheit notwendig, was angesichts der Zerstrittenheit im griechischen Parlament als ausgeschlossen gilt. Selbst im dritten Wahlgang ist noch eine Drei-Fünftel-Mehrheit erforderlich.
Der Kandidat bräuchte also 180 von 300 Stimmen, wohingegen die Regierung nur über 155 Stimmen verfügt. Wird die notwendige Mehrheit nicht erreicht, dann werden das Parlament aufgelöst und Neuwahlen ausgeschrieben. Aus dieser Situation dürfte die linksgerichtete Syriza-Partei als Wahlgewinnerin hervorgehen, die einen neuen Schuldenschnitt anstrebt.
Angst vor neuem Schuldenschnitt
Vermutlich ist die Furcht vor einem drastischen Ende der bisherigen Sparbemühungen der Grund, weshalb Investoren seit dem Sommer für griechische Staatsanleihen immer höhere Risikoaufschläge fordern.
Die Bekanntgabe eines vorgezogenen Termins für den ersten Wahlgang am kommenden Mittwoch ließ die Rendite für 10jährige Staatsanleihen aus Athen auf 9% ansteigen. Dies ist ein bemerkenswerter Unterschied beispielsweise zu Italien, das sich in diesem Laufzeitenbereich aktuell zu rund 2% finanzieren kann.
Phase der Unsicherheit
Der zweite und der dritte Wahlgang zum Präsidentschaftsamt ist für den 22. Dezember beziehungsweise den 29. Dezember geplant. Sollte es tatsächlich zu Neuwahlen kommen, dann dürfte die Verunsicherung an den Märkten nochmals deutlich steigen und der Goldpreis würde vermutlich profitieren. Aber unabhängig hiervon ist die Präsidentschaftswahl ein Weckruf für alle Anleger, dass die Eurokrise weiterhin schwelt.
Es bedarf nur eines kleinen Auslösers, um die Problematik der Gemeinschaftswährung nach mehr als zwei Jahren relativer Ruhe wieder an die Tagesordnung zu bringen. Die Sinnhaftigkeit von Goldanlagen zur Absicherung wird hierdurch untermauert.
Ein weiteres Argument für Gold könnten Staatsanleihenkäufe durch die EZB sein. Zuletzt mehrten sich die Zeichen, dass hiermit im Frühjahr 2015 begonnen wird. Einem Anstieg des Goldpreises in USD steht jedoch weiterhin die Aussicht auf höhere US-Leitzinsen entgegen.
© Thorsten Proettel
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
Diese Publikation beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir jedoch keine Gewähr übernehmen können. Sie gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder, ungeachtet etwaiger Eigenbestände in diesen Produkten. Diese Publikation ersetzt nicht die persönliche Beratung. Sie dient nur zu Informationszwecken und gilt nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf. Für weitere zeitnähere Informationen über konkrete Anlagemöglichkeiten und zum Zwecke einer individuellen Anlageberatung wenden Sie sich bitte an Ihren Anlageberater.
Viel früher als erwartet macht sich die Neuwahl des griechischen Staatspräsidenten an den Börsen bemerkbar. Wie bereits geschildert (Gold Fokus vom 21.11.) birgt die Wahl ein hohes Potenzial für Marktkapriolen in der Eurozone, möglicherweise sogar darüber hinaus.
Dementsprechend war der stärkste Tagesverlust des Athener Aktienindex seit November 1987 mit einem Minus von 13% kein Wunder. Der Goldpreis profitierte hiervon und kletterte am Dienstag zwischenzeitlich um rund 30 USD je Feinunze. Zu der Verteuerung des Edelmetalls haben auch Kommentare aus dem Führungsgremium der US-amerikanischen Notenbank beigetragen, die eher als Hinweis auf eine zeitliche Verzögerung von Leitzinsanhebungen verstanden wurden.
Linkspartei Syriza könnte stark profitieren
Um was geht es bei der griechischen Präsidentenwahl? Nach Ablauf der zweiten Amtszeit des amtierenden Präsidenten Papoulias müsste spätestens im kommenden März ein Nachfolger gefunden werden. Im ersten Wahlgang wäre eine Zwei-Drittel-Mehrheit notwendig, was angesichts der Zerstrittenheit im griechischen Parlament als ausgeschlossen gilt. Selbst im dritten Wahlgang ist noch eine Drei-Fünftel-Mehrheit erforderlich.
Der Kandidat bräuchte also 180 von 300 Stimmen, wohingegen die Regierung nur über 155 Stimmen verfügt. Wird die notwendige Mehrheit nicht erreicht, dann werden das Parlament aufgelöst und Neuwahlen ausgeschrieben. Aus dieser Situation dürfte die linksgerichtete Syriza-Partei als Wahlgewinnerin hervorgehen, die einen neuen Schuldenschnitt anstrebt.
Angst vor neuem Schuldenschnitt
Vermutlich ist die Furcht vor einem drastischen Ende der bisherigen Sparbemühungen der Grund, weshalb Investoren seit dem Sommer für griechische Staatsanleihen immer höhere Risikoaufschläge fordern.
Die Bekanntgabe eines vorgezogenen Termins für den ersten Wahlgang am kommenden Mittwoch ließ die Rendite für 10jährige Staatsanleihen aus Athen auf 9% ansteigen. Dies ist ein bemerkenswerter Unterschied beispielsweise zu Italien, das sich in diesem Laufzeitenbereich aktuell zu rund 2% finanzieren kann.
Phase der Unsicherheit
Der zweite und der dritte Wahlgang zum Präsidentschaftsamt ist für den 22. Dezember beziehungsweise den 29. Dezember geplant. Sollte es tatsächlich zu Neuwahlen kommen, dann dürfte die Verunsicherung an den Märkten nochmals deutlich steigen und der Goldpreis würde vermutlich profitieren. Aber unabhängig hiervon ist die Präsidentschaftswahl ein Weckruf für alle Anleger, dass die Eurokrise weiterhin schwelt.
Es bedarf nur eines kleinen Auslösers, um die Problematik der Gemeinschaftswährung nach mehr als zwei Jahren relativer Ruhe wieder an die Tagesordnung zu bringen. Die Sinnhaftigkeit von Goldanlagen zur Absicherung wird hierdurch untermauert.
Ein weiteres Argument für Gold könnten Staatsanleihenkäufe durch die EZB sein. Zuletzt mehrten sich die Zeichen, dass hiermit im Frühjahr 2015 begonnen wird. Einem Anstieg des Goldpreises in USD steht jedoch weiterhin die Aussicht auf höhere US-Leitzinsen entgegen.
© Thorsten Proettel
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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