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Preise zum Wochenauftakt uneinheitlich

15.12.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Brentöl startet die neue Handelswoche mit einem neuen 5½-Jahrestief von gut 60 USD je Barrel. Die Nachricht von der Schließung zweier libyscher Ölhäfen gibt am Morgen zwar etwas Auftrieb, aber die Grundstimmung bleibt negativ: Nach den neuen Hiobsbotschaften der Internationalen Energieagentur am Freitag belasteten am Wochenende Aussagen von OPEC-Delegierten. Generalsekretär al-Badri verteidigte auf einer Konferenz in Dubai die Politik des Kartells. Die Politik richte sich aber nicht gegen andere Anbieter wie die USA, Russland oder den Iran.

Der Ölminister Kuwaits äußerte sich diesbezüglich etwas klarer, dass es der OPEC um die Verteidigung ihrer Marktanteile ginge. Und der Energieminister der Vereinigten Arabischen Emirate ließ sich sogar zu der Äußerung hinreißen, dass man einen Preisverfall auf bis zu 40 USD je Barrel hinnehmen und erst in drei Monaten über eine außerordentliche OPEC-Sitzung nachdenken würde. Man könnte fast meinen, die OPEC will es wissen. Auf jeden Fall sind dies in Summe keine Äußerungen, die geeignet wären, den Preisverfall zu stoppen.

Umso bemerkenswerter ist, dass die spekulativen Marktteilnehmer in diesem Umfeld äußerst zurückhaltend sind und den Preisdruck keinesfalls verstärkt haben: In der Woche zum 9. Dezember sind die spekulativen Netto-Long-Positionen für WTI an der NYMEX die zweite Woche in Folge aufgestockt worden, wenn auch mit gut 5 Tsd. Kontrakten spürbar geringer als in der Vorwoche. Damit unterscheidet sich die aktuelle Situation deutlich von dem Preisverfall in der Finanz-/Wirtschaftskrise 2008/09. Damals hatten die spekulativen Anleger den Preisverfall durchaus mit angeheizt.


Edelmetalle

Gold und Silber handeln zum Wochenauftakt leicht schwächer bei knapp 1.220 USD je Feinunze bzw. rund 17 USD je Feinunze. Gemäß Daten der CFTC zur Positionierung der spekulativen Marktteilnehmer an der COMEX in New York wurden bei Gold die Netto-Long-Positionen in der Woche zum 9. Dezember um 32% auf 90,7 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Dies stellt das höchste Niveau seit Mitte August dar und ist zugleich der vierte Wochenanstieg in Folge.

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Bei Silber ergibt sich ein ähnliches Bild. Hier kam es zu einem Aufbau der Netto-Long-Positionen um 36% auf 21,2 Tsd. Kontrakte, ebenfalls der höchste Wert seit Mitte August. Vor fünf Wochen haben die spekulativen Marktteilnehmer mehrheitlich noch auf fallende Silberpreise gesetzt. Die starken Preisanstiege von Gold und Silber in der letzten CFTC-Berichtswoche waren damit zum Großteil spekulativ getrieben und könnten daher nicht nachhaltig sein. Vielmehr besteht rein aus dieser Sicht unseres Erachtens Korrekturpotenzial.

Diese Woche steht bei den Marktteilnehmern wohl die Sitzung der US-Notenbank Fed im Mittelpunkt des Interesses. Sie könnte den Wortlaut ihres Kommuniqués ändern und damit eine baldige Zinserhöhung andeuten. Unsere Volkswirte erwarten den Beginn des Zinserhöhungszyklus im Juni. Der Goldpreis dürfte im Vorfeld der Zinserhöhung unter Druck geraten und somit auch Silber mit nach unten ziehen. Zu einer Preiserholung sollte es im zweiten Halbjahr 2015 kommen.


Industriemetalle

Die Metalle starten fast ausnahmslos mit Preiszuwächsen in die letzte vollständige Handelswoche des Jahres. Kupfer notiert bei gut 6.500 USD je Tonne, Aluminium bei knapp 1.950 USD je Tonne und Nickel bei rund 16.700 USD je Tonne. Der Chefvolkswirt der chinesischen Zentralbank, Ma Jun, erwartet wegen der weiteren Abkühlung des Immobiliensektors für nächstes Jahr ein BIP-Wachstum von 7,1%. Dies wäre die geringste Wachstumsrate seit dem Jahr 1990.

Die Marktteilnehmer reagieren auf diese Aussagen jedoch relativ gelassen. Offenbar überwiegt die Erwartung, dass die chinesische Zentralbank und die Regierung ein unkontrolliertes Abrutschen der Wirtschaft mit Stimulierungsmaßnahmen verhindern werden. Denn laut Aussagen von Ma Jun sei die Inflation stabil und die Bedingungen am Arbeitsmarkt wären kein Grund zur Sorge.

Morgen früh wird in China der von HSBC erhobene vorläufige Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe für Dezember veröffentlicht. Einer Bloomberg-Umfrage zufolge könnte dieser erstmals seit Mai wieder unter die Schwelle von 50 gefallen sein, die Expansion anzeigt. Dies wäre zugleich ein weiteres Indiz, dass die chinesische Wirtschaft an Dynamik verliert. Im Wochenverlauf veröffentlichen die International Study Groups Daten zu Angebot und Nachfrage an den Metallmärkten. Sie dürften im Wesentlichen die Trends der letzten Monate bestätigen. Die Auswirkungen auf die Preise sollten daher begrenzt sein.


Agrarrohstoffe

Der Weizenpreis in Chicago hat sich von dem Dämpfer erholt, den ihm die jüngsten Prognosen des US-Landwirtschaftsministeriums Mitte letzter Woche erteilt hatten. Inzwischen notiert Weizen wie bereits kurzfristig zu Monatsbeginn wieder über der Marke von 600 US-Cents je Scheffel. Zwar schätzt das USDA die globalen Weizenvorräte zum Ende des laufenden Erntejahres 2014/15 um 2 Mio. Tonnen höher ein als zuvor.

Beunruhigt sind viele Marktteilnehmer aber beim Blick auf die aktuelle Situation in Russland. Ende der Woche sprach der dortige Agrarminister wieder vom Wunsch, die Getreideexporte zu reduzieren - auch wenn er ein Verbot explizit ausschloss. Diese Maßnahme stünde auch im Widerspruch zu den Regeln der WTO, deren Mitglied Russland inzwischen ist. Als mögliche Alternative wird die Erhöhung der staatlich gesetzten Preise beim Verkauf an staatliche Lager diskutiert, um Lieferungen ins Ausland weniger vorteilhaft zu machen.

Russlands Exporte laufen auf Hochtouren, nachdem die Getreideernte gut war und der schwache Rubel die Ware besonders wettbewerbsfähig und für die Verkäufer Exporte attraktiv macht. Anscheinend treibt die Regierung die Sorge um, die sinkenden Bestände könnten die heimischen Preise für Mehl stark steigen lassen. Verschärft wird die Lage dadurch, dass der Ausblick für die Ernte 2015 wegen der Kälte und Trockenheit derzeit kritisch ist. Aktuelle CFTC-Daten zeigen, dass erstmals seit dem Frühsommer eine Mehrheit der kurzfristig orientierten Marktteilnehmer auf einen weiteren Preisanstieg bei Weizen setzt.




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