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Goldpreis zwischen Risikoanstieg und Aussicht auf Zinserhöhungen hin- und hergerissen

20.12.2014  |  Thorsten Proettel
US-Fed bereitet Märkte auf Leitzinsanhebung vor

Auf dem letzten Treffen des Offenmarktausschusses der US-amerikanischen Notenbank in diesem Jahr wurde wie von den Märkten erwartet die Ausrichtung der Geldpolitik neu justiert. Die Fed spricht nun nicht mehr davon, dass die Zinsen noch eine beträchtliche Zeit ("considerable time") auf ihrem Rekordtief bleiben, sondern davon, dass die Notenbank geduldig sein kann ("can be patient").

An den Märkten wird diese Sprachregelung als Hinweis darauf gewertet, dass die Leitzinsen in den USA erstmals seit vielen Jahren Mitte 2015 angehoben werden. Obwohl diese Änderung keine Überraschung war, gab der Goldpreis am Mittwoch in den späten Abendstunden schlagartig um rund 20 USD nach. Die Notierungen erholten sich in der Zwischenzeit wieder.

Der Druck auf das Edelmetall dürfte aber weiter anhalten, solange höhere Zinsen erwartet werden. Vermutlich ist das Thema erst dann "eingepreist", wenn der erste Zinsschritt erfolgt. Dies würde dem an der Börse öfters zu beobachtendem Motto "Buy the rumour, sell the fact." entsprechen. Unsere Prognose für die Jahresmitte 2015 liegt deshalb unverändert bei 1.200 USD.


Risiken nehmen zu

Auf der anderen Seite nehmen die Gründe zu, die für Goldanteile in den Portfolios der Anleger sprechen. Die extreme Volatilität an den Aktien- und Währungsmärkten in den letzten Tagen mag zwar einerseits auf Sonderfaktoren wie die geringe Liquidität kurz vor Weihnachten und die neue Sanktionsrunde gegen Russland zurückzuführen sein. Sie zeigt aber auch die hohe Nervosität der Märkte.

Die Renditen griechischer Staatsanleihen steigen weiter und zeigen, dass Investoren solche Papiere nur noch gegen hohe Risikoaufschläge kaufen. Der erste Wahlgang für das Amt des Staatspräsidenten in Athen an diesem Mittwoch ergab 160 anstatt der 200 benötigten Stimmen für den einzigen Kandidaten. Sollte dieser spätestens zum dritten Wahlgang am 29. Dezember nicht die dann notwendige Mindestanzahl von 180 Stimmen auf sich vereinigen können, folgen Neuwahlen zum Parlament.

Gemäß den jüngsten Umfragen würde die linksgerichtete Syriza-Partei die Wahl gewinnen. Sie fordert einen neuen Schuldenschnitt, der schlagartig das Thema Eurokrise wieder auf die Agenda bringen würde.

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Markt erwartet Staatsanleihenkäufe der EZB

Unterdessen hält EZB-Chef Mario Draghi fest Kurs in Richtung Staatsanleihenkäufe durch die Zentralbank. Für viele Beobachter ist es keine Frage mehr ob und wann die Anleihenkäufe beschlossen werden. Als Termin wird die nächste Notenbanksitzung Mitte Januar 2015 genannt. Offen sei demnach lediglich nur noch die Frage, welche Modalitäten gelten sollen.

Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang der Widerstand von Bundesbankpräsident Jens Weidmann. Er sprach sich diese Woche vor Pressevertretern explizit gegen Anleihenkäufe aus. Die in den USA wirksamen Konzepte seien nicht einfach auf Europa übertragbar. Selbst bei umfangreichen Käufen sei nur eine bescheidene und zudem unsichere Wirkung zu erzielen. Dafür würden große Risiken für die Finanzstabilität in Kauf genommen und die Motivation für Reformen gehemmt.

Sollte Weidmann Recht behalten, dann dürfte die Bedeutung von Gold als Absicherung vor Risiken zukünftig wieder steigen.


© Thorsten Proettel
Commodity Analyst

Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart



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