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Ölpreise zu Jahresbeginn weiter auf Talfahrt

06.01.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise erlebten einen rabenschwarzen Auftakt in das neue Handelsjahr. Brentöl verbilligte sich gestern um fast 6% auf 53 USD je Barrel, den niedrigsten Stand seit Frühjahr 2009. WTI fiel um knapp 5% und kostet erstmals seit April 2009 weniger als 50 USD je Barrel. Der Preisrückgang setzt sich am Morgen fort.

Ein reichliches Ölangebot setzt die Preise weiterhin unter Druck. Schätzungen der großen Energieagenturen zufolge beläuft sich das Überangebot am globalen Ölmarkt im ersten Halbjahr 2015 auf ca. 1,5 Mio. Barrel pro Tag, wenn das Angebot nicht eingeschränkt wird. Dafür gibt es momentan keinerlei Anhaltspunkte.

So hat Saudi-Arabien seine offiziellen Verkaufspreise (OSP) im Februar für Europa und die USA gesenkt. Europäische Abnehmer müssen künftig 4,65 USD je Barrel weniger zahlen als für die Referenzsorte Brent. Das sind 1,5 USD je Barrel weniger als bislang und der größte Preisabschlag seit dem Jahr 2009. US-Kunden bekommen saudi-arabisches Öl mit einem Preisaufschlag von 0,3 USD je Barrel gegenüber dem Referenzpreis ASCI (Argus Sour Crude Index) angeboten.

Im Januar war der Aufschlag noch doppelt so hoch. Der Preisabschlag für Abnehmer in Asien wurde zwar vom Rekordniveau des Vormonats um 60 US-Cents verringert, mit minus 1,4 USD je Barrel gegenüber der Referenzsorte Oman/Dubai ist er aber noch immer auf dem zweithöchsten Niveau seit mindestens 14 Jahren. Andere OPEC-Länder wie Irak, Iran und Kuwait dürften in den kommenden Tagen folgen. Insofern bestehen aktuell wenig Gründe, welche für ein Ende der Talfahrt bei den Ölpreisen sprechen.

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Edelmetalle

Gold hat sich gestern über weite Strecken des Handelsverlaufs dem festen US-Dollar erwehrt und sein Preisniveau nicht nur verteidigt, sondern auch die Marke von 1.200 USD je Feinunze zurückerobert. In Euro verteuerte sich Gold weiter auf gut 1.010 EUR je Feinunze.

In Deutschland legten die Verbraucherpreise im Dezember im Vorjahresvergleich nur noch um 0,2% zu, was eine negative Inflationsrate für den Euroraum erwarten lässt. Dies an sich wäre negativ für den Goldpreis, da so die Attraktivität von Gold als Inflationsschutz abnimmt. Jedoch erhöht sich u.E. dadurch die Wahrscheinlichkeit, dass die EZB schon in Kürze den Kauf von Staatsanleihen in großem Stil ankündigen wird, was wiederum positiv für Gold wäre. Im Fahrwasser von Gold verteuerte sich Silber zeitweise um mehr als 3% und handelt damit wieder über 16 USD je Feinunze.

In den USA wurden im letzten Jahr 16,44 Mio. Fahrzeuge verkauft, knapp 6% mehr als im Vorjahr. Die Fahrzeugabsätze sind damit das fünfte Jahr in Folge gestiegen und stellen zugleich das höchste Niveau seit dem Jahr 2006 dar. Dies hat zu einer starken Nachfrage vor allem nach Palladium beigetragen, da der US-Markt benzinlastig ist und Palladium in der Produktion von Benzinkatalysatoren verwendet wird.

Unter den Edelmetallen hat Palladium nicht zuletzt deshalb 2014 die beste Preisentwicklung erzielt. Aktuell handelt Palladium um die Marke von 800 USD je Feinunze. Wir erwarten auch im neuen Jahr eine robuste Nachfrage aus der Automobilindustrie und sehen den Preis daher gut unterstützt.


Industriemetalle

Der Kupferpreis ist gestern zwischenzeitlich unter die Marke von 6.100 USD je Tonne gefallen und hat damit den tiefsten Stand seit Juni 2010 markiert. Am Handelsende stand ein Minus von 1,8% zu Buche. Offenbar bestehen am Markt Sorgen über die zukünftige Nachfrageentwicklung, nachdem kürzlich insbesondere aus China abermals schwache Konjunkturdaten veröffentlicht wurden (siehe TagesInfo Rohstoffe von gestern).

Auch dürfte die erhöhte Risikoaversion der Marktteilnehmer, die sich u.a. in fallenden Aktienmärkten widerspiegelte, die Stimmung bei Kupfer negativ beeinträchtigt haben. Industriekreisen zufolge hat die chinesische Regierung heute Morgen die beschleunigte Umsetzung von 300 Infrastrukturprojekten im Wert von rund 7 Bio. CNY (etwa 1,1 Bio. USD) für dieses Jahr beschlossen, um die Konjunktur zu unterstützen. Demnach konzentrieren sich die Investitionen auf sieben Sektoren wie z.B. die Öl- und Gasindustrie, das Transportwesen und die Bergbauindustrie.

Gemäß Angaben der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission umfasst das Programm der Regierung, das bis Ende 2016 läuft, mehr als 420 Projekte mit einem Investitionsvolumen von über 10 Bio. CNY. Sofern erforderlich, werden Projekte auch in anderen Bereichen geprüft. Generell sollten die Infrastrukturprojekte zu einer soliden Rohstoffnachfrage Chinas beitragen und damit die Preise unterstützen.


Agrarrohstoffe

Der Zustand der US-Winterweizenpflanzen hat sich im Dezember spürbar verschlechtert. Besonders ausgeprägt war die Verschlechterung im Bundesstaat Illinois. Laut gestern veröffentlichter Zahlen des US-Landwirtschaftsministeriums lag dort der Anteil der Pflanzen in gutem und sehr gutem Zustand am letzten Sonntag nur noch bei 24%, verglichen mit 56% Ende November. Im wichtigsten Anbaustaat Kansas sank das entsprechende Rating von 61% auf 49%, in Nebraska von 69% auf 57%.

Grund für die Verschlechterung war eine Kombination aus einer verzögerten Aussaat und ungünstiger Wetterbedingungen danach. Der Weizenpreis an der CBOT hat sich daraufhin vom deutlichen Rückgang Ende Dezember etwas erholen können. Der feste US-Dollar dürfte einem Preisanstieg zurück über die Marke von 600 US-Cents je Scheffel allerdings entgegenstehen.

Das International Cotton Advisory Committee (ICAC) rechnet für 2015/16 erstmals seit sechs Jahren mit einem Angebotsdefizit am globalen Baumwollmarkt, welches die weltweiten Baumwollvorräte zum Ende des Erntejahres auf allerdings noch immer sehr hohe 21,13 Mio. Tonnen fallen lassen soll. Für 2014/15 rechnet das ICAC mit rekordhohen globalen Endbeständen von 21,25 Mio. Tonnen. Hauptgrund für das erwartete Angebotsdefizit ist ein prognostizierter Rückgang der weltweiten Produktion um 6% auf 24,55 Mio. Tonnen. Gleichzeitig soll der globale Verbrauch geringfügig auf 24,67 Mio. Tonnen steigen.




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