Brentöl erstmals seit Frühjahr 2009 unter 50 USD-Marke
07.01.2015 | Eugen Weinberg
Energie
Die Talfahrt bei den Ölpreisen setzte sich auch gestern ungebremst fort. Brentöl verbilligte sich um weitere 3,8% auf 51 USD je Barrel, WTI um 4,2% auf 48 USD je Barrel. Am Morgen fällt Brent unter die Marke von 50 USD je Barrel und damit auf den niedrigsten Stand seit April 2009. Seit Wochenbeginn hat Brent inzwischen mehr als 11% verloren. Jüngster Auslöser für den Preisrutsch war die Senkung der offiziellen Verkaufspreise (OSP) durch Saudi-Arabien am Vortag (siehe TagesInfo von gestern).
Saudi-Arabien signalisiert damit weiterhin keine Bereitschaft, die Produktion zu kürzen und auf Marktanteile zu verzichten. Andere OPEC-Mitglieder wie Irak, Iran und Kuwait dürften in den kommenden Tagen dem Schritt Saudi-Arabiens folgen und ihre Verkaufspreise ebenfalls senken. Der Ölmarkt bleibt damit auf absehbare Zeit deutlich überversorgt. Laut dem Ölminister der Vereinigten Arabischen Emirate könnte das Überangebot Monate oder gar Jahre Bestand haben, wenn das gegenwärtige Produktionswachstum in den Nicht-OPEC-Ländern anhält.
Falls sich diese Länder "rational" verhalten, könnte die Anpassung in diesem Jahr erfolgen. Damit rechnen wir in der zweiten Jahreshälfte, weil die Schieferölproduktion und die Ölgewinnung aus Ölsanden bei den derzeitigen Preisen nicht mehr profitabel ist und daher eingeschränkt werden dürfte. Zudem ist der Ölbedarf im zweiten Halbjahr aus saisonalen Aspekten deutlich höher. Kurzfristig gibt es allerdings wenig Gründe für eine Preiserholung. Die Preise dürften daher vorerst unter Druck bleiben.
Edelmetalle
Gold zeigt weiter relative Stärke und handelt am Morgen bei rund 1.215 USD je Feinunze, nachdem gestern zwischenzeitlich Preise von über 1.220 USD verzeichnet wurden. In Euro gerechnet verteuert sich Gold weiter auf knapp 1.030 EUR je Feinunze, den höchsten Stand seit September 2013. Mit dazu beigetragen hat der anhaltend feste US-Dollar, der seine Aufwertung gegenüber dem Euro fortsetzt. Auch hat offenbar das Überschreiten der psychologisch wichtigen Marke von 1.000 EUR zu technischen Anschlusskäufen geführt.
Heute werden die vorläufigen Inflationsdaten für die Eurozone für Dezember veröffentlicht. Eine negative Veränderungsrate gegenüber Vorjahr wird die EZB wohl veranlassen, schon auf ihrer nächsten Sitzung am 22. Januar den Kauf von Staatsanleihen in großem Stil anzukündigen. Hiervon sollte Gold profitieren.
Die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs verzeichneten gestern allerdings Abflüsse von 4,3 Tonnen. Dagegen berichtet die US-Münzanstalt von robusten Münzabsätzen zu Jahresbeginn: In den USA wurden in den ersten Tagen des Jahres 42 Tsd. Unzen Goldmünzen verkauft, fast halb so viel wie im gesamten Januar des Vorjahres. Der Januar ist aber traditionell ein starker Monat für Münzverkäufe in den USA. Angetrieben durch Gold legte auch Silber spürbar weiter zu und erreichte gestern mit 16,7 USD je Feinunze vorübergehend ein 3½-Wochenhoch.
Industriemetalle
Der Nickelpreis handelt heute Morgen bei rund 15.300 USD je Tonne, nachdem Anfang der Woche noch ein 10-Monatstief von etwa 14.600 USD verzeichnet wurde. Wie die Statistik zur Positionierung der spekulativen Marktteilnehmer an der LME zeigt, war der Preisrückgang von Nickel auch spekulativ getrieben. Denn die Netto-Long-Positionen wurden in der letzten Woche auf 11,2 Tsd. Kontrakte reduziert, den niedrigsten Wert seit Beginn der Datenreihe Ende Juli. Mittlerweile dürften einige der Short-Positionen wieder geschlossen worden sein.
Der Eisenerzpreis hat seinen Rückgang des letzten Jahres in den vergangenen Tagen bislang nicht fortgesetzt und sich bei über 70 USD je Tonne zunächst stabilisiert. Daten von Shanghai Steelhome Information Technology Co. zufolge sind die Eisenerzvorräte in den chinesischen Häfen per Ende letzter Woche auf 100,6 Mio. Tonnen gesunken, den tiefsten Stand seit fast 11 Monaten. Dies ist zum einen auf die Schließung einiger Minen in China während der Wintermonate zurückzuführen. Zum anderen haben Stahlhersteller offenbar ihre Lagerbestände wieder etwas aufgefüllt.
Der Abbau der Vorräte in den chinesischen Häfen könnte allerdings bald zum Ende kommen, denn Australien und Brasilien haben für Dezember im Vergleich zum Vormonat bereits wieder deutlich höhere Eisenerzexporte vermeldet. In Brasilien wurden sogar die höchsten Ausfuhren für den Dezembermonat seit dem Jahr 2005 registriert.
Agrarrohstoffe
Der Rohzuckerpreis sprang gestern innerhalb weniger Sekunden um 5% auf 15 US-Cents je Pfund, woraufhin der Handel für kurze Zeit ausgesetzt wurde. Am Ende des Handelstages stand ein Plus von gut 4% zu Buche. Für den gestrigen Preissprung werden Käufe von Indexfonds und technische Anschlusskäufe verantwortlich gemacht.
Dennoch lassen sich auch fundamentale Erklärungen finden. Das vorherige Preisniveau von weniger als 14,5 US-Cents war angesichts der Aussicht auf ein knapper werdendes Angebot zu niedrig und damit dauerhaft nicht zu rechtfertigen. Durch den gestrigen Preisanstieg wurde lediglich die preisliche Übertreibung nach unten in den Tagen zuvor wieder rückgängig gemacht.
Auch der Preis für Kaffee Arabica stieg gestern um 4% auf 175 US-Cents je Pfund. Auch hier dürfte es sich um eine Korrekturbewegung nach einem übertriebenen Preisrückgang handeln. Zwar hat es in den Kaffeeanbaugebieten Brasiliens zuletzt ausgiebig geregnet, was den Arabica-Preis zu Wochenbeginn auf ein 6-Monatstief von 160 US-Cents je Pfund hat fallen lassen.
Allerdings dürfte die Niederschlagsmenge von November bis einschließlich 21. Januar in der wichtigsten Anbauregion Minas Gerais dem Wetterdienst Reuters Weather Dashbord zufolge nur halb so hoch liegen wie normal. Daher sind Ernteausfälle zu erwarten. Wir rechnen mit einem weiteren Preisanstieg in den kommenden Wochen.
Die Talfahrt bei den Ölpreisen setzte sich auch gestern ungebremst fort. Brentöl verbilligte sich um weitere 3,8% auf 51 USD je Barrel, WTI um 4,2% auf 48 USD je Barrel. Am Morgen fällt Brent unter die Marke von 50 USD je Barrel und damit auf den niedrigsten Stand seit April 2009. Seit Wochenbeginn hat Brent inzwischen mehr als 11% verloren. Jüngster Auslöser für den Preisrutsch war die Senkung der offiziellen Verkaufspreise (OSP) durch Saudi-Arabien am Vortag (siehe TagesInfo von gestern).
Saudi-Arabien signalisiert damit weiterhin keine Bereitschaft, die Produktion zu kürzen und auf Marktanteile zu verzichten. Andere OPEC-Mitglieder wie Irak, Iran und Kuwait dürften in den kommenden Tagen dem Schritt Saudi-Arabiens folgen und ihre Verkaufspreise ebenfalls senken. Der Ölmarkt bleibt damit auf absehbare Zeit deutlich überversorgt. Laut dem Ölminister der Vereinigten Arabischen Emirate könnte das Überangebot Monate oder gar Jahre Bestand haben, wenn das gegenwärtige Produktionswachstum in den Nicht-OPEC-Ländern anhält.
Falls sich diese Länder "rational" verhalten, könnte die Anpassung in diesem Jahr erfolgen. Damit rechnen wir in der zweiten Jahreshälfte, weil die Schieferölproduktion und die Ölgewinnung aus Ölsanden bei den derzeitigen Preisen nicht mehr profitabel ist und daher eingeschränkt werden dürfte. Zudem ist der Ölbedarf im zweiten Halbjahr aus saisonalen Aspekten deutlich höher. Kurzfristig gibt es allerdings wenig Gründe für eine Preiserholung. Die Preise dürften daher vorerst unter Druck bleiben.
Edelmetalle
Gold zeigt weiter relative Stärke und handelt am Morgen bei rund 1.215 USD je Feinunze, nachdem gestern zwischenzeitlich Preise von über 1.220 USD verzeichnet wurden. In Euro gerechnet verteuert sich Gold weiter auf knapp 1.030 EUR je Feinunze, den höchsten Stand seit September 2013. Mit dazu beigetragen hat der anhaltend feste US-Dollar, der seine Aufwertung gegenüber dem Euro fortsetzt. Auch hat offenbar das Überschreiten der psychologisch wichtigen Marke von 1.000 EUR zu technischen Anschlusskäufen geführt.
Heute werden die vorläufigen Inflationsdaten für die Eurozone für Dezember veröffentlicht. Eine negative Veränderungsrate gegenüber Vorjahr wird die EZB wohl veranlassen, schon auf ihrer nächsten Sitzung am 22. Januar den Kauf von Staatsanleihen in großem Stil anzukündigen. Hiervon sollte Gold profitieren.
Die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs verzeichneten gestern allerdings Abflüsse von 4,3 Tonnen. Dagegen berichtet die US-Münzanstalt von robusten Münzabsätzen zu Jahresbeginn: In den USA wurden in den ersten Tagen des Jahres 42 Tsd. Unzen Goldmünzen verkauft, fast halb so viel wie im gesamten Januar des Vorjahres. Der Januar ist aber traditionell ein starker Monat für Münzverkäufe in den USA. Angetrieben durch Gold legte auch Silber spürbar weiter zu und erreichte gestern mit 16,7 USD je Feinunze vorübergehend ein 3½-Wochenhoch.
Industriemetalle
Der Nickelpreis handelt heute Morgen bei rund 15.300 USD je Tonne, nachdem Anfang der Woche noch ein 10-Monatstief von etwa 14.600 USD verzeichnet wurde. Wie die Statistik zur Positionierung der spekulativen Marktteilnehmer an der LME zeigt, war der Preisrückgang von Nickel auch spekulativ getrieben. Denn die Netto-Long-Positionen wurden in der letzten Woche auf 11,2 Tsd. Kontrakte reduziert, den niedrigsten Wert seit Beginn der Datenreihe Ende Juli. Mittlerweile dürften einige der Short-Positionen wieder geschlossen worden sein.
Der Eisenerzpreis hat seinen Rückgang des letzten Jahres in den vergangenen Tagen bislang nicht fortgesetzt und sich bei über 70 USD je Tonne zunächst stabilisiert. Daten von Shanghai Steelhome Information Technology Co. zufolge sind die Eisenerzvorräte in den chinesischen Häfen per Ende letzter Woche auf 100,6 Mio. Tonnen gesunken, den tiefsten Stand seit fast 11 Monaten. Dies ist zum einen auf die Schließung einiger Minen in China während der Wintermonate zurückzuführen. Zum anderen haben Stahlhersteller offenbar ihre Lagerbestände wieder etwas aufgefüllt.
Der Abbau der Vorräte in den chinesischen Häfen könnte allerdings bald zum Ende kommen, denn Australien und Brasilien haben für Dezember im Vergleich zum Vormonat bereits wieder deutlich höhere Eisenerzexporte vermeldet. In Brasilien wurden sogar die höchsten Ausfuhren für den Dezembermonat seit dem Jahr 2005 registriert.
Agrarrohstoffe
Der Rohzuckerpreis sprang gestern innerhalb weniger Sekunden um 5% auf 15 US-Cents je Pfund, woraufhin der Handel für kurze Zeit ausgesetzt wurde. Am Ende des Handelstages stand ein Plus von gut 4% zu Buche. Für den gestrigen Preissprung werden Käufe von Indexfonds und technische Anschlusskäufe verantwortlich gemacht.
Dennoch lassen sich auch fundamentale Erklärungen finden. Das vorherige Preisniveau von weniger als 14,5 US-Cents war angesichts der Aussicht auf ein knapper werdendes Angebot zu niedrig und damit dauerhaft nicht zu rechtfertigen. Durch den gestrigen Preisanstieg wurde lediglich die preisliche Übertreibung nach unten in den Tagen zuvor wieder rückgängig gemacht.
Auch der Preis für Kaffee Arabica stieg gestern um 4% auf 175 US-Cents je Pfund. Auch hier dürfte es sich um eine Korrekturbewegung nach einem übertriebenen Preisrückgang handeln. Zwar hat es in den Kaffeeanbaugebieten Brasiliens zuletzt ausgiebig geregnet, was den Arabica-Preis zu Wochenbeginn auf ein 6-Monatstief von 160 US-Cents je Pfund hat fallen lassen.
Allerdings dürfte die Niederschlagsmenge von November bis einschließlich 21. Januar in der wichtigsten Anbauregion Minas Gerais dem Wetterdienst Reuters Weather Dashbord zufolge nur halb so hoch liegen wie normal. Daher sind Ernteausfälle zu erwarten. Wir rechnen mit einem weiteren Preisanstieg in den kommenden Wochen.