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Massiver Lageraufbau bei US-Ölprodukten

08.01.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise verzeichnen seit gestern eine leichte Erholung, nachdem sie in den vorangegangenen zwei Handelstagen um mehr als 10% gefallen waren. Brent stieg in der Nacht auf knapp 52 USD je Barrel. Einen spezifischen Auslöser gab es nicht. Im Gegenteil, die Nachrichtenlage hätte eher für einen fortgesetzten Preisverfall gesprochen.

So berichtete das US-Energieministerium für die letzte Woche einen Anstieg der US-Benzin- und Destillatevorräte um 8 bzw. 11 Mio. Barrel. Letzteres entsprach dem stärksten Lageraufbau innerhalb einer Woche seit Beginn der Aufzeichnungen.

Das Überangebot auf dem US-Ölmarkt schlägt sich somit nun auch in kräftig steigenden Lagerbeständen bei den Ölprodukten nieder. Die Benzinvorräte liegen inzwischen auf dem höchsten Niveau seit Februar 2011, die Destillatebestände auf dem höchsten Niveau seit März 2012. Maßgeblich für den massiven Lageraufbau bei den Ölprodukten war ein Einbruch bei der Benzin- und Destillatenachfrage. Letztere war so niedrig wie zuletzt vor knapp 16 Jahren.

Der Rückgang der Rohölvorräte um 3 Mio. Barrel trat dagegen in den Hintergrund. Denn zum Jahreswechsel besteht für die US-Raffinerien ein Anreiz, die Rohölbestände niedrig auszuweisen, um Steuern zu sparen. Zudem stiegen die Ölvorräte in Cushing um 1,3 Mio. Barrel. Die US-Rohölproduktion liegt nur knapp unter dem im Dezember verzeichneten 28-Jahreshoch und knapp 1 Mio. Barrel pro Tag über dem Vorjahresniveau. In diesem Jahr dürfte das Produktionswachstum aufgrund der niedrigen Preise erheblich geringer ausfallen.


Edelmetalle

Der Goldpreis handelt am Morgen etwas schwächer bei rund 1.210 USD je Feinunze, nachdem er gestern 0,6% verloren hatte. Gründe für den Preisrückgang vor allem am Nachmittag waren positive US-Konjunkturdaten. Der weltweit größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, verzeichnete zudem den zweiten Tag in Folge Abflüsse von drei Tonnen.

Die Veröffentlichung negativer Inflationsdaten im Euroraum am Vormittag - die Teuerungsrate ist im Dezember gegenüber Vorjahr um 0,2% gesunken und lag damit erstmals seit der Finanzkrise 2009 wieder im negativen Bereich - gab dem Preis noch kurzfristig Unterstützung. Denn dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit von breitangelegten Staatsanleihekäufen durch die EZB. Die Veröffentlichung des Protokolls der letzten Sitzung der US-Notenbank Fed beinhaltete keine Neuigkeiten, da es nach der FOMC-Sitzung eine Pressekonferenz gab. Entsprechend gab es auch keine Auswirkungen auf den Preis.

In Indien haben sich die physischen Goldprämien nach der Lockerung einiger Importrestriktionen im November laut Aussagen des Verbands der indischen Schmuckhändler wieder "normalisiert". Demnach beträgt der Aufschlag auf den Preis in London aktuell 1 USD je Feinunze, nach 6-10 USD im Dezember. Da Gold wieder verstärkt auf legalem Wege ins Land eingeführt wird, sollten die Prämien vorerst niedrig bleiben.

Der Verband schätzt die indischen Goldimporte im Dezember nach den hohen Einfuhren in den beiden Monaten zuvor auf 30-35 Tonnen. Dies deckt sich in etwa mit Aussagen des Handelsministers, wonach im Dezember 39 Tonnen und im Januar bereits 7 Tonnen Gold importiert wurden.


Industriemetalle

Die negative Preisentwicklung bei den Industriemetallen setzt sich fort. Der LME-Industriemetallindex markierte gestern den tiefsten Stand seit über 4½ Jahren. Bis auf Nickel und Zinn sind die anderen Metalle seit Jahresbeginn im Minus. Der Aluminiumpreis ist gestern zwischenzeitlich auf gut 1.770 USD je Tonne und damit den tiefsten Stand seit Mai 2014 gefallen. Seit Anfang Dezember hat sich Aluminium um über 12% verbilligt.

Wir hatten mehrfach darauf hingewiesen, dass Preise oberhalb von 2.000 USD je Tonne u.E. aus fundamentaler Sicht nicht gerechtfertigt sind. Neue Daten, die das Bild am globalen Aluminiummarkt ändern würden, liegen nicht vor. Das Angebot ist weiterhin ausreichend, um die Nachfrage zu befriedigen. Zudem könnten vorübergehend stillgelegte Schmelzen schon früher als geplant wieder in Betrieb genommen werden, da die Produzenten wegen des Ölpreisverfalls aktuell auf der Kostenseite entlastet werden.

Energiekosten machen in etwa 40% der Produktionskosten aus. Außerdem sind die physischen Prämien nach wie vor auf oder in der Nähe von Rekordständen, wodurch der Preisrückgang abgefedert wird. Dieser wurde noch verstärkt, nachdem Mitte Dezember die charttechnisch wichtige 200-Tage-Linie nach unten durchbrochen wurde, was zu technischen Anschlussverkäufen führte. Mittlerweile nimmt der Preisrückgang aber übertriebene Züge an, so dass es kurzfristig zu einer durchaus merklichen Gegenbewegung kommen könnte.

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Agrarrohstoffe

Der Maispreis an der CBOT hat seinen Höhenflug beendet und ist gestern wieder unter die Marke von 400 US-Cents je Scheffel gefallen. Angesichts des massiven Verfalls der Ölpreise war der Preisanstieg bei Mais ohnehin überraschend. Schließlich sinkt bei den gegenwärtig niedrigen US-Benzinpreisen der Anreiz zur Ethanolproduktion.

Die gestrigen Lagerdaten des US-Energieministeriums scheinen das Bewusstsein dafür geschärft zu haben. Diese wiesen neben den deutlich gestiegenen Benzinvorräten auch merklich höhere Ethanolbestände aus, obwohl die Ethanolproduktion zurückgefahren wurde. Dies lässt auf eine sehr schwache Nachfrage schließen, was auch die deutlich niedrigere Benzinnachfrage nahelegt. Die Ethanolproduktion ist nach der Futtermittelnachfrage die zweitwichtigste Nachfragekomponente bei Mais.

Laut US-Landwirtschaftsministerium (USDA) sollen in diesem Erntejahr 5,15 Mrd. Scheffel bzw. 36% der US-Maisproduktion zur Herstellung von Ethanol verwendet werden. Neue Schätzungen wird das USDA am kommenden Montag bekanntgeben. Der Weizenpreis an der CBOT gab ebenfalls merklich nach, nachdem der Versuch gescheitert war, die Marke von 600 US-Cents je Scheffel zurückzuerobern. Insbesondere der feste US-Dollar stellt weiterhin einen starken Belastungsfaktor dar und übt Druck auf den US-Weizenpreis aus.



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