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Öl und Kupfer fallen auf neue mehrjährige Tiefstände

13.01.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise setzen ihre Talfahrt ungebremst fort. Brent handelt nur noch knapp über 45 USD je Barrel und ist damit so preiswert wie zuletzt im März 2009. WTI notiert mit weniger als 45 USD je Barrel so niedrig wie seit April 2009 nicht mehr. Selbst rekordhohe chinesische Rohölimporte im Dezember von 7,15 Mio. Barrel Rohöl pro Tag haben den Sturzflug der Ölpreise nicht stoppen können. Die ausbleibende Marktreaktion zeigt, dass Nachfragefaktoren derzeit keine Rolle spielen, sondern das Angebot dominiert.

Der Ölminister der Vereinigten Arabischen Emirate sieht das derzeitige Überangebot durch Schieferöl verursacht. Deshalb müsse die Korrektur auch von dieser Seite kommen. Einen Fingerzeig könnte die US-Energiebehörde EIA heute Abend liefern. Diese veröffentlicht als erste der drei Energieagenturen ihre aktuellen Angebots- und Nachfrageschätzungen, darunter erstmals auch Schätzungen für 2016. Der Hauptfokus dürfte hierbei auf der erwarteten Entwicklung der US-Ölproduktion liegen. Bereits im Dezember hatte die EIA das Produktionswachstum in diesem Jahr auf nur noch 260 Tsd. Barrel pro Tag nach unten revidiert und für das zweite Halbjahr eine stagnierende Ölproduktion prognositiziert.

Angesichts des fortgesetzten Preisverfalls ist eine weitere Abwärtsrevision für 2015 und eine fallende US-Ölproduktion 2016 nicht auszuschließen. Der jüngste Preisrückgang ist nicht spekulativ getrieben. Stattdessen haben die spekulativen Finanzanleger ihre Netto-Long-Positionen bei Brent in der Woche zum 6. Januar deutlich auf 142,3 Tsd. Kontrakte erhöht, was dem höchsten Niveau seit Juli 2014 entspricht. Die dahinter zu vermutende Strategie, auf eine kurzfristige Preiserholung zu setzen, ist nicht aufgegangen. Sollten die Anleger aufgrund der aufgelaufenen Verluste verkaufen, würde der Preis weiter unter Druck geraten.

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Edelmetalle

Der Goldpreis setzt seinen Aufwärtstrend der vergangenen Tage fort und steigt auf rund 1.245 USD je Feinunze, den höchsten Stand seit Oktober 2014. In Euro gerechnet verteuert sich Gold ebenfalls weiter auf gut 1.050 EUR je Feinunze. Silber legt im Fahrwasser von Gold überproportional auf ein Monatshoch von über 17 USD je Feinunze zu. Offenbar sind Gold und Silber in Anbetracht des Verfalls der Ölpreise und der Verluste bei den Industriemetallen als sichere Häfen derzeit verstärkt nachgefragt.

Einige Marktteilnehmer setzen anscheinend darauf, dass die US-Notenbank Fed aufgrund der ölpreisbedingt niedrigeren Inflation die Zinsen später und weniger stark als bislang erwartet erhöhen wird. So handelt die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen am Morgen unter 1,9% und damit auf dem niedrigsten Niveau seit Mai 2013.

Unsere Volkswirte gehen davon aus, dass die Fed den Zinserhöhungszyklus im Juni starten wird. Ferner wirft die EZB-Sitzung nächste Woche ihre Schatten voraus, von der erwartet wird, dass EZB-Präsident Draghi den breitangelegten Kauf von Staatsanleihen ankündigen wird, was wiederum den Goldpreis in Euro steigen lässt. Ebenso führen die Verunsicherung im Vorfeld der Wahlen in Griechenland und das chinesische Neujahrsfest Mitte Februar zu einer höheren Nachfrage nach Gold.


Industriemetalle

Kupfer ist gestern erstmals seit Oktober 2009 unter die psychologisch wichtige Marke von 6.000 USD je Tonne gefallen und setzt seinen Preisrückgang am Morgen auf gut 5.900 USD fort. Offensichtlich völlig unbeachtet von den Marktteilnehmern werden die chinesischen Importdaten, die heute Morgen veröffentlicht wurden.

China hat gemäß Daten der Zollbehörde im Dezember rund 420 Tsd. Tonnen Kupfer importiert, in etwa so viel wie im Vormonat. Dies war der zweite Monat in Folge mit Einfuhren von über 400 Tsd. Tonnen. Die Importe dürften in den kommenden Monaten noch höher ausfallen, da China die zuletzt stark gefallenen Kupferpreise wohl zu opportunistischen Käufen genutzt hat. Diese spiegeln sich mit Verzögerung in den Importdaten wider. Im Gesamtjahr 2014 summierten sich die Kupfereinfuhren auf 4,82 Mio. Tonnen, 6,2% mehr als im Vorjahr. Damit wurde zugleich der Rekordwert aus dem Jahr 2012 übertroffen.

Auch die Importe von Kupfererzen und -konzentraten erreichten im letzten Jahr ein Rekordhoch. Diese dürften auch im neuen Jahr hoch bleiben bzw. sogar weiter steigen, da die chinesischen Schmelzen mit den Minenunternehmen kürzlich höhere Schmelz- und Verarbeitungsgebühren für 2015 ausgehandelt hatten. Dies gibt den Schmelzen einen Anreiz, mehr Kupferkonzentrat zu verarbeiten. Die solide chinesische Kupfernachfrage, die wir in diesem Jahr erwarten, sollte dem Kupferpreis Unterstützung geben.


Agrarrohstoffe

Das US-Landwirtschaftsministerium USDA hat die Schätzung für die US-Maisernte von 366 Mio. auf 361 Mio. Tonnen zurückgenommen, was allerdings noch immer ein Rekordniveau darstellt. Die Abwärtsrevision war nicht wie im Vorfeld erwartet auf eine niedrigere US-Maisfläche zurückzuführen. Stattdessen wurde der durchschnittliche Ertrag leicht nach unten angepasst. Die Lagerendbestände wurden weniger stark als die Produktion nach unten korrigiert, da auch der US-Maisverbrauch zur Verfütterung niedriger angesetzt wurde.

Bei Sojabohnen hob das USDA dagegen die US-Produktion leicht an, so dass trotz höherer Exporte der Lagerendbestand unverändert belassen wurde. Vor allem aber wurde die brasilianische Produktion um 1,5 Mio. Tonnen auf 95,5 Mio. Tonnen erhöht. Damit sollen auch die weltweiten Bestände an Sojabohnen Ende 2014/15 nochmals höher sein als bisher prognostiziert. Diese üppige Einschätzung ließ die Sojabohnenpreise gestern um über 3% purzeln, was es auch dem Maispreis unmöglich machte, nennenswert von der niedrigeren Angebotsschätzung zu profitieren.

Bei Weizen wurde die Angabe für die Weltproduktion 2014/15 auf 723,4 Mio. Tonnen angehoben, was allerdings nur zum kleinsten Teil auf eine weitere Anhebung der EU-Ernte zurückgeht. Die Anhebung der Exporte geht dagegen auf Rechnung der großen Exporteure EU und Kanada. Als mittelfristig wichtiger für die Preisentwicklung dürfte sich die Schätzung für die US-Winterweizenfläche 2015/16 erweisen, die mit einem Minus von 4,6% gegenüber dem Vorjahr niedriger als erwartet gemeldet wurde.




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