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Technische Gegenbewegung bei Öl und Industriemetallen

15.01.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise legten gestern im späten Handel kräftig zu: Brentöl verteuerte sich zwischenzeitlich um 3 USD auf 49 USD je Barrel. Nach dem massiven Preisverfall um fast 20% seit Jahresbeginn dürfte der gestrige Preissprung aber nur eine technische Gegenbewegung gewesen sein. Für einen echten Umschwung ist es zu früh. Tatsächlich gibt der Preis für Brentöl heute Morgen bereits wieder nach und notiert unter 48 USD je Barrel. Schließlich hagelt es weiter preisbelastende Nachrichten, die das Überangebot am Markt bestätigen.

Gestern beispielsweise berichtete die US-Energiebehörde weiter anschwellende US-Rohöllagerbestände. Die Vorräte sind in der Woche zum 9. Januar um 5,4 Mio. Barrel gestiegen und sind damit so hoch wie niemals zuvor zu dieser Jahreszeit. Doch ungeachtet der bereits reichlichen Versorgung fließt weiteres Angebot an den Markt: So meldete ein Mitglied der Provinzregierung Kirkuk im Irak, dass die Exporte aus der Region in den kommenden Wochen auf 300 Tsd. Barrel pro Tag verdoppelt werden sollen.

Angesichts solcher Nachrichten wird der Markt im ersten Quartal weiter zur Schwäche neigen. Dennoch bleiben wir von einer Preiserholung in der zweiten Jahreshälfte überzeugt. Eine anziehende Nachfage dürfte dabei unterstützen. Erste zarte Vorboten sind auszumachen: Die US-Energiebehörde hat im Januar immerhin ihre Prognose für das Wachstum der globalen Ölnachfrage im laufenden Jahr leicht angehoben, nachdem sie zuvor fünf Monate in Folge ihre Erwartungen zurückgeschraubt hatte. Heute legt die OPEC ihre neuen Prognosen vor.

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Edelmetalle

Der Goldpreis hat seine Gewinne nach den enttäuschenden US-Einzelhandelszahlen für Dezember nicht halten können und notiert zum heutigen Handelsauftakt wieder bei rund 1.230 USD je Feinunze. Gestern Nachmittag wurde mit 1.245 USD der höchste Stand seit fast drei Monaten erreicht, nachdem der US-Dollar in Reaktion auf die Daten vorübergehend spürbar abwertete. Auch der weitere Rückgang der Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen, die erstmals seit Mai 2013 unter das Niveau von 1,8% fielen, gab dem Goldpreis zwischenzeitlich Auftrieb.

Im Einklang mit dem im späteren Handelsverlauf wieder festeren US-Dollar gab Gold seine Gewinne aber wieder ab.

Im Gegensatz zu den Industriemetallen kommt es bei Silber, Platin und Palladium heute Morgen nicht zu einer spürbaren Gegenbewegung. Dabei verzeichnete Palladium gestern mit einem Minus von 4,9% den höchsten prozentualen Tagesverlust seit Juni 2013 und fiel auf ein 2-Monatstief von knapp 770 USD je Feinunze. Der globale Palladiummarkt ist u.E. aber höchst angespannt, worauf u.a. die jüngst veröffentlichten Fahrzeugverkaufszahlen in den USA und China hindeuten.

Nach Ansicht des Generalanwalts des Europäischen Gerichtshofs ist das OMT-Programm der EZB generell mit dem EU-Recht vereinbar. Demnach sind Staatsanleihenkäufe der EZB grundsätzlich in Ordnung und verstoßen nicht automatisch gegen das Verbot der Staatsfinanzierung. Einem QE-Programm der EZB steht nun nichts mehr im Wege.


Industriemetalle

Nach dem Preisrutsch gestern - für Kupfer z.B. stand am Handelsende ein Minus von 5,3% zu Buche - erholen sich die Metalle zum Handelsstart heute Morgen etwas. Kupfer notiert zeitweise bei knapp 5.700 USD je Tonne. Aluminium handelt bei rund 1.800 USD je Tonne, nachdem es sich schon gestern deutlich besser hielt und "nur" um 1% verbilligt hatte. Mit knapp 1.760 USD je Tonne wurde aber auch hier vorübergehend der tiefste Stand seit Mai 2014 verzeichnet.

Wie die chinesische Zollbehörde zu Wochenbeginn veröffentlichte, hat China im Dezember 540 Tsd. Tonnen Aluminium exportiert, so viel wie nie zuvor in einem Monat. Im Gesamtjahr summierten sich die Exporte auf 4,33 Mio. Tonnen, fast 20% mehr als im Vorjahr und ebenfalls ein Rekordwert. An den hohen Ausfuhren dürfte sich im neuen Jahr kaum was ändern. Denn laut Einschätzung des staatlichen chinesischen Research-Instituts Antaike werden die Schmelzkapazitäten in China 2015 im Vorjahresvergleich um gut 14% auf 40 Mio. Tonnen pro Jahr ausgeweitet werden - vor allem in den westlichen Regionen des Landes, wo die Produktionskosten vergleichsweise niedrig sind.

Dies hat entsprechende Auswirkungen auf die Produktion, die um knapp 11% auf 31 Mio. Tonnen steigen soll. China wird damit maßgeblich dazu beitragen, dass die globale Nachfrage ohne Probleme befriedigt werden kann. Das weltweite Nachfragewachstum wird von Alcoa, dem größten US-Produzenten, in diesem Jahr auf 7% geschätzt. Vor allem die Autoindustrie und die Luftfahrtbranche sollen hierzu beitragen. Das reichliche Angebot steht u.E. deutlich steigenden Aluminiumpreisen entgegen.


Agrarrohstoffe

Normalerweise hängt der Rapspreis eng an der Preisentwicklung bei Sojabohnen. Letztere dürften wegen der reichlichen Angebotslage kurz- bis mittelfristig kaum Preisspielraum nach oben besitzen. Dennoch erwarten wir für dieses Jahr steigende Rapspreise. Denn einiges spricht für eine deutlich niedrigere Ernte 2015 bei wichtigen Anbietern, vor allem der EU als weltweit größtem Produzenten. Die letzte Ernte war mit 24 Mio. Tonnen rekordhoch.

Nun erwartet das auf Ölsaaten spezialisierte Analysehaus Oil World aber, dass die EU-Produktion 2015 um 15% auf ein 3-Jahrestief von 20,5 Mio. Tonnen fällt. Verantwortlich soll neben einer leichten Verringerung der Anbaufläche vor allem ein niedrigerer Ertrag sein. Besonders stark dürfte der Rückgang in Deutschland ausfallen, wo das Statistische Bundesamt bereits eine um fast 6% kleinere Fläche zur Ernte 2015 gemeldet hat.

Noch stärkeren Einfluss hat aber, dass das Verbot einer Insektizidgruppe zu vermehrten Pflanzenschäden durch Insekten führt. Unklar ist noch, wie beim zweitgrößten Rapsproduzenten Kanada das erstmalige Auftreten einer dort bisher nicht vorgekommenen Rapskrankheit die dortigen Erträge belasten wird. Auch in der Ukraine, einem großen Lieferland der EU, war die Aussaat durch Trockenheit belastet und die Pflanzen beim Eintritt in die Winterruhe noch recht schwach.



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