Schweiz sagt dem Euro leise Servus, Anleger sagen zum Gold wieder Hallo
17.01.2015 | Thorsten Proettel
- Seite 2 -
Reputation der Notenbank angekratztZweitens wurde die Reputation der SNB deutlich angekratzt. Durch die Aufhebung des Mindestwechselkurses wäre die Implementierung einer ähnlichen Maßnahme in der Zukunft wenig glaubwürdig. Drittens muss die Notenbank durch die Abwertung aller anderen Währungen zum Franken milliardenschwere Verluste auf ihre Devisenreserven hinnehmen.
Langfristig könnten Vorteile überwiegen
Doch trotz dieser Nachteile hat sich die SNB für die Loslösung vom Euro entschieden. Wenn unterstellt wird, dass sich der SNB-Vorstand der Nachteile sehr wohl bewusst war und sie dennoch in Kauf nahm, dann kann man nur zu dem folgenden Schluss gelangen.
Der Mindestwechselkurs bindet das Schicksal des Franken an die Entscheidungen der EZB. Die SNB befürchtet offenbar, dass damit mittel- bis langfristig noch viel schwerwiegendere Nachteile als die beschriebenen verbunden sind. Auch der jetzige Zeitpunkt dürfte mit der Nachrichtenlage aus Euroland zusammenhängen.
EZB setzt ultraexpansiven Kurs fort
Am Mittwoch stellte der Generalanwalt am Europäischen Gerichtshof (EuGH) der EZB quasi einen Blankoscheck für das Anwerfen der Notenpresse aus. Der Kauf von Staatsanleihen zum Stopfen von Haushaltslöchern der Staaten bleibt damit offiziell zwar weiter verboten. Dies gilt zumindest auf dem Papier. Aber faktisch kann er durchgeführt werden, solange ihn die EZB nur gut genug begründet.
Genau dies dürte bereits am kommenden Donnerstag geschehen, wenn EZB-Chef Mario Draghi auf der nächsten Ratssitzung ein Quantitative Easing-Programm verkündet. Schließlich hat er gegen den Willen der Bundesbank eine Ausweitung der Bilanzsumme von 1.000 Milliarden Euro in Aussicht gestellt und so die Markterwartungen geschürt. Vermutlich werden die Käufe sogar ziemlich schnell umgesetzt. Am Sonntag folgt die mit Spannung erwartete Parlamentswahl in Griechenland.
Gold gewinnt weiter an Attraktivität
Momentan befinden sich die Finanzmärkte zwar noch nicht im Krisenmodus. Beispielsweise befindet sich der Aktienindex DAX nahe seiner Höchststände. Die Eurozone befindet sich jedoch Anfang 2015 in einer anderen Situation als noch im Herbst 2014. Es deutet sich durch die Umstände an, dass die Phase der Ruhe nach dem Rettungsversprechen Mario Draghis vom Sommer 2012 ("whatever it takes") allmählich ausläuft.
Gold als Krisenmetall und eine Art Gegenpol zu Weichwährungen könnte hiervon profitieren. Preisrückschläge sind in den kommenden Wochen zwar nicht ausgeschlossen, da die konjunkturelle Lage in den USA nach wie vor ausgezeichnet ist und Zinsanhebungen durch die Fed wahrscheinlich bleiben. In der Summe gewinnt Gold jedoch weiter an Attraktivität. Wir bekräftigen vor diesem Hintergrund unsere Preisprognose von 1.350 USD zum Jahresende 2015.
© Thorsten Proettel
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
Diese Publikation beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir jedoch keine Gewähr übernehmen können. Sie gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder, ungeachtet etwaiger Eigenbestände in diesen Produkten. Diese Publikation ersetzt nicht die persönliche Beratung. Sie dient nur zu Informationszwecken und gilt nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf. Für weitere zeitnähere Informationen über konkrete Anlagemöglichkeiten und zum Zwecke einer individuellen Anlageberatung wenden Sie sich bitte an Ihren Anlageberater.