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Gold weiter im Aufwind

20.01.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise haben gestern einen Teil ihrer Gewinne von Ende letzter Woche wieder abgegeben und stehen auch am Morgen unter Druck. Brent notiert bei etwas mehr als 48 USD je Barrel, nachdem am Freitag die Marke von 50 USD überschritten wurde. Angesichts des beträchtlichen Überangebots besteht kurzfristig auch wenig Anlass für eine nachhaltige Preiserholung.

Die spekulativen Finanzanleger sehen das nach wie vor anders und haben auch in der letzten Woche ihre Netto-Long-Positionen erneut ausgeweitet. Diese sind in sieben der letzten acht Wochen gestiegen und befinden sich mit 142,8 Tsd. Kontrakten auf dem höchsten Niveau seit Juli 2014. Damals notierte Brent bei knapp 110 USD je Barrel. Der Ölpreisrückgang in den letzten beiden Monaten war somit nicht spekulativ getrieben.

Wir sehen das Risiko eines weiteren Preisrückgangs, sollten die Finanzanleger gezwungen sein, ihre verlustreichen Long-Positionen zu schließen. Die chinesischen BIP-Zahlen geben auch wenig Anlass für Optimismus. So ist die chinesische Wirtschaft im vierten Quartal auf annualisierter Basis nur etwas mehr als 6% gewachsen. Damit war die zugrundeliegende Wachstumsdynamik deutlich niedriger als der Blick auf die Vorjahresveränderungsrate vermuten lässt.

Auf der anderen Seite berichtet Reuters, dass die chinesische Ölnachfrage im letzten Jahr erstmals über der Marke von 10 Mio. Barrel pro Tag lag und damit 3% höher als im Vorjahr. Dies deckt sich mit den rekordhohen chinesischen Ölimporten, welche in der letzten Woche berichtet wurden. Allerdings dürfte ein Teil der Nachfrage in den Lageraufbau gegangen und somit die zugrundeliegende Nachfrage überzeichnet sein.


Edelmetalle

Gold steigt heute Morgen auf mehr als 1.290 USD je Feinunze, das höchste Niveau seit Ende August 2014. In Euro gerechnet notiert Gold bei 1.115 EUR je Feinunze, einem 20-Monatshoch. Im Vorfeld der EZB-Sitzung am Donnerstag und der Wahl in Griechenland am Wochenende dürfte Gold auch weiter gut nachgefragt sein. Laut einer aktuellen Umfrage hat die linksradikale Partei Syriza ihren Vorsprung ausgebaut.

Der starke Preisanstieg Ende letzter Woche ging mit hohen Zuflüssen in die Gold-ETFs einher. So wurden die Bestände der von Bloomberg erfassten Gold-ETFs am Donnerstag und Freitag zusammen um 26,2 Tonnen aufgebaut. Dies waren die höchsten Zuflüsse an zwei aufeinanderfolgenden Tagen seit November 2011. Mittlerweile sind auch die spekulativen Finanzinvestoren auf den Zug aufgesprungen: Sie haben in der Woche zum 13. Januar gemäß CFTC-Statistik ihre Netto-Long-Positionen erstmals seit fünf Monaten wieder auf über 100 Tsd. Kontrakte ausgeweitet.

Diese dürften mittlerweile noch höher sein, da der Preisanstieg Ende letzter Woche noch nicht in den Daten enthalten ist. Bei Silber haben die spekulativen Finanzinvestoren zuletzt noch stärker als bei Gold auf steigende Preise gesetzt. Hier wurden die Netto-Long-Positionen in der Berichtswoche um fast 30% auf 28,1 Tsd. Kontrakte ausgebaut, der höchste Stand seit Anfang August. Die spekulativen Finanzanleger haben somit zum Preisanstieg von Silber (und auch von Gold) beigetragen.

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Industriemetalle

Chinas Wirtschaft ist 2014 im Vergleich zum Vorjahr um 7,4% gewachsen, was den Markterwartungen entsprach. Das BIP-Wachstum lag damit nur marginal unter dem offiziellen Regierungsziel von 7,5%. Die gleichzeitig veröffentlichten Konjunkturdaten für Dezember fielen zumeist besser aus als erwartet. Besonders positiv stach die Industrieproduktion hervor, die um 7,9% zulegte. Insgesamt stehen die Daten im Einklang mit einer langsamen Abkühlung der Konjunktur.

Die Regierung und die Zentralbank dürften wohl weitere Stimulierungsmaßnahmen ergreifen, um ein zu starkes Abflauen der chinesischen Wirtschaft in diesem Jahr zu verhindern. Bereits am Freitag hatte der staatliche Stromnetzbetreiber angekündigt, die Investitionen in das Stromnetz 2015 um 24% auf 420 Mrd. CNY (rund 68 Mrd. USD) zu erhöhen. Dies geht mit einem hohen Bedarf an Kupfer einher. Die Metallpreise reagieren kaum auf die China-Daten und zeigen sich zum heutigen Handelsauftakt weitgehend unverändert.

Nickel notiert bei rund 14.500 USD je Tonne, nachdem sich der Preis gestern um 2% verbilligte. Die International Nickel Study Group berichtete für den globalen Nickelmarkt für November den fünften Monatsüberschuss in Folge. Von Januar bis November summierte sich der Angebotsüberschuss demnach auf 51,6 Tsd. Tonnen, womit der Nickelmarkt bis dahin wesentlich besser versorgt war als von vielen Marktteilnehmern erwartet. Die noch entspannte Marktsituation sollte deutlich steigenden Nickelpreisen entgegenstehen.


Agrarrohstoffe

Letzte Woche hatten negative Daten zur Verarbeitung von Kakaobohnen in Nordamerika und Europa im vierten Quartal 2014 die Kakaopreise gedrückt. Gleichzeitig mehren sich aber auch die Hinweise, dass weniger Kakaoangebot zur Verfügung steht und mittelfristig stehen wird. Nachdem anfänglich die Anlieferungen von Kakaobohnen in die Häfen des wichtigsten Anbaulandes Elfenbeinküste über den Vorjahreswerten gelegen hatten, sind sie kumuliert seit Saisonbeginn im Oktober inzwischen deutlich darunter gefallen.

Noch gibt es keine offizielle Veröffentlichung dazu, doch zitieren Nachrichtenagenturen eine Person mit Zugang zu Regierungsdaten. Danach sollen die bisherigen Anlieferungen aus der Haupternte um 10% unter dem Vorjahresniveau liegen. Einen gleich hohen Rückgang ließen bereits zuvor auch inoffizielle Daten erwarten, die die Anlieferungen aus Lastwagenzählungen ableiten. Auch für die Zwischenernte in Westafrika - nicht nur in der Elfenbeinküste, sondern auch in Ghana, Nigeria und Kamerun - bestehen Risiken.

Der Harmattan-Wind macht in diesem Jahr stark zu schaffen. Da er die Böden austrocknet, behindert er die Blüte und die Entwicklung der Bohnen. Die Wettervorhersage lässt nicht erwarten, dass dies rasch durch ausreichende Regenfälle gemildert wird. Ein anderes vieldiskutiertes Naturphänomen wird dagegen unwahrscheinlicher: Die Oberflächentemperaturen im tropischen Pazifik sind zuletzt gesunken, was die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten eines El-Niño-Effekts verringert.



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