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1.140.000.000.000 Euro - Mario Draghi lässt Druckerpresse heiß laufen

26.01.2015  |  Thorsten Proettel
EZB öffnet abermals die Geldschleusen

Mario Draghi hat die Börsen nicht enttäuscht, sondern die selbst geschürten Erwartungen deutlich übererfüllt: Nach der mit Spannung erwarteten ersten Ratssitzung der EZB im Jahr 2015 verkündete er ein Kaufprogramm für Staatsanleihen im Umfang von 1,14 Billionen Euro. Zunächst sollen bis September 2016 monatlich für 60 Milliarden Euro Schuldtitel von öffentlichen Körperschaften der Eurozone und europäischen Institutionen erworben werden. Und wenn sich die Inflation dann immer noch auf einem als zu niedrig empfundenen Niveau bewegt, möchte Draghi nachlegen. An den Märkten war bis kurz vor der Sitzung dagegen ein Volumen von 500 bis 600 Milliarden Euro erwartet worden.

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Deutliche Reaktion an den Börsen

Die Reaktionen an den Börsenplätzen fielen sehr deutlich aus. Die Aktienmärkte erreichten neue Höchststände und der Euro fiel auf ein Elfjahrestief gegenüber dem USD. Der Goldpreis legte ebenfalls zu und überschritt die Marke von 1.300 USD. Das Plus hielt sich mit rund 20 USD jedoch in Grenzen und im Gegensatz zu Aktien und USD stagnierte die Goldnotierung zuletzt. Möglicherweise führen Gewinnmitnahmen in den nächsten Tagen zu weiteren leichten Rückgängen.

Die große unbekannte Variable ist jedoch die Parlamentswahl in Griechenland. Ihr könnten mühsame Koalitionsverhandlungen folgen sowie Verhandlungen der neuen, möglicherweise linksradikalen Regierung mit der Troika um Erleichterungen oder einen Schuldenschnitt. Die damit verbundene Unsicherheit dürfte einen nachhaltigen Goldpreisrückgang verhindern.

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Höheres Anlegerinteresse erwartet

Mittel- bis langfristig erwarten wir jedoch einen positiven Effekt der ultralockeren EZB-Geldpolitik auf den Goldpreis vor allem durch verstärkte Käufe institutioneller und privater Anleger. Die Möglichkeiten zur sicheren und verzinslichen Kapitalanlage sind zwar schon seit einiger Zeit deutlich eingeschränkt. Mit dem QE wird aber ein neues Kapital aufgeschlagen, zumal die Maßnahme auch darauf ausgelegt ist, den Außenwert des Euro zur Ankurbelung der Exporte zu schwächen.

Gold bleibt eine der wenigen Alternativen, die nicht am internationalen Abwertungswettlauf teilnimmt. Im Gegensatz zu Papier- und Buchgeld kann das Edelmetall schlichtweg nicht beliebig vermehrt werden. Ein deutliches Indiz für das Wiederaufkeimen der Anlegernachfrage bietet die Entwicklung des Goldbestandes zur physischen Besicherung von börsengehandelten Gold fonds (ETCs). In den letzten vier Tagen erwarben die Emittenten gut 40 Tonnen.

Vermutlich wird demnächst auch die Münz- und Barrennachfrage etwas anziehen. Das Potenzial des QEs für den Goldmarkt mag das folgende Zahlenspiel verdeutlichen: Bei dem aktuellen Preis von 37 Mio. Euro pro Tonne umfasst die weltweite Goldnachfrage in diesem Jahr voraussichtlich 148 Mrd. Euro. Würde nur 1% der von der EZB zusätzlich in den Geldkreislauf geschleusten Milliarden den Weg in den Goldmarkt finden, dann entspräche dies einer Nachfragesteigerung um knapp 8%.


Prognose angehoben

Wir sind bislang von einem Anstieg des Goldpreises auf 1.350 USD zum Jahresende 2015 ausgegangen. Da das QE der EZB deutlich höher als erwartet ausfällt, erhöhen wir unsere Prognose auf 1.400 USD zum Jahresende beziehungsweise auf 1.300 USD zur Jahresmitte 2015.


© Thorsten Proettel
Commodity Analyst

Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart



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