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Schwacher Wochenauftakt bei Rohstoffen, auch Gold fällt

26.01.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise stehen zum Auftakt in die neue Handelswoche wieder unter Druck. WTI handelt mit 44,5 USD je Barrel nur knapp über einem 6-Jahrestief. Brentöl fällt auf 48 USD je Barrel und hat damit die Gewinne nach dem Tod des saudi-arabischen Königs Abdullah vom Freitag wieder abgegeben. Dessen Nachfolger Salman will an der bisherigen Politik festhalten. Auch der einflussreiche Ölminister al-Naimi behält seinen Posten. Somit bleibt es wohl dabei, dass Saudi-Arabien den Markt weiter mit Öl flutet und über niedrigere Preise die US-Schieferölproduzenten aus dem Markt drängen will.

Diese Strategie scheint Wirkung zu zeigen. So ist die Zahl der aktiven Ölbohrungen in den USA in der letzten Woche laut Baker Hughes um weitere 49 gefallen. Seit Anfang Januar beläuft sich der Rückgang auf 165, was dem stärksten 3-Wochenrückgang seit 1987 entspricht. Dies deutet auf einen spürbaren Rückgang der US-Ölproduktion und eine Preiserholung im zweiten Halbjahr hin. Denn die Ölproduktion pro Ölbohrung erreicht kurz nach der Inbetriebnahme ihr Hoch und fällt danach um bis zu 70% im ersten Jahr nach der Produktionsaufnahme.

Von daher müssen ständig neue Ölbohrungen in Betrieb genommen werden, damit die Ölproduktion stabil bleibt. Für kurze Zeit wird das pro Bohrloch deutlich gesteigerte Startniveau der Ölproduktion einen Rückgang der Produktion zwar noch verhindern. Die Zahl der Ölbohrungen wird in den kommenden Wochen weiter sinken. Von daher ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich dies in einer fallenden Ölproduktion bemerkbar macht. Dies deutet spricht unseres Erachtens für eine Preiserholung im zweiten Halbjahr.

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Edelmetalle

Der Goldpreis ist in der Nacht zunächst bis auf 1.300 USD je Feinunze gestiegen, gibt seither aber deutlich nach. Aktuell notiert Gold bei 1.282 USD je Feinunze. Ähnlich ist auch die Preisentwicklung in Euro. Einem Anstieg auf ein 20-Monatshoch von 1.166 EUR folgte ein Rückgang auf 1.140 EUR je Feinunze.

Wie wir am Freitag vermutet hatten, kommt es nach dem erwarteten Sieg der linksradikalen Syriza-Partei bei den Parlamentswahlen in Griechenland zu Gewinnmitnahmen. Denn der kräftige Goldpreisanstieg um 9% gegenüber dem US-Dollar und um 18% gegenüber dem Euro seit Jahresbeginn war zu großen Teilen auf die Erwartung umfangreicher EZB-Anleihekäufe und eines Regierungswechsels in Griechenland zurückzuführen. Beides ist nun eingetreten, so dass viele Anleger getreu dem Motto "buy the rumor, sell the fact" verfahren.

Es hat sich in den letzten Wochen bei Gold ein gewisses Korrekturpotenzial aufgebaut. So stiegen die spekulativen Netto-Long-Positionen in der Woche zum 20. Februar um 27,4 Tsd. auf 129,3 Tsd. Kontrakte. Dies entspricht dem höchsten Niveau seit Juli 2014. Seit Jahresbeginn sind die spekulativen Netto-Long-Positionen um knapp 50% gestiegen. Eine länger anhaltende Schwächephase erwarten wir jedoch nicht.

Die jüngsten Beschlüsse der EZB und anderer Zentralbanken dürften dafür sorgen, dass Gold gesucht bleiben wird. Die Gold-ETFs verzeichneten zuletzt kräftige Zuflüsse, so auch am Freitag mit 5,3 Tonnen. Seit Jahresbeginn belaufen sich die Zuflüsse in die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs inzwischen auf knapp 47 Tonnen.


Industriemetalle

Die "neue Normalität" für die chinesische Wirtschaft, die der Ministerpräsident Li Keyang letzte Woche in Davos angekündigt hat, scheint schon die ersten Formen anzunehmen. Der Fokus soll künftig auf die Strukturreformen und die Qualität des Wachstums und nicht auf die BIP-Wachstumszahlen allein gelegt werden. So hat Shanghai als erste Provinz das Wachstumsziel für dieses Jahr aufgehoben und will sich stattdessen auf nachhaltiges Wachstum konzentrieren, die Struktur verbessern und die Qualität und Effizient der Wirschaft verbessern.

Für die Industriemetallpreise ist es in kurzfristiger Betrachtung keine gute Nachricht. Die Hoffnung auf Stützungsmaßmahmen war hoch, weil von den elf chinesischen Provinzen, die bislang ihre Zielerreichung für das Jahr 2014 berichteten, zehn eher enttäuschende Zahlen vorgelegt haben. Dies trägt neben einer allgemeinen "risk-off" Stimmung an den Finanzmärkten zur Schwäche bei den Industriemetallen bei.

Nichtsdestotrotz gehen wir kurzfristig eher von steigenden Notierungen aus. Denn zum einen scheinen sie "überverkauft" zu sein und schon viele Risiken zu eskomptieren. Zum anderen hat die chinesische Regierung erst kürzlich angekündigt, Infrastrukturprojekte von über 1 Billion USD zu beschleunigen. Dies dürfte die Industriemetallnachfrage unterstützen. Deshalb halten wir den gegenwärtigen Pessimismus für überzogen. Die Spekulanten haben seit Dezember ihre Wetten auf steigende Kupferpreise an der LME massiv abgebaut. An der COMEX überwiegen sogar seit mittlerweile 18 Wochen in Folge die Pessimisten.


Agrarrohstoffe

Am Freitag meldete die Internationale Kakaoorganisation ICCO, dass die Saison 2013/14 - anders als derzeit von der ICCO geschätzt - im September 2014 mit einem Defizit geendet haben könnte. Denn die Lagerhäuser meldeten weltweit aggregiert einen Rückgang der Bestände um 1,2%. Damit sieht die ICCO ihre gegenwärtige Prognose eines Überschusses in Höhe von 53 Tsd. Tonnen gefährdet. Diese beruhte auf erwarteten Endbeständen von 1,66 Mio. Tonnen. Die Umfrage ergab nun aber nur 1,51 Mio. Tonnen Bohnen in den Lagern. Allerdings kündigte die ICCO an, die Daten zu prüfen und verwies darauf, dass nicht alle Länder ihre Bestände an sie berichten.

Eventuelle Korrekturen an der ausgewiesenen Marktbilanz könnte die ICCO im Februar in ihrem Quartalsbericht offiziell machen. In diesem wird auch eine erste Schätzung für die laufende Saison 2014/15 abgegeben. In deren erstem Viertel, dem vierten Quartal 2014, enttäuschten nach den Zahlen aus Nordamerika und Europa nun auch die Daten aus Asien zur Verarbeitung von Kakao. Diese wurde auf dem niedrigsten Niveau seit mindestens drei Jahren gemeldet, als die Daten erstmals in dieser Form veröffentlicht wurden.

Mit einem Minus von 17% gegenüber Vorjahr fiel der Rückgang in Asien sogar noch stärker aus als in Europa mit 7%. Allerdings ist das Niveau der Verarbeitung in Asien deutlich niedriger als in Europa. In London schloss der Kakaopreis in Reaktion auf die Daten am Freitag auf einem 3-Wochentief.




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