Niederländische Zentralbank gesellt sich zu den Goldkäufern
27.01.2015 | Eugen Weinberg
Energie
Am Ölmarkt scheint hinsichtlich der Preisentwicklung Ruhe eingekehrt zu sein. Brent handelt stabil bei 48 USD je Barrel, WTI bei 45 USD je Barrel. Laut OPEC-Generalsekretär el-Badri könnte der Boden gefunden sein und schon recht bald eine Preiserholung einsetzen. Wir teilen diesen Optimismus nur bedingt. Zwar erwarten auch wir, dass die Ölpreise im Jahresverlauf merklich steigen werden. Kurzfristig sehen wir aber das Risiko eines weiteren Preisrückgangs in Richtung 40 USD je Barrel. Denn der Markt bleibt in den nächsten Wochen deutlich überversorgt, was zu einem weiteren Anschwellen der Lagerbestände führen wird.
Die US-Rohölvorräte dürften in der letzten Woche erstmals auf mehr als 400 Mio. Barrel gestiegen sein. Zudem besteht noch immer ein hoher Optimismus der Finanzanleger, auch wenn es in der Woche zum 20. Januar zu einem Rückgang der spekulativen Netto-Long-Positionen um 15 Tsd. auf 127,8 Tsd. Kontrakte kam. Dies war der erste Abbau seit vier Wochen und erst der zweite in den letzten neun Wochen. Mit anderen Worten: Viele spekulative Finanzanleger sitzen noch immer auf Verlustpositionen, welche in den kommenden Wochen geschlossen werden könnten.
Die auf ein Rekordhoch gestiegene Zahl der offenen Terminkontrakte (Open Interest) bei Brent deutet ebenfalls auf ein hohes Anlegerinteresse hin. El-Badris Warnung, dass der Ölpreis wegen ausbleibender Investitionen und einer dadurch drohenden Angebotsverknappung in den nächsten 3-4 Jahren auf 200 USD je Barrel steigen könnte, erachten wir als extrem unwahrscheinlich. Die beträchtlichen Überkapazitäten auf der Produktionsseite dürften einem solchen Preisanstieg entgegenstehen. Zudem würde die Nachfrage bei einem derartigen Preisniveau abgewürgt.
Edelmetalle
Die Preiskorrektur bei Gold setzt sich fort. Am Morgen ist der Preis auf 1.275 USD je Feinunze bzw. 1.130 EUR je Feinunze gefallen. Wir erachten die derzeitige Schwächephase nur als vorübergehend. So zeigen die ETF-Anleger anhaltendes Interesse an Gold und haben zuletzt weitere 3,2 Tonnen Gold zugekauft. Insgesamt sind die Gold-ETF-Bestände seit Mitte Januar um über 50 Tonnen gestiegen. Das ist der stärkste Anstieg in einem solchen Zeitraum seit über 3 Jahren.
Dass Gold auch von den Zentralbanken nicht mehr als "barbarisches Relikt" wie einst von Keynes bezeichnet angesehen wird, sondern als eine Diversifizierungsanlage und Alternativwährung, sieht man deutlich an deren Handlungen in den letzten Jahren. Zu den zahlreichen Zentralbanken aus den Schwellenländern, die in den vergangenen Jahren Gold zugekauft haben, hat sich nun auch De Nederlandsche Bank gesellt, die eigentlich zu den Unterzeichnern des Washingtoner Goldabkommens gehörte. Im Dezember hat sie laut IWF 9,61 Tonnen zugekauft, erstmals seit 1998.
Die grundlegende Änderung der Haltung der niederländischen Zentralbank zu Gold wird zusätzlich dadurch unterstrichen, dass im November 120 Tonnen von den USA zurück nach Holland gebracht wurden. Auch Russland hat im Dezember weiter über 20 Tonnen Gold zugekauft. Damit liegen die russischen Goldreserven inzwischen bei mehr als 1.200 Tonnen. Insgesamt haben die Zentralbanken im Vorjahr wohl ähnlich wie auch ein Jahr zuvor über 400 Tonnen Gold gekauft.
Industriemetalle
Die Preise konnten sich im gestrigen Handelsverlauf vom starken Rücksetzer am Morgen erholen. Der Kupferpreis legte auch dank Spekulationen über ein Kaufinteresse des Staatlichen Reservenbüros Chinas (SRB) vom 5½-Jahrestief fast 200 USD zu. Aluminium verteuerte sich um 2,6% und notiert damit wieder knapp 6% höher als im Tief zur Monatsmitte. Fallende Lagerbestände an der LME und der SHFE - die LME-Aluminiumbestände befinden sich aktuell auf dem tiefsten Stand seit Mai 2009, die SHFE-Bestände lagen am Freitag mit 186 Tsd. Tonnen nur noch 2,4% über dem tiefsten Stand seit November 2011 - dürften zur Preisstärke bei Aluminium beigetragen haben.
Viele Marktteinehmer werten dies als Zeichen der Knappheit, zumal auch das WBMS für die ersten elf Monate 2014 ein hohes Angebotsdefizit ausgewiesen hatte. Wir erachten jedoch vor allem die hohen physischen Prämien, die man häufig mit der aktuellen Angebotseinengung begründet, als nicht gerechtfertigt. Wir machen dafür vor allem den erschwerten Zugang zu den LME-Lägern verantwortlich und rechnen damit, dass die neuen LME-Lagerhausregeln, die ab Februar greifen, zur Entspannung der Angebotssituation beitragen werden.
Ebenfalls dürfte dazu eine sehr hohe Produktion beitragen - im Dezember war die globale Aluminiumproduktion laut IAI mit 4,65 Mio Tonnen auf ein neues Rekordhoch geklettert - und die hohen Exporte Chinas. Nicht zuletzt geben die hohen Preise bei gleichzeitig deutlich gesunkenen Energiepreisen einen Anreiz zur Produktionsausweitung.
Agrarrohstoffe
Der Januar war in Brasilien bislang wieder ein Monat mit deutlich zu wenig Regen und zu großer Hitze, doch in den kommenden Wochen soll vermehrt Niederschlag fallen. Diese Meldung sollte an verschiedenen Märkten ganz unterschiedlich aufgenommen werden. Der Preis für Sojabohnen findet in ihr Unterstützung, denn möglicherweise fällt die inzwischen begonnene Ernte doch nicht ganz so riesig aus wie erwartet. So kündigte etwa die brasilianische Beratungsfirma AgRural an, ihre bisherige Ernteprognose von 95 Mio. Tonnen zu reduzieren.
Auch wenn dies nicht grundsätzlich etwas an der hohen Verfügbarkeit an Sojabohnen ändern sollte, zog der Preis am Montag gegen den Trend fallender Preise für Mais und Weizen um gut 1% an - zusätzlich unterstützt durch gute Zahlen zum US-Sojamehlexport. Bei Kaffee und Zucker dagegen sollte vor allem der Ausblick auf eine Besserung der Feuchtigkeitsversorgung in Brasiliens Anbaugebieten die Preise nachgeben lassen.
Am Freitag waren die Notierungen für Arabica-Kaffee bereits auf ein 6-Monatstief gefallen und die Rohzuckerpreise hatten um 5% nachgegeben. Von diesen Niveaus aus konnten sich die Preise seither leicht erholen. Denn in den vergangenen Monaten waren die tatsächlichen Regenfälle meist unter den Erwartungen geblieben. Und selbst wenn dieses Mal die Hoffnungen erfüllt werden sollten, bleibt es vorerst dabei, dass die Feuchtigkeitsversorgung vor allem in der wichtigen Region Center-South deutlich unter dem Normalmaß für die Jahreszeit bleibt.
Am Ölmarkt scheint hinsichtlich der Preisentwicklung Ruhe eingekehrt zu sein. Brent handelt stabil bei 48 USD je Barrel, WTI bei 45 USD je Barrel. Laut OPEC-Generalsekretär el-Badri könnte der Boden gefunden sein und schon recht bald eine Preiserholung einsetzen. Wir teilen diesen Optimismus nur bedingt. Zwar erwarten auch wir, dass die Ölpreise im Jahresverlauf merklich steigen werden. Kurzfristig sehen wir aber das Risiko eines weiteren Preisrückgangs in Richtung 40 USD je Barrel. Denn der Markt bleibt in den nächsten Wochen deutlich überversorgt, was zu einem weiteren Anschwellen der Lagerbestände führen wird.
Die US-Rohölvorräte dürften in der letzten Woche erstmals auf mehr als 400 Mio. Barrel gestiegen sein. Zudem besteht noch immer ein hoher Optimismus der Finanzanleger, auch wenn es in der Woche zum 20. Januar zu einem Rückgang der spekulativen Netto-Long-Positionen um 15 Tsd. auf 127,8 Tsd. Kontrakte kam. Dies war der erste Abbau seit vier Wochen und erst der zweite in den letzten neun Wochen. Mit anderen Worten: Viele spekulative Finanzanleger sitzen noch immer auf Verlustpositionen, welche in den kommenden Wochen geschlossen werden könnten.
Die auf ein Rekordhoch gestiegene Zahl der offenen Terminkontrakte (Open Interest) bei Brent deutet ebenfalls auf ein hohes Anlegerinteresse hin. El-Badris Warnung, dass der Ölpreis wegen ausbleibender Investitionen und einer dadurch drohenden Angebotsverknappung in den nächsten 3-4 Jahren auf 200 USD je Barrel steigen könnte, erachten wir als extrem unwahrscheinlich. Die beträchtlichen Überkapazitäten auf der Produktionsseite dürften einem solchen Preisanstieg entgegenstehen. Zudem würde die Nachfrage bei einem derartigen Preisniveau abgewürgt.
Edelmetalle
Die Preiskorrektur bei Gold setzt sich fort. Am Morgen ist der Preis auf 1.275 USD je Feinunze bzw. 1.130 EUR je Feinunze gefallen. Wir erachten die derzeitige Schwächephase nur als vorübergehend. So zeigen die ETF-Anleger anhaltendes Interesse an Gold und haben zuletzt weitere 3,2 Tonnen Gold zugekauft. Insgesamt sind die Gold-ETF-Bestände seit Mitte Januar um über 50 Tonnen gestiegen. Das ist der stärkste Anstieg in einem solchen Zeitraum seit über 3 Jahren.
Dass Gold auch von den Zentralbanken nicht mehr als "barbarisches Relikt" wie einst von Keynes bezeichnet angesehen wird, sondern als eine Diversifizierungsanlage und Alternativwährung, sieht man deutlich an deren Handlungen in den letzten Jahren. Zu den zahlreichen Zentralbanken aus den Schwellenländern, die in den vergangenen Jahren Gold zugekauft haben, hat sich nun auch De Nederlandsche Bank gesellt, die eigentlich zu den Unterzeichnern des Washingtoner Goldabkommens gehörte. Im Dezember hat sie laut IWF 9,61 Tonnen zugekauft, erstmals seit 1998.
Die grundlegende Änderung der Haltung der niederländischen Zentralbank zu Gold wird zusätzlich dadurch unterstrichen, dass im November 120 Tonnen von den USA zurück nach Holland gebracht wurden. Auch Russland hat im Dezember weiter über 20 Tonnen Gold zugekauft. Damit liegen die russischen Goldreserven inzwischen bei mehr als 1.200 Tonnen. Insgesamt haben die Zentralbanken im Vorjahr wohl ähnlich wie auch ein Jahr zuvor über 400 Tonnen Gold gekauft.
Industriemetalle
Die Preise konnten sich im gestrigen Handelsverlauf vom starken Rücksetzer am Morgen erholen. Der Kupferpreis legte auch dank Spekulationen über ein Kaufinteresse des Staatlichen Reservenbüros Chinas (SRB) vom 5½-Jahrestief fast 200 USD zu. Aluminium verteuerte sich um 2,6% und notiert damit wieder knapp 6% höher als im Tief zur Monatsmitte. Fallende Lagerbestände an der LME und der SHFE - die LME-Aluminiumbestände befinden sich aktuell auf dem tiefsten Stand seit Mai 2009, die SHFE-Bestände lagen am Freitag mit 186 Tsd. Tonnen nur noch 2,4% über dem tiefsten Stand seit November 2011 - dürften zur Preisstärke bei Aluminium beigetragen haben.
Viele Marktteinehmer werten dies als Zeichen der Knappheit, zumal auch das WBMS für die ersten elf Monate 2014 ein hohes Angebotsdefizit ausgewiesen hatte. Wir erachten jedoch vor allem die hohen physischen Prämien, die man häufig mit der aktuellen Angebotseinengung begründet, als nicht gerechtfertigt. Wir machen dafür vor allem den erschwerten Zugang zu den LME-Lägern verantwortlich und rechnen damit, dass die neuen LME-Lagerhausregeln, die ab Februar greifen, zur Entspannung der Angebotssituation beitragen werden.
Ebenfalls dürfte dazu eine sehr hohe Produktion beitragen - im Dezember war die globale Aluminiumproduktion laut IAI mit 4,65 Mio Tonnen auf ein neues Rekordhoch geklettert - und die hohen Exporte Chinas. Nicht zuletzt geben die hohen Preise bei gleichzeitig deutlich gesunkenen Energiepreisen einen Anreiz zur Produktionsausweitung.
Agrarrohstoffe
Der Januar war in Brasilien bislang wieder ein Monat mit deutlich zu wenig Regen und zu großer Hitze, doch in den kommenden Wochen soll vermehrt Niederschlag fallen. Diese Meldung sollte an verschiedenen Märkten ganz unterschiedlich aufgenommen werden. Der Preis für Sojabohnen findet in ihr Unterstützung, denn möglicherweise fällt die inzwischen begonnene Ernte doch nicht ganz so riesig aus wie erwartet. So kündigte etwa die brasilianische Beratungsfirma AgRural an, ihre bisherige Ernteprognose von 95 Mio. Tonnen zu reduzieren.
Auch wenn dies nicht grundsätzlich etwas an der hohen Verfügbarkeit an Sojabohnen ändern sollte, zog der Preis am Montag gegen den Trend fallender Preise für Mais und Weizen um gut 1% an - zusätzlich unterstützt durch gute Zahlen zum US-Sojamehlexport. Bei Kaffee und Zucker dagegen sollte vor allem der Ausblick auf eine Besserung der Feuchtigkeitsversorgung in Brasiliens Anbaugebieten die Preise nachgeben lassen.
Am Freitag waren die Notierungen für Arabica-Kaffee bereits auf ein 6-Monatstief gefallen und die Rohzuckerpreise hatten um 5% nachgegeben. Von diesen Niveaus aus konnten sich die Preise seither leicht erholen. Denn in den vergangenen Monaten waren die tatsächlichen Regenfälle meist unter den Erwartungen geblieben. Und selbst wenn dieses Mal die Hoffnungen erfüllt werden sollten, bleibt es vorerst dabei, dass die Feuchtigkeitsversorgung vor allem in der wichtigen Region Center-South deutlich unter dem Normalmaß für die Jahreszeit bleibt.