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Ölpreise weiter auf Erholungskurs

03.02.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise setzen ihre beeindruckende Erholung fort und steigen heute den vierten Tag in Folge. Allein in den letzten beiden Handelstagen hat sich Brent um mehr als 11% verteuert, was dem stärksten 2-Tagesanstieg seit Anfang 2009 entspricht. Brent kostet am Morgen fast 57 USD je Barrel und damit soviel wie zuletzt vor einem Monat. Gleiches gilt für WTI mit 51 USD je Barrel. Am Ölmarkt hat sich in den letzten Tagen ein grundlegender Stimmungswechsel vollzogen. Dies zeigt sich an der Marktreaktion auf den Raffineriestreik in den USA, welcher seit drei Tagen 10% der Verarbeitungskapazitäten des Landes lahmlegt.

Der Streik war gestern mit ein Grund für den Preisanstieg. Denn die infolge des Streiks fallenden Vorräte von Ölprodukten ließen die Crackspreads kräftig steigen. So weitete sich der Gasöl-Brent-Spread gestern um mehr als 30% aus. Vor zwei Wochen noch hätte die Nachricht eines Streiks in den US-Raffinerien aufgrund des damit verbundenen Anstiegs der Rohöllagerbestände wahrscheinlich zu einem kräftigen Preisrückgang geführt. Es ist halt alles eine Frage der Marktstimmung.

Die spekulativen Finanzanleger haben in der Woche zum 27. Januar ihre Netto-Long-Positionen bei Brent um 1,9 Tsd. auf 129,7 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Bei WTI kam es zwar zu einem Abbau um 2 Tsd. Kontrakte. Das Niveau ist mit 203,7 Tsd. Kontrakten aber noch immer sehr hoch. Zudem kam es bei WTI zu einem kräftigen Anstieg der Long- und der Short-Positionen. Die Short-Positionen erreichten in der Berichtswoche das höchste Niveau seit August 2010. Der jüngste Preissprung dürfte daher maßgeblich auf die Schließung von Short-Positionen zurückzuführen sein.

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Edelmetalle

Der Goldpreis handelt heute Morgen wieder 10 USD fester als gestern bei rund 1.280 USD je Feinunze. Gestern kam es zwischenzeitlich zu Gewinnmitnahmen, die den Preis entsprechend drückten. Durch den etwas schwächeren US-Dollar fiel der Preisrückgang in Euro gerechnet stärker aus. Heute Morgen profitiert Gold von der Zinssenkung der australischen Notenbank, die mit diesem Schritt den weltweiten Abwertungswettlauf der Währungen beschleunigt. Denn die Reserve Bank of Australia verwies in ihrer Begründung unter anderem auf den überbewerteten Australischen Dollar.

Gold in Australischen Dollar stieg daraufhin auf das höchste Niveau seit Oktober 2012. Andere Zentralbanken dürften folgen und ebenfalls die Zinsen senken. Dies erhöht die Attraktivität von Gold als wertstabiler Anlage und Alternativwährung. Dies sehen offenbar auch die ETF-Anleger so: So berichtete der SPDR Gold Trust, der weltweit größte Gold-ETF, gestern über Zuflüsse von 8,4 Tonnen.

Da sich Gold zuletzt besser entwickelt hat als Platin, hat sich die Preisdifferenz zwischen diesen beiden Edelmetallen aktuell bis auf fast 50 USD je Feinunze ausgeweitet. Zuletzt war diese im März 2013 so hoch. Dies dürfte Gold für die Industrie weniger attraktiv machen und die Nachfrage vor allem aus der Schmuckindustrie sollte sich Richtung Platin verschieben. Gepaart mit einer starken Nachfrage aus der Autoindustrie - heute Abend werden neue Verkaufszahlen in den USA veröffentlicht - spricht dies für einen weiterhin angespannten Platinmarkt.


Industriemetalle

Der fortgesetzte Anstieg der Ölpreise gestern nach der Preisexplosion am Freitag hat auch Aluminium nach oben gezogen, so dass das Leichtmetall heute Morgen auf einem 6-Wochenhoch von rund 1.890 USD je Tonne handelt. Der Preis erhielt daneben aber auch durch Meldungen von Rusal, dem weltweit größten Aluminiumproduzenten aus Russland, Auftrieb. Denn Rusal berichtete, dass seine Aluminiumproduktion im letzten Jahr im Vergleich zum Vorjahr um 7% auf 3,6 Mio. Tonnen gefallen ist. Das Unternehmen hatte eigenen Angaben zufolge in sieben Schmelzen wegen der reichlichen Versorgungslage am Markt die Produktion gekürzt.

Da die stillgelegten Schmelzen zunächst nicht wieder in Betrieb genommen werden sollen, soll die Aluminiumproduktion in diesem Jahr nicht steigen. Die Produktionskapazitäten belaufen sich Unternehmensangaben zufolge auf 4,5 Mio. Tonnen pro Jahr. Rusal schätzt - ähnlich wie schon der US-Produzent Alcoa -, dass die globale Nachfrage 2015 um 6,5% wachsen wird und der Markt außerhalb Chinas unterversorgt ist. Dies würde wohl für anhaltend hohe physische Prämien sprechen.

Wir gehen jedoch davon aus, dass China wie schon im letzten Jahr auch 2015 große Mengen Aluminium exportieren wird, so dass das Angebot unseres Erachtens ausreichen sollte, um die Nachfrage auch auf globaler Ebene zu befriedigen. Wir sehen daher Korrekturpotenzial für den Aluminiumpreis.


Agrarrohstoffe

Nach den negativen US-Vorgaben und bei einem leicht anziehenden Euro gaben die Weizennotierungen in Paris gestern weiter nach. Es bleibt aber dabei, dass der schwache Euro die Exporte der EU stark unterstützt. Ein gutes Beispiel dafür ist, dass in Frankreich ein Schiff mit Ziel Bangladesch gerade die größte Menge an (Futter-)Weizen läd, die das Land seit 2000/01 orderte. Hoffnungen bestehen auch, dass die Union, und hier wohl Deutschland und Polen, bei einem angekündigten Kauf Saudi-Arabiens von fast 700 Tsd. Tonnen mit einer größeren Menge zum Zuge kommt.

Derweil ist in Russland die Exportsteuer für Weizen in Kraft getreten. Diese läuft bis Ende Juni und beträgt mindestens 35 Euro je Tonne. Profitieren wird auch hier die EU, der ein wichtiger Konkurrent abhanden kommt. Die EU-Kommission hat ihre Prognose für die EU-Weichweizenexporte 2014/15 um 2 Mio. auf 30 Mio. Tonnen erhöht. Damit würden sie sogar leicht über dem Rekordniveau des Vorjahres liegen. Die USA haben in dieser Saison dagegen das Nachsehen: Ihre Weizenexporte seit Saisonbeginn liegen fast 30% unter Vorjahr. Der starke US-Dollar hinterlässt hier deutliche Spuren.

Die brasilianische Zuckerindustrie darf sich über eine Anhebung der Beimischungspflicht von Ethanol zu Benzin von 25% auf 27% ab Mitte Februar freuen. Die steigende Nachfrage nach Ethanol dürfte den Anteil von Zuckerrohr, der zu Ethanol verarbeitet wird, weiter anheben und umgekehrt die Zuckerproduktion dämpfen. Dies sollte den Rohzuckerpreis in New York stützen, welcher gestern um 4% fiel und nur knapp über dem 4½-Jahrestief von Anfang Januar notiert.



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