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Abruptes Ende der Ölpreisrallye

05.02.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Nachdem die Ölpreise bis Dienstag innerhalb von vier Tagen um fast 20% gestiegen waren, ging es gestern kräftig abwärts. Der Brentölpreis gab um 6,5% nach. WTI verbilligte sich sogar um knapp 9%. Heute setzt sich der Preisrückgang fort. Brent handelt bei gut 53 USD je Barrel, WTI bei knapp 48 USD je Barrel. Wir hatten betont, dass der Preissprung übertrieben war und aufgrund des weiterhin bestehenden Überangebots mit einem nochmaligen Preisrückgang gerechnet. Dies ist nun eingetreten.

Augenöffner waren wohl die US-Lagerdaten vom API am Dienstagabend und vom US-Energieministerium am gestrigen Nachmittag. Beide wiesen für die letzte Woche einen massiven Anstieg der US-Rohölvorräte um mehr als 6 Mio. Barrel aus. Laut US-Energieministerium sind die Rohölbestände in den letzten vier Wochen um mehr als 30 Mio. Barrel gestiegen und liegen mit 413 Mio. Barrel auf einem Rekordniveau.

Auch die Rohölbestände in Cushing schwellen weiter an. Hier kam es letzte Woche zu einem Anstieg um 2,5 Mio. Barrel. Seit Jahresbeginn sind die Cushing-Vorräte um 10,6 Mio. auf 41,4 Mio. Barrel gestiegen. Dies entspricht dem höchsten Niveau seit einem Jahr und einer Verdopplung innerhalb von sechs Monaten. Die deutlich gestiegene Rohölverarbeitung konnte den kräftigen Lageraufbau nicht verhindern. Dafür stiegen die Lagerbestände von Ölprodukten ebenfalls deutlich.

Aufgrund des weiterhin andauernden Raffineriestreiks dürfte sich der Lageraufbau bei Rohöl in dieser Woche fortsetzen, weil dadurch die Rohölverarbeitung deutlich zurückgehen dürfte. Eine nachhaltige Trendwende bei den Ölpreisen lässt daher noch auf sich warten.

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Edelmetalle

Der Goldpreis ist gestern wieder über 1.270 USD je Feinunze gestiegen und hält sich auch heute Morgen nahe dieser Marke. Die EZB erklärte gestern Abend, keine griechischen Staatsanleihen mehr als Sicherheiten für ihre geldpolitischen Operationen zu akzeptieren. Seit März 2010 hatte die EZB mit Griechenland-spezifischen Sonderregeln den Banken ermöglicht, die Staatsanleihen des Landes als Sicherheit für EZB-Geld zu verwenden.

Nun dreht die EZB den Geldhahn zu. Die griechischen Banken können sich noch mit Hilfe der ELA (Emergency Liquidity Assistance) über Wasser halten, was jedoch erheblich teurer ist. Die EZB kann aber auch die Vergabe von ELA jederzeit untersagen, so dass der Druck auf Griechenlands Regierung steigt, schnell eine Einigung mit den Geldgebern über ein Anschluss-Hilfspaket zu erzielen.

Die Unsicherheit hinsichtlich Griechenland sollte die Nachfrage nach Gold unterstützen, was sich in anhaltenden ETF-Zuflüssen niederschlägt. Die Münzkäufer hatten sich im Januar dagegen noch zurückgehalten. So wurden gemäß Daten der US-Münzanstalt in den USA im letzten Monat "nur" 81 Tsd. Unzen Goldmünzen verkauft. Dies war der schwächste Januar-Wert seit dem Jahr 2008.

Und auch die australische Münzanstalt berichtete für Januar von den geringsten Goldmünzenabsätzen seit neun Monaten. Wie Daten der Istanbuler Goldbörse zeigen, hat die Türkei im Januar lediglich 2,26 Tonnen Gold importiert. Dies dürfte zum Großteil der kräftigen Abwertung der türkischen Währung geschuldet sein, wodurch sich Gold in Türkischer Lira gerechnet spürbar verteuerte.


Industriemetalle

Die chinesische Zentralbank hat gestern den Mindestreservesatz für Banken um 50 Basispunkte auf 19,5% gesenkt. Die Senkung der Mindestreserveanforderungen ist aber nicht unbedingt als Lockerung der Geldpolitik zu verstehen, sondern eher eine mechanische Reaktion auf Änderungen des Volumens der Devisenreserven. Die Metallpreise hatten gestern dennoch ihre bis dahin aufgelaufenen Verluste vorübergehend aufgeholt. Heute Morgen stehen sie im Sog der fallenden Ölpreise aber allesamt wieder unter Druck.

Der Eisenerzpreis handelt mit 62,6 USD je Tonne nur knapp über seinem Rekordtief, das Ende letzter Woche verzeichnet wurde. Die Nachfrage nach Eisenerz bleibt zwar robust. So schätzt der Verband der chinesischen Eisen- und Stahlhersteller, dass China in diesem Jahr erstmals 1 Mrd. Tonne Eisenerz importieren wird. Mehr als 80% davon sollen demnach aus Australien und Brasilien kommen. Die großen Eisenerzproduzenten sind offensichtlich in ihren Bestrebungen erfolgreich, kleinere Wettbewerber und solche mit hohen Produktionskosten aus dem Markt zu drängen.

So werden z.B. in China selbst einige Minen nach der winterbedingten Stilllegung nicht wieder eröffnet. Das Angebot am Weltmarkt wird aber weiter ausgeweitet. So sind laut dem brasilianischen Produzenten Vale in den letzten beiden Jahren 234 Mio. Tonnen Eisenerz neu an den seewärtig gehandelten Markt gekommen. Bis 2020 sollen weitere 196 Mio. Tonnen hinzukommen. Bis der Markt ein neues Gleichgewicht gefunden hat, dürfte noch einige Zeit vergehen und der Eisenerzpreis wohl keine großen Sprünge nach oben machen.


Agrarrohstoffe

Russland wird im bevorstehenden Erntejahr 2015/16 laut russischem Landwirtschaftsministerium zwischen 85 und 100 Mio. Tonnen Getreide ernten. Das wäre deutlich weniger als die nahezu rekordhohen 104 Mio. Tonnen im laufenden Erntejahr 2014/15. Als Grund für den erwarteten Ernterückgang werden schlechtere Wetterbedingungen während des Winters sowie gestiegene Importkosten und höhere Zinsen infolge des Rubelverfalls genannt. Medienberichte zitierten den russischen Landwirtschaftsminister, dass die Getreideernte im ungünstigsten Fall sogar nur 68 Mio. Tonnen betragen könnte, was aber nicht bestätigt wurde.

Die Getreideexporte 2015/16 werden vom Ministerium auf 20-30 Mio. Tonnen geschätzt, nach 28-30 Mio. Tonnen 2014/15. Seit dem 1. Februar wird bei Weizen eine Exportsteuer erhoben. Dadurch sollen Weizenexporte weniger attraktiv gemacht werden, um Weizen im Land zu halten und die Inflation zu bremsen. Im Falle einer schlechten Ernte besteht durchaus das Risiko, dass diese Steuer über das Ende des laufenden Erntejahres hinaus verlängert werden könnte.

Die Nachfrage nach EU-Weizen dürfte vom niedrigeren Angebot aus Russland profitieren, weshalb wir mit einer Erholung des Weizenpreises in Paris auf 200 EUR je Tonne bis zum Jahresende rechnen (siehe auch Rohstoffe kompakt Agrar vom 4. Februar).




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