Ölmarkt gerät außer Rand und Band
06.02.2015 | Eugen Weinberg
Energie
Die prozentualen Tagesveränderungen bei Brent seit letzten Freitag lauten wie folgt: +7,9, +3,3, +5,8, -6,5, +4,5. Eine derart hohe Preisvolatilität am Ölmarkt hat es zuletzt im April 2009 gegeben, als eine nachhaltige Preiserholung nach dem Einbruch im Zuge der Wirtschafts- und Finanzkrise einsetzte. Wir führen den jüngsten fulminanten Preisanstieg vor allem auf ein deutlich gestiegenes Anlegerinteresse zurück. Darauf deutet auch das steigende Interesse am weltgrößten Rohöl-ETF, US Oil Fund, hin.
Die Anzahl der ausstehenden Anteile hat sich in nur 3 Monaten fast versechsfacht und ist kürzlich auf den höchsten Stand seit Anfang 2009 gestiegen. Viele Anleger sehen den Ölpreis als günstig an und möchten am erwarteten Preisanstieg teilnehmen. Wir halten den Optimismus aktuell für verfrüht.
Der Rückgang bei den aktiven US-Ölbohrungen deutet zwar auf eine bevorstehende Abflachung des Ölproduktionswachstums in den USA hin. Das noch immer hohe Überangebot und die überwiegend negative Nachrichtenlage sprechen allerdings gegen eine nachhaltige Preiserholung schon zum jetzigen Zeitpunkt. So hat Saudi-Arabien seine Verkaufspreise für asiatische Abnehmer im März nochmals deutlich gesenkt.
Der Preisabschlag von Arab Light gegenüber der Referenzsorte Oman/Dubai wurde um 90 US-Cents auf rekordhohe 2,3 USD je Barrel erhöht. Der Kampf der Ölproduzenten um Marktanteile geht also in die nächste Runde. Nichtsdestotrotz könnte es heute Abend nach der Veröffentlichung neuer Zahlen von Baker Hughes zu den aktiven Öl- und Gasbohrungen in den USA mit dem Ölpreis weiter aufwärts gehen, wenn diese einen erneut starken Rückgang der Bohraktivität zeigen.
Edelmetalle
Entgegen den nach wie vor bestehenden Sorgen um Griechenland und trotz des schwachen US-Dollar fiel Gold gestern vorübergehend unter 1.260 USD je Feinunze. In Euro gerechnet wurde zeitweise wieder die Marke von 1.100 EUR je Feinunze unterschritten. Die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs verzeichneten gestern abermals Zuflüsse von 6,2 Tonnen, welche zum Großteil auf den SPDR Gold Trust zurückzuführen waren. Dies hat wohl dazu beigetragen, dass die Goldpreise nicht noch stärker nachgaben.
Heute Nachmittag wird in den USA der Arbeitsmarktbericht veröffentlicht. Dieser hatte über Veränderungen des EUR-USD-Wechselkurses Auswirkungen auf den Goldpreis. Da der Zusammenhang aktuell aber nicht mehr so stark ist, könnte der Einfluss heute begrenzt sein.
Laut Aussagen des Verbands der chinesischen Goldproduzenten hat China im letzten Jahr 25% weniger Gold als im Vorjahr nachgefragt, welches ein Ausnahmejahr darstellte. Mit 886,1 Tonnen wurde demnach aber dennoch das zweithöchste Niveau überhaupt erreicht. Der Rückgang war vor allem auf eine niedrigere Nachfrage nach Barren (-59%) und Münzen (-49%) zurückzuführen. Die Schmucknachfrage sank "nur" um annähernd 7% auf 667,1 Tonnen. Die Goldproduktion stieg 2014 um 5,5% auf ein neues Rekordhoch von 451,8 Tonnen.
Da China im letzten Jahr etwa 814 Tonnen Gold aus Hongkong importiert hat, dürfte ein Großteil der lokalen Goldproduktion in die Tresore der Zentralbank geflossen sein.
Industriemetalle
Die Metallpreise profitierten gestern nicht vom deutlichen Anstieg der Ölpreise und standen über lange Zeit sogar unter Druck. Auch der schwächere US-Dollar hatte kaum Auswirkungen. Erst im späten Handel zogen die Preise etwas an. Kupfer notiert zum Wochenausklang wieder über der Marke von 5.700 USD je Tonne, nachdem das rote Metall gestern zwischenzeitlich deutlich unter 5.600 USD handelte. Daten der Londoner Metallbörse zeigten, dass gestern 32,5 Tsd. Tonnen Kupfer in das LME-Börsensystem eingeliefert wurden, soviel an einem Tag wie seit Juli 2001 nicht mehr.
Mit rund 285 Tsd. Tonnen liegen die Bestände auf dem höchsten Niveau seit fast einem Jahr. Allein seit Jahresbeginn wurden sie um über 60% aufgebaut. Die Bestände in den Lagerhäusern der SHFE haben mit knapp 140 Tsd. Tonnen ein 10-Monatshoch erreicht. Dies hat unter vielen Marktteilnehmern zumindest kurzfristig zu Sorgen geführt, dass der Kupfermarkt überversorgt ist. Zwar wird das Angebot noch ausgeweitet, die Nachfrage zeigt sich aber ebenfalls solide und steht auf einer breiten Basis.
Wir führen den Anstieg der Lagerbestände auch auf die Auflösung von Finanzierungs- und Absicherungsgeschäften zurück. Denn die Terminkurve befindet sich schon seit vielen Wochen in Backwardation, was die Kosten zur Verlängerung der Absicherungsgeschäfte erhöht. Wir sehen nur begrenzte Auswirkungen auf den Preis, denn die Veränderungen der Lagerbestände haben stark an Einfluss verloren.
Agrarrohstoffe
Die EU hat in dieser Woche 1,674 Mio. Tonnen Weichweizen für den Export freigegeben. Dies ist mit großem Abstand die höchste wöchentliche Exportmenge in diesem Erntejahr und stellt zugleich einen neuen Rekordwert dar. Mitte Oktober 2014 wurden in einer Woche einmal 945 Tsd. Tonnen Weizen exportiert, im September 2010 innerhalb einer Woche 1,03 Mio. Tonnen.
Seit Beginn des laufenden Erntejahres 2014/15 belaufen sich die kumulierten EU-Weichweizenexporte auf 18,4 Mio. Tonnen. Das sind noch einmal gut 1 Mio. Tonnen mehr als zum selben Zeitpunkt des Vorjahres, welches letztlich mit Rekordausfuhren in Höhe von 28 Mio. Tonnen endete. Die seit Anfang des Monats geltende Exportsteuer in Russland und die wechselkursbedingte Verteuerung von US-Weizen kommen offensichtlich der Nachfrage nach EU-Weizen zugute, wovon auch der Weizenpreis in Paris profitieren sollte.
Die Euronext wird ab März einen neuen Weizen-Terminkontrakt mit besseren Qualitätsstandards einführen. Die erste Fälligkeit ist September 2015 und damit zwei Jahre früher als ursprünglich geplant. Gegen den neuen Terminkontrakt darf nur Weizen mit einem Proteingehalt von mindestens 11%, einer Mindestfallzahl nach Hagberg von 220 und einem spezifischen Gewicht von mindestens 76 kg pro Hektoliter geliefert werden. Zudem gibt es mit Nantes und Bordeaux zwei zusätzliche Auslieferungsorte. Diese Maßnahmen dürften die Akzeptanz für den in Paris gehandelten Weizen-Terminkontrakt stärken.
Die prozentualen Tagesveränderungen bei Brent seit letzten Freitag lauten wie folgt: +7,9, +3,3, +5,8, -6,5, +4,5. Eine derart hohe Preisvolatilität am Ölmarkt hat es zuletzt im April 2009 gegeben, als eine nachhaltige Preiserholung nach dem Einbruch im Zuge der Wirtschafts- und Finanzkrise einsetzte. Wir führen den jüngsten fulminanten Preisanstieg vor allem auf ein deutlich gestiegenes Anlegerinteresse zurück. Darauf deutet auch das steigende Interesse am weltgrößten Rohöl-ETF, US Oil Fund, hin.
Die Anzahl der ausstehenden Anteile hat sich in nur 3 Monaten fast versechsfacht und ist kürzlich auf den höchsten Stand seit Anfang 2009 gestiegen. Viele Anleger sehen den Ölpreis als günstig an und möchten am erwarteten Preisanstieg teilnehmen. Wir halten den Optimismus aktuell für verfrüht.
Der Rückgang bei den aktiven US-Ölbohrungen deutet zwar auf eine bevorstehende Abflachung des Ölproduktionswachstums in den USA hin. Das noch immer hohe Überangebot und die überwiegend negative Nachrichtenlage sprechen allerdings gegen eine nachhaltige Preiserholung schon zum jetzigen Zeitpunkt. So hat Saudi-Arabien seine Verkaufspreise für asiatische Abnehmer im März nochmals deutlich gesenkt.
Der Preisabschlag von Arab Light gegenüber der Referenzsorte Oman/Dubai wurde um 90 US-Cents auf rekordhohe 2,3 USD je Barrel erhöht. Der Kampf der Ölproduzenten um Marktanteile geht also in die nächste Runde. Nichtsdestotrotz könnte es heute Abend nach der Veröffentlichung neuer Zahlen von Baker Hughes zu den aktiven Öl- und Gasbohrungen in den USA mit dem Ölpreis weiter aufwärts gehen, wenn diese einen erneut starken Rückgang der Bohraktivität zeigen.
Edelmetalle
Entgegen den nach wie vor bestehenden Sorgen um Griechenland und trotz des schwachen US-Dollar fiel Gold gestern vorübergehend unter 1.260 USD je Feinunze. In Euro gerechnet wurde zeitweise wieder die Marke von 1.100 EUR je Feinunze unterschritten. Die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs verzeichneten gestern abermals Zuflüsse von 6,2 Tonnen, welche zum Großteil auf den SPDR Gold Trust zurückzuführen waren. Dies hat wohl dazu beigetragen, dass die Goldpreise nicht noch stärker nachgaben.
Heute Nachmittag wird in den USA der Arbeitsmarktbericht veröffentlicht. Dieser hatte über Veränderungen des EUR-USD-Wechselkurses Auswirkungen auf den Goldpreis. Da der Zusammenhang aktuell aber nicht mehr so stark ist, könnte der Einfluss heute begrenzt sein.
Laut Aussagen des Verbands der chinesischen Goldproduzenten hat China im letzten Jahr 25% weniger Gold als im Vorjahr nachgefragt, welches ein Ausnahmejahr darstellte. Mit 886,1 Tonnen wurde demnach aber dennoch das zweithöchste Niveau überhaupt erreicht. Der Rückgang war vor allem auf eine niedrigere Nachfrage nach Barren (-59%) und Münzen (-49%) zurückzuführen. Die Schmucknachfrage sank "nur" um annähernd 7% auf 667,1 Tonnen. Die Goldproduktion stieg 2014 um 5,5% auf ein neues Rekordhoch von 451,8 Tonnen.
Da China im letzten Jahr etwa 814 Tonnen Gold aus Hongkong importiert hat, dürfte ein Großteil der lokalen Goldproduktion in die Tresore der Zentralbank geflossen sein.
Industriemetalle
Die Metallpreise profitierten gestern nicht vom deutlichen Anstieg der Ölpreise und standen über lange Zeit sogar unter Druck. Auch der schwächere US-Dollar hatte kaum Auswirkungen. Erst im späten Handel zogen die Preise etwas an. Kupfer notiert zum Wochenausklang wieder über der Marke von 5.700 USD je Tonne, nachdem das rote Metall gestern zwischenzeitlich deutlich unter 5.600 USD handelte. Daten der Londoner Metallbörse zeigten, dass gestern 32,5 Tsd. Tonnen Kupfer in das LME-Börsensystem eingeliefert wurden, soviel an einem Tag wie seit Juli 2001 nicht mehr.
Mit rund 285 Tsd. Tonnen liegen die Bestände auf dem höchsten Niveau seit fast einem Jahr. Allein seit Jahresbeginn wurden sie um über 60% aufgebaut. Die Bestände in den Lagerhäusern der SHFE haben mit knapp 140 Tsd. Tonnen ein 10-Monatshoch erreicht. Dies hat unter vielen Marktteilnehmern zumindest kurzfristig zu Sorgen geführt, dass der Kupfermarkt überversorgt ist. Zwar wird das Angebot noch ausgeweitet, die Nachfrage zeigt sich aber ebenfalls solide und steht auf einer breiten Basis.
Wir führen den Anstieg der Lagerbestände auch auf die Auflösung von Finanzierungs- und Absicherungsgeschäften zurück. Denn die Terminkurve befindet sich schon seit vielen Wochen in Backwardation, was die Kosten zur Verlängerung der Absicherungsgeschäfte erhöht. Wir sehen nur begrenzte Auswirkungen auf den Preis, denn die Veränderungen der Lagerbestände haben stark an Einfluss verloren.
Agrarrohstoffe
Die EU hat in dieser Woche 1,674 Mio. Tonnen Weichweizen für den Export freigegeben. Dies ist mit großem Abstand die höchste wöchentliche Exportmenge in diesem Erntejahr und stellt zugleich einen neuen Rekordwert dar. Mitte Oktober 2014 wurden in einer Woche einmal 945 Tsd. Tonnen Weizen exportiert, im September 2010 innerhalb einer Woche 1,03 Mio. Tonnen.
Seit Beginn des laufenden Erntejahres 2014/15 belaufen sich die kumulierten EU-Weichweizenexporte auf 18,4 Mio. Tonnen. Das sind noch einmal gut 1 Mio. Tonnen mehr als zum selben Zeitpunkt des Vorjahres, welches letztlich mit Rekordausfuhren in Höhe von 28 Mio. Tonnen endete. Die seit Anfang des Monats geltende Exportsteuer in Russland und die wechselkursbedingte Verteuerung von US-Weizen kommen offensichtlich der Nachfrage nach EU-Weizen zugute, wovon auch der Weizenpreis in Paris profitieren sollte.
Die Euronext wird ab März einen neuen Weizen-Terminkontrakt mit besseren Qualitätsstandards einführen. Die erste Fälligkeit ist September 2015 und damit zwei Jahre früher als ursprünglich geplant. Gegen den neuen Terminkontrakt darf nur Weizen mit einem Proteingehalt von mindestens 11%, einer Mindestfallzahl nach Hagberg von 220 und einem spezifischen Gewicht von mindestens 76 kg pro Hektoliter geliefert werden. Zudem gibt es mit Nantes und Bordeaux zwei zusätzliche Auslieferungsorte. Diese Maßnahmen dürften die Akzeptanz für den in Paris gehandelten Weizen-Terminkontrakt stärken.