Minsk und Athen im Fokus - US-Zentralbanker und die konjunkturelle und strukturelle Realität …
11.02.2015 | Folker Hellmeyer
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Die Geopolitik hält die Märkte in Atem. Die Wechsel zwischen Hoffnung und dann wieder Bangen machen sich in spürbarer Volatilität bei grundsätzlicher Stabilität bemerkbar.
Man sollte bei diesen Verläufen an den Finanzmärkten nicht ausblenden, dass die USA nach wie vor in dem Prinzip der "Asset-driven Economy" (seit der Jahrtausendwende, u.a. Ursache der Krisen), die eine Aufkündigung des Prinzips des freien Marktes in bestimmten Feldern (hier Aktien und Immobilien) darstellt, verhaftet sind. Das verhindert nicht notwendig Korrekturen an den Märkten, es begrenzt aber grundsätzlich deren Amplituden, sofern die Prozesse kontrollierbar sind.
Die Auseinandersetzung der griechischen Regierung mit der EU, dem IWF und der EZB wird weiter aggressiv seitens Athens geführt. Die Fronten sind verhärtet. Die Chancen für eine zügige Befriedung dieser Situation sind äußerst überschaubar. Der "Showdown" wird uns voraussichtlich bis zum 16. Februar begleiten. Unfälle auf dem Weg dorthin sind nicht auszuschließen. Ergo: Risikoaversion sollte diesbezüglich ausgeprägt bleiben.
Die Gespräche in Minsk sind zu begrüßen. Es gibt eine Chance für Frieden. Das begrüßen wir von Herzen. Danke an Berlin und Paris und viel Erfolg!
Gleichwohl wird an der aktuellen Verbalakrobatik seitens der USA und Kanadas deutlich, dass die Positionen zwischen Russland und Nordamerika weitgehend unversöhnlich sind. Die US-Position ist letztlich bezüglich des "Westens" entscheidend. Das hat der Prozess der Ukrainekrise und die "geleakten" Äußerungen diverser US-Vertreter hinlänglich bewiesen. Die USA bewegen sich in der Doktrin des Unilateralismus.
Gleichwohl besteht ein zunehmendes Risiko einer Spaltung bezüglich der Position in der Ukrainekrise sowohl innerhalb der EU, als auch der Möglichkeit einer Spaltung zwischen EU und USA/UK/Kanada.
Längst geht es nicht mehr um Maidan, Odessa, MH-17. Das waren Auslöser, die jetzt seitens des Westens, unter Umständen mangels Belastbarkeit, ausgeblendet werden. Sonst wären sie voraussichtlich anders genutzt worden …
Die US-Außenbeauftragte für die osteuropäische Region, Frau Nuland, kann sich in interner martialischer Verbalakrobatik sonnen, um dann offiziell handzahm zu erscheinen. Welche Äußerungen sind belastbar?
Es geht auch nicht um Präsident Obama, der die Intervention in der Ukraine mit dem Ziel des Putsches implizit in den letzten Interviews zugegeben hat.
Geht es um die Menschen in der Ukraine (u.a. Mobilmachung Kiews trifft auf massiven Widerstand der Bürger) oder sind sie nur Schachfiguren in der Geopolitik? Geht es um endogene europäische Interessen und darum ökonomischen und in der Folge gesellschaftspolitischen Schaden abzuwenden? Geht es bei Hilfen für die Ukraine noch um das Regelwerk des IWF, wann und wie Hilfskredite vergeben werden können?
Aus den mir zugänglichen Quellen mit US-Hintergrund kann ich leider bezüglich einer belastbaren friedlichen Entwicklung in der Ukraine keine Zuversicht ableiten. Ergo: Risikoaversion wird voraussichtlich diesbezüglich ausgeprägt bleiben.
Wir haben uns gestern an positiv überraschenden Daten bezüglich der Industrieproduktion Frankreichs (+1,5) und Italiens (+0,4%) erfreut. Lassen wir das bildlich nachwirken:
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Großbritannien enttäuschte dagegen mit einem unerwarteten Rückgang im Monatsvergleich um 0,2% (Prognose +0,1%).
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Wenden wir uns unseren Freunden in den USA zu. Für den Devisenmarkt bleibt es entscheidend, ob es zu einer Zinswende in den USA kommt.
Dazu gab es Einlassungen seitens zweier Fed-Gouverneure: Jeffrey Lacker, Präsident der Zentralbank von Richmond, hat sich für eine Zinserhöhung im Juni ausgesprochen. Die US-Wirtschaft gewinne an Stärke und die Inflation bewege sich auf die von der Fed angepeilte Marke zu.