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Höherer Risikoappetit gibt Preisen Auftrieb

13.02.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise stiegen gestern um bis zu 5% und machten damit die Verluste des Vortages wieder wett. Der Preisanstieg setzt sich heute fort, wobei der erstmalige Preissprung von Brent in diesem Jahr über die Marke von 60 USD je Barrel auch durch einen Kontraktwechsel begünstigt wurde. WTI steigt am Morgen auf 52 USD je Barrel.

Die Stärke der Ölpreise gibt Rätsel auf. Denn es besteht weiterhin ein beträchtliches Überangebot am Ölmarkt, was sich in rasant steigenden US-Lagerbeständen niederschlägt (siehe TagesInfo von gestern). Der Preisansteig hat daher eher mit der Erwartung zu tun, dass das Ölangebot in den kommenden Monaten ausgehend von den USA weniger stark steigen wird. Diese Erwartung speist sich aus der stark rückläufigen Zahl von aktiven Ölbohranlagen in den USA und Meldungen über Investitionskürzungen großer Ölgesellschaften.

Verstärkt wurden diese Erwartungen durch Kommentare des Vorsitzenden von Shell, wonach das Ölangebot bei derzeitigen Preisen hinter dem Anstieg der Nachfrage zurückbleiben werde und der Markt sich daher schnell anspannen könnte. Er wies aber auch darauf hin, dass eine Erholung der Ölpreise länger auf sich warten lassen könnte, falls sich die US-Schieferölproduktion als belastbar gegenüber den niedrigen Preisen erweist. Genau dieser Fall könnte durch den jüngsten Anstieg der Ölpreise eintreten.

Heute Abend veröffentlicht Baker Hughes neue Zahlen zu den Bohraktivitäten in den USA. Angesichts der bis zuletzt niedrigen Preise ist ein weiterer deutlicher Rückgang der aktiven Ölbohranlagen zu erwarten, was der Preisrallye neue Nahrung geben könnte.


Edelmetalle

Im gestrigen, von hohem Risikoappetit geprägten Marktumfeld, hielt sich Gold mit einem Plus von 0,3% noch erstaunlich gut. Das gelbe Edelmetall handelte zwischenzeitlich aber deutlich unter 1.220 USD je Feinunze auf einem 5-Wochentief. Ein schwächerer US-Dollar verhinderte einen stärkeren Preisrückgang. In Euro gerechnet wurde mit 1.070 EUR je Feinunze der tiefste Stand seit vier Wochen verzeichnet. Begleitet wurde der Preisrückgang von Abflüssen aus den Gold-ETFs, deren Bestände um 2,6 Tonnen abgebaut wurden. Dies war zugleich der dritte Tagesabfluss in Folge.

Positive Nachrichten über ein Friedensabkommen für die Ukraine überwogen das Scheitern des außerordentlichen Griechenland-Gipfels. Das hochverschuldete südosteuropäische Land ist damit der Zahlungsunfähigkeit einen Schritt näher gekommen. Allerdings deutet sich mittlerweile ein Kompromiss im Schuldenstreit zwischen Athen und den anderen Euro-Ländern an. Wegen der nach wie vor bestehenden Unsicherheit sollte Gold dennoch solide nachgefragt sein.

Für eine höhere Goldnachfrage sprechen auch die gestrige Zinssenkung und die Ankündigung zum Aufkauf von Staatsanleihen der schwedischen Zentralbank. Dies ist ein nächster Schritt hin zu einem globalen Abwertungswettlauf der Währungen. So hat die EZB bekanntlich Staatsanleihenkäufe angekündigt und die japanische Zentralbank führt solche bereits seit Längerem durch. Daneben wurden u.a. in Kanada, Australien und der Schweiz kürzlich die Zinsen gesenkt.


Industriemetalle

Ein hoher Risikoappetit der Marktteilnehmer, der sich auch in deutlich gestiegenen Aktienmärkten widergespiegelt hat, sowie stark gestiegene Ölpreise haben gestern auch zu höheren Metallpreisen beigetragen. Die Aufwärtsbewegung setzt sich heute Morgen fort. Kupfer handelt z.B. bei knapp 5.800 USD je Tonne auf dem höchsten Stand seit 3½ Wochen.

Nach einem technischen Defekt wird die Produktion in der australischen Kupfermine "Olympic Dam" in diesem Jahr stark eingeschränkt sein. Der Minenbetreiber BHP Billiton erwartet deswegen eine um 60-70 Tsd. Tonnen geringere Kupferproduktion. Die Mine hat im letzten Geschäftsjahr gemäß Unternehmensdaten rund 185 Tsd. Tonnen Kupfer produziert.

Auch anderswo ist die Produktion beeinträchtigt. Bereits letzte Woche hatte das Bergbauministerium in Sambia berichtet, dass die lokale Kupferproduktion 2014 auf ein 3-Jahrestief von knapp 710 Tsd. Tonnen gefallen ist. Durch die Einführung eines neuen Steuersystems für Minengesellschaften könnte die Produktion 2015 laut Schätzungen des Produzentenverbands um weitere knapp 160 Tsd. Tonnen sinken. Dies soll allerdings durch die Eröffnung einer neuen Kupfermine aufgefangen werden. Sambia galt einst als aufstrebender Kupferproduzent, das Land besitzt umfangreiche Vorkommen.

Diese beiden Beispiele verdeutlichen, mit welchen Schwierigkeiten die Kupferproduzenten zu kämpfen haben. Das Angebot auf globaler Ebene bleibt daher u.E. mit Risiken behaftet, was für höhere Kupferpreise spricht.


Agrarrohstoffe

Die an der CBOT gehandelten Preise für Weizen und Mais konnten gestern nicht vom schwächeren US-Dollar profitieren, sondern gaben sogar nach. Weizen fiel unter 520 US-Cents je Scheffel, Mais auf gut 380 US-Cents je Scheffel. Auch der Weizenpreis in Paris konnte sich dem nicht entziehen und fiel trotz erneut robuster EU-Weizenexporte auf 184 Euro je Tonne.

Preisbelastend wirkte die erzielte Einigung auf einen Waffenstillstand in der Ostukraine, weil dadurch mit weniger Hindernissen für Getreideexporte aus der Schwarzmeerregion gerechnet wird. Allerdings besteht seit dem 1. Februar in Russland eine Steuer auf Weizenexporte von mindestens 35 Euro je Tonne, was das russische Weizenangebot einschränkt und für eine weiterhin hohe Nachfrage nach EU-Weizen spricht.

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Das französische Agrarberatungsunternehmen Strategie Grains hat seine Prognose für die EU-Weichweizenexporte 2014/15 aufgrund der außerordentlich guten Exportbedingungen um mehr als 3 Mio. auf rekordhohe 32,5 Mio. Tonnen nach oben revidiert.

Aktuell liegen die EU-Weichweizenexporte seit Beginn des Erntejahres bei 19,1 Mio. Tonnen, nachdem in dieser Woche weitere 626 Tsd. Tonnen hinzukamen. In der Vorwoche wurde eine Rekordmenge von 1,674 Mio. Tonnen Weichweizen aus der EU exportiert. Wir rechnen daher mit steigenden EU-Weizenpreisen.




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