EZB trifft angeblich Vorbereitungen für Grexit
21.02.2015 | Thorsten Proettel
Notierung wieder im Bereich von 1.200 USD
Am 22. Januar erreichte der Goldpreis im Zuge der Verkündung des 1,14-Billionen-Programms der EZB das bisherige Jahreshoch von 1.306 USD je Feinunze. Rund einen Monat später notiert das Edelmetall jedoch rund 100 USD tiefer. Für den Preisrückgang lassen sich verschiedene Faktoren verantwortlich machen.
Abverkauf am Terminmarkt
Zunächst ist festzuhalten, dass Gold im Vorfeld der QEAnkündigung aus Frankfurt und auch angesichts der letztlich gescheiterten Präsidentenwahlen in Griechenland bei Terminmarktanlegern um den Jahreswechsel hoch im Kurs stand. Gemäß Daten der USFinanzaufsicht CFTC erhöhte die Gruppe der Money Manager ihre Netto-Long-Position von Mitte November bis Anfang Februar um gut 117.000 Kontrakte, was Goldkäufen im rechnerischen Umfang von 366 Tonnen entspricht (vgl. zweiter Chart).
Nachdem diese Wette aufgegangen ist und die spekulative Positionierung sogar ein Zweijahreshoch erreichte, können Gewinnmitnahmen nicht überraschen. In der Woche vom 3. auf den 10. Februar wurden bereits knapp 29.000 Kontrakte im Umfang von etwa 90 Tonnen Gold veräußert. Vermutlich hat sich das Tempo zuletzt sogar noch beschleunigt, worüber die demnächst erwarteten Zahlen Aufschluss geben werden. Dieser Verkaufsdruck belastet die Goldnotierungen erheblich.
Käufer in Asien im Urlaub
Zu der Goldpreisschwäche in den vergangenen Tagen dürfte auch das chinesische Neujahrsfest beigetragen haben. Aufgrund der mehrtätig geschlossenen Handelsplätze fehlt dem Weltmarkt einer der wichtigsten Goldabnehmer. Dieser Umstand machte sich bereits in den vergangenen Jahren mit leicht schwächeren Notierungen bemerkbar. Zwar ist für viele chinesische Anleger der haussierende Aktienmarkt des Landes derzeit attraktiver und auch die Antikorruptionskampagne der Regierung dürfte den Goldbedarf zukünftig etwas bremsen. Wir gehen aber dennoch von einer Belebung der Käufe nach Ende der Feiertage in der kommenden Woche aus.
Reduktion der Importsteuer auf Gold in Indien?
Die Nachfrage aus Indien fällt derzeit ebenfalls schwach aus, da Goldkäufe in der Erwartung einer Reduktion der Importsteuer aufgeschoben werden. Nach offiziell nicht bestätigten Presseberichten bat der indische Handelsminister seinen Kollegen im Finanzressort Anfang Februar um eine Senkung von derzeit 10% auf 2%. Eine Entlastung der Goldimporteure und -käufer wurde zwar bereits im Wahlkampf im Frühjahr 2013 in Aussicht gestellt aber dann nicht umgesetzt. Klarheit in diesem Punkt dürfte wird die Vorstellung des Haushaltsentwurfes im Parlament am übernächsten Samstag (28. Februar) bringen. Eine Reduktion der Importsteuer dürfte die Goldimporte beflügeln und den Preis deutlich unterstützen.
Steht Grexit unmittelbar bevor?
In Kontrast zu den vorstehenden Argumenten wurde in den Agenturmeldungen der letzten Tage vor allem die Aussicht auf eine Einigung im Schuldenstreit mit Griechenland als Grund für die Goldpreisschwäche genannt. Das Ausbleiben einer Grexit-Krise würde demnach das "Krisenmetall" Gold unattraktiv machen. Kurzfristig mag dies stimmen. Langfristig ließe sich die Lage aber auch anders beurteilen.
Ein erneutes Nachgeben der auf Zusammenhalt und Rettung eingestimmten Europapolitiker gegenüber dem Konfrontationskurs der Griechen würde nämlich ein Exempel für die anderen Südländer schaffen, die dann ebenfalls Erleichterungen in Bezug auf Kredite und Reformauflagen einfordern. Dies könnte unter Umständen den Euro sehr viel nachhaltiger schädigen als ein Grexit. Zweitens deuten die jüngsten Meldungen an, dass es auch ganz anders kommen könnte.
Presseberichten zufolge bereitet sich die EZB auf ein Ausscheiden Griechenlands aus dem Währungsraum vor. Möglicherweise wird dieses Wochenende genutzt, um Kapitalverkehrskontrollen einzuführen. Dies könnte bedeuten, dass die Beträge begrenzt werden, die in Griechenland von Konten abgehoben und ins Ausland überwiesen werden dürfen.
Höherer Goldpreis erwartet
Unabhängig von dem völlig unbekannten Ausgang der zugespitzten Lage rund um Griechenland rechen wir in der Summe mit wieder höheren Goldnotierungen in den kommenden Monaten.
© Thorsten Proettel
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
Diese Publikation beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir jedoch keine Gewähr übernehmen können. Sie gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder, ungeachtet etwaiger Eigenbestände in diesen Produkten. Diese Publikation ersetzt nicht die persönliche Beratung. Sie dient nur zu Informationszwecken und gilt nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf. Für weitere zeitnähere Informationen über konkrete Anlagemöglichkeiten und zum Zwecke einer individuellen Anlageberatung wenden Sie sich bitte an Ihren Anlageberater.
Am 22. Januar erreichte der Goldpreis im Zuge der Verkündung des 1,14-Billionen-Programms der EZB das bisherige Jahreshoch von 1.306 USD je Feinunze. Rund einen Monat später notiert das Edelmetall jedoch rund 100 USD tiefer. Für den Preisrückgang lassen sich verschiedene Faktoren verantwortlich machen.
Abverkauf am Terminmarkt
Zunächst ist festzuhalten, dass Gold im Vorfeld der QEAnkündigung aus Frankfurt und auch angesichts der letztlich gescheiterten Präsidentenwahlen in Griechenland bei Terminmarktanlegern um den Jahreswechsel hoch im Kurs stand. Gemäß Daten der USFinanzaufsicht CFTC erhöhte die Gruppe der Money Manager ihre Netto-Long-Position von Mitte November bis Anfang Februar um gut 117.000 Kontrakte, was Goldkäufen im rechnerischen Umfang von 366 Tonnen entspricht (vgl. zweiter Chart).
Nachdem diese Wette aufgegangen ist und die spekulative Positionierung sogar ein Zweijahreshoch erreichte, können Gewinnmitnahmen nicht überraschen. In der Woche vom 3. auf den 10. Februar wurden bereits knapp 29.000 Kontrakte im Umfang von etwa 90 Tonnen Gold veräußert. Vermutlich hat sich das Tempo zuletzt sogar noch beschleunigt, worüber die demnächst erwarteten Zahlen Aufschluss geben werden. Dieser Verkaufsdruck belastet die Goldnotierungen erheblich.
Käufer in Asien im Urlaub
Zu der Goldpreisschwäche in den vergangenen Tagen dürfte auch das chinesische Neujahrsfest beigetragen haben. Aufgrund der mehrtätig geschlossenen Handelsplätze fehlt dem Weltmarkt einer der wichtigsten Goldabnehmer. Dieser Umstand machte sich bereits in den vergangenen Jahren mit leicht schwächeren Notierungen bemerkbar. Zwar ist für viele chinesische Anleger der haussierende Aktienmarkt des Landes derzeit attraktiver und auch die Antikorruptionskampagne der Regierung dürfte den Goldbedarf zukünftig etwas bremsen. Wir gehen aber dennoch von einer Belebung der Käufe nach Ende der Feiertage in der kommenden Woche aus.
Reduktion der Importsteuer auf Gold in Indien?
Die Nachfrage aus Indien fällt derzeit ebenfalls schwach aus, da Goldkäufe in der Erwartung einer Reduktion der Importsteuer aufgeschoben werden. Nach offiziell nicht bestätigten Presseberichten bat der indische Handelsminister seinen Kollegen im Finanzressort Anfang Februar um eine Senkung von derzeit 10% auf 2%. Eine Entlastung der Goldimporteure und -käufer wurde zwar bereits im Wahlkampf im Frühjahr 2013 in Aussicht gestellt aber dann nicht umgesetzt. Klarheit in diesem Punkt dürfte wird die Vorstellung des Haushaltsentwurfes im Parlament am übernächsten Samstag (28. Februar) bringen. Eine Reduktion der Importsteuer dürfte die Goldimporte beflügeln und den Preis deutlich unterstützen.
Steht Grexit unmittelbar bevor?
In Kontrast zu den vorstehenden Argumenten wurde in den Agenturmeldungen der letzten Tage vor allem die Aussicht auf eine Einigung im Schuldenstreit mit Griechenland als Grund für die Goldpreisschwäche genannt. Das Ausbleiben einer Grexit-Krise würde demnach das "Krisenmetall" Gold unattraktiv machen. Kurzfristig mag dies stimmen. Langfristig ließe sich die Lage aber auch anders beurteilen.
Ein erneutes Nachgeben der auf Zusammenhalt und Rettung eingestimmten Europapolitiker gegenüber dem Konfrontationskurs der Griechen würde nämlich ein Exempel für die anderen Südländer schaffen, die dann ebenfalls Erleichterungen in Bezug auf Kredite und Reformauflagen einfordern. Dies könnte unter Umständen den Euro sehr viel nachhaltiger schädigen als ein Grexit. Zweitens deuten die jüngsten Meldungen an, dass es auch ganz anders kommen könnte.
Presseberichten zufolge bereitet sich die EZB auf ein Ausscheiden Griechenlands aus dem Währungsraum vor. Möglicherweise wird dieses Wochenende genutzt, um Kapitalverkehrskontrollen einzuführen. Dies könnte bedeuten, dass die Beträge begrenzt werden, die in Griechenland von Konten abgehoben und ins Ausland überwiesen werden dürfen.
Höherer Goldpreis erwartet
Unabhängig von dem völlig unbekannten Ausgang der zugespitzten Lage rund um Griechenland rechen wir in der Summe mit wieder höheren Goldnotierungen in den kommenden Monaten.
© Thorsten Proettel
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
Diese Publikation beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir jedoch keine Gewähr übernehmen können. Sie gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder, ungeachtet etwaiger Eigenbestände in diesen Produkten. Diese Publikation ersetzt nicht die persönliche Beratung. Sie dient nur zu Informationszwecken und gilt nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf. Für weitere zeitnähere Informationen über konkrete Anlagemöglichkeiten und zum Zwecke einer individuellen Anlageberatung wenden Sie sich bitte an Ihren Anlageberater.