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Taubenhafte Fed sorgt für steigende Preise

19.03.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Ein nach der Fed-Sitzung deutlich schwächerer US-Dollar ließ die Rohölpreise gestern im späten Handel kräftig steigen. Brentöl verteuerte sich um bis zu 6% auf knapp 57 USD je Barrel und WTI stieg bis auf 45,5 USD je Barrel. In der Nacht bröckelten die Gewinne allerdings wieder ab. Die verbliebenen Gewinne dürften in den kommenden Tagen vollständig wieder abgegeben werden.

Die gestrigen US-Lagerdaten lieferten keine Argumente für steigende Ölpreise. Im Gegenteil, die US-Rohölvorräte stiegen in der letzten Woche laut US-Energieministerium um knapp 10 Mio. Barrel und übertrafen die Erwartungen damit zum wiederholten Male deutlich. Dies war zudem der zehnte Wochenanstieg in Folge. Auch in Cushing setzt sich der Lageraufbau ungebremst fort. Dort stiegen die Rohölbestände um weitere 2,9 Mio. Barrel und erreichten mit 54,4 Mio. Barrel ebenfalls ein Rekordniveau.

Wie schon beim API-Bericht am Vortag waren deutlich gestiegene Importe für den kräftigen Anstieg der Rohölvorräte hauptverantwortlich. Dazu kommt, dass die Rohölproduktion auch in der letzten Woche ihren Anstieg fortsetzte und erstmals seit 42 Jahren die Marke von 9,4 Mio. Barrel pro Tag übertraf. Laut US-Energiebehörde EIA soll die Rohölproduktion in den drei Schieferölvorkommen Eagle Ford, Bakken und Niobrara im April zum ersten Mal seit sechs Jahren fallen.

Dieser Rückgang soll aber durch eine höhere Produktion im Permian Basin kompensiert werden, so dass die EIA nach einem leichten Anstieg im März für April eine stagnierende Ölproduktion in den von ihr betrachteten Vorkommen prognostiziert.

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Edelmetalle

Die Edelmetalle legten gestern Abend allesamt deutlich zu. Mit einem Plus von 1,6% bzw. zwischenzeitlich 30 USD je Feinunze wies Gold dabei noch die schwächste Preisentwicklung auf. Grund für die starken Anstiege war die Sitzung der US-Notenbank Fed gestern Abend. Sie hat zwar den Weg für baldige Zinserhöhungen frei gemacht, indem sie aus ihrem Kommuniqué das Wort „geduldig“ gestrichen hat. Allerdings dürften die Zinsen deutlich langsamer erhöht werden, als von vielen Marktteilnehmern bislang erwartet. Denn die Fed zeigt sich zunehmend besorgt über die Folgen der US-Dollar-Aufwertung auf die US-Wirtschaft.

Zudem hat die Fed ihre Inflationsprognose deutlich nach unten revidiert. Der US-Dollar hat daraufhin gegenüber dem Euro auf zeitweise 1,10 EUR-USD abgewertet. Und die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen ist auf ein 5½-Wochentief von 1,9% abgerutscht. Dies wiederum spricht für Gold als alternative Investitionsmöglichkeit.

Der SPDR Gold Trust meldete gestern die ersten Zuflüsse seit einem Monat. Die Bestände aller von Bloomberg erfassten Gold-ETFs wurden aber weiter abgebaut. Die Schweiz berichtete heute Morgen von im Monatsvergleich höheren Goldexporten im Februar. Gemäß Daten der Zollbehörde wurden demnach 135,4 Tonnen Gold ausgeführt. Davon wurden wiederum 23,6 Tonnen nach China und 40,3 Tonnen nach Hongkong verschifft, was auf solide chinesische Goldimporte hindeutet. Den größten Sprung machten die Goldexporte nach Indien (auf 26,9 Tonnen), was für eine robuste Nachfrage dort spricht.


Industriemetalle

Nach den Verlusten der letzten drei Tage - der LME-Industriemetallindex fiel gestern auf 2.652 Punkte und damit den tiefsten Stand seit Juli 2009 - kommt es heute Morgen bei den Metallen zu einer Gegenbewegung. Diese steigen teilweise um bis zu 2%, was wohl auch dem schwachen US-Dollar im Zuge der Fed-Sitzung gestern Abend geschuldet ist. Gemäß Daten der International Nickel Study Group wies der globale Nickelmarkt im Januar einen Angebotsüberschuss von 5,2 Tsd. Tonnen auf. Dieser war zwar rund 30% niedriger als im Vorjahr, aber immer noch der achte Monatsüberschuss in Folge.

Der globale Nickelmarkt bleibt bislang also gut versorgt. Dies spiegelt sich auch in den LME-Nickelvorräten wider, die mit 431 Tsd. Tonnen fast auf Rekordhoch liegen. Deutliche Veränderungen in der Lagerstatistik gibt es derzeit bei Kupfer. Dort hat sich gestern die Zahl der gekündigten LME-Lagerscheine auf rund 99 Tsd. Tonnen fast verdoppelt. Der Anstieg der sog. cancelled warrants war dabei fast ausschließlich auf den Lagerort Johor in Malaysia zurückzuführen.

Malaysia ist die drittgrößte Lagerstätte für Kupfer im LME-System. Dort werden aktuell knapp 20% der gesamten LME-Kupferbestände aufbewahrt. Zum 1. April soll dort nun eine neue Mehrwertsteuer von 6% eingeführt werden, die wohl auch für Transaktionen und Lagergebühren der Metalle gelten soll. Dies widerspricht aber den LME-Regularien, so dass jetzt das Material aus den Lagerhäusern zur Auslieferung angefordert wird. Gespräche zwischen der malaysischen Regierung und der LME zur Lösung des Problems laufen.


Agrarrohstoffe

Der nach der Fed-Sitzung deutlich schwächere US-Dollar ließ auch die Preise für US-Getreide und Sojabohnen merklich steigen. CBOT-Weizen verteuerte sich auf ein Monatshoch von 520 US-Cents je Scheffel. CBOT-Mais kostete zwischenzeitlich wieder 380 US-Cents je Scheffel, nachdem der Preis am Nachmittag noch auf ein 6-Wochentief von 367 US-Cents gefallen war. Mais wurde zusätzlich durch Daten einer steigenden US-Ethanolproduktion und fallender US-Ethanollagerbestände unterstützt.

Sojabohnen verteuerten sich um 20 US-Cents auf 980 US-Cents je Scheffel und konnten damit preisbelastenden Nachrichten trotzen. Denn laut einer gestern veröffentlichten Umfrage unter Produzenten dürfte die US-Anbaufläche für Sojabohnen in diesem Jahr auf ein Rekordniveau von 87,25 Mio. Morgen steigen. Das wären knapp 4 Mio. Morgen mehr als die bisherige Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums USDA.

Heute Nachmittag veröffentlichen EU-Kommission und USDA neue Daten zu den wöchentlichen Weizenexporten. Diese werden Aufschluss darüber gegen, inwiefern die jüngste Verteuerung von US-Weizen zu einer weiteren Verschiebung der Nachfrage zugunsten von EU-Weizen geführt hat. In diesem Falle dürfte der CBOT-Weizenpreis einen Teil seiner jüngsten Gewinne wieder abgeben.



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