Gold wieder am unteren Rand der Bodenbildungszone
21.03.2015 | Thorsten Proettel
Gold seit Verkündung des EZB-QE schwächer
Der Goldpreis kannte in den vergangenen acht Wochen fast nur eine Richtung. Er bewegte sich auf dem Chartbild südwärts - zumindest wenn die USD-Notierung betrachtet wird.
Seit dem Erreichen des bisherigen Jahreshöchststandes von 1.306 USD am 22. Januar verbilligte sich das Edelmetall um rund 140 USD beziehungsweise um gut 10%. Auf Euro-Basis hält sich das Minus jedoch in Grenzen. Gemessen am Jahreshöchststand verbilligte sich Gold lediglich um knapp 4% und im Vergleich zum Jahresende 2014 ergibt sich sogar ein Anstieg um fast 12%.
Starker Einfluss durch USD/EUR-Wechselkurs
Die oben beschriebene Preisdivergenz geht auf den USD/EUR-Wechselkurses zurück. In den vergangenen Wochen wertete die europäische Gemeinschaftswährung deutlich gegenüber dem USD ab. So wurden am Jahresende 2014 für einen Euro noch 1,21 USD bezahlt, aber momentan nur rund 1,06 USD.
Der Verfall des Euro glich deshalb aus Sicht europäischer Goldanleger den Preisrückgang in USD aus. Gleichzeitig stellt die Wechselkursbewegung einen maßgeblichen Grund für den Rückgang der Goldnotierung dar. Das Edelmetall wird oftmals als eine Art Gegenwährung zum USD angesehen und litt deshalb zuletzt unter der stärkeren amerikanischen Währung.
Dieser Zusammenhang war bereits im letzten Jahr deutlich ausgeprägt. Lediglich in dem kurzen Zeitraum ab dem Scheitern der griechischen Präsidentschaftswahl Ende Dezember bis zur Verkündung des EZB-Anleihenkaufprogramms Ende Januar war Gold trotz USD-Stärke gefragt (siehe Chart rechts).
Geldschwemme lastet auf Goldpreis
Die Stärke des USD geht einerseits auf die gute konjunkturelle Lage in den USA zurück. Diese macht Zinsanhebungen in den kommenden Monaten immer wahrscheinlicher, was für sich genommen ein weiterer Grund für die Goldpreisschwäche ist. Daneben ist der deutliche Wechselkursverfall auch das Ergebnis der ultra-expansiven Geldpolitik der Europäischen Zentralbank.
Das in diese Richtung besonders deutlich wirkende, zuletzt gestartete Anleihenkaufprogramm setzt den Goldpreis über einen weiteren Weg unter Druck: Die Geldschwemme treibt die Aktienkurse in bislang ungeahnte Höhen. Beispielsweise legte der Deutsche Aktienindex DAX seit Jahresanfang um mehr als 20% zu und bot so den Anlegern eine willkommene Investmentchance, wohingegen Gold an Attraktivität einbüßte.
Geändertes "Wording" der Fed verteuert Gold
Neben den beschriebenen negativen Einflussfaktoren zeigten sich zuletzt aber auch Aspekte, die den Goldpreis unterstützen. Die US-Notenbank Fed änderte zum Abschluss der jüngsten Sitzung des Offenmarktausschusses entscheidende Formulierungen in ihrer Lagebeurteilung, die sich als Ankündigung einer Leitzinsanhebung ab der übernächsten Sitzung interpretieren lassen.
Der Goldpreis verteuerte sich daraufhin innerhalb von wenigen Minuten, wobei theoretisch mit einer Verbilligung zu rechnen gewesen wäre. Möglicherweise ist der Goldpreisanstieg der Ankündigung der Fed geschuldet, die Leitzinsen nur sehr moderat anheben zu wollen. Insgesamt untermauert die Entwicklung aber unsere Einschätzung, dass zwar die Aussicht auf höhere Zinsen den Goldpreis belastet.
Die Anhebung der Federal Funds Target Rate selbst dürfte aber gemäß der alten Börsenweisheit "Buy the rumor, sell the fact" bereits weitgehend eingepreist sein.
China möchte Goldimporte erleichtern
Die Entscheidung der indischen Regierung, die Importsteuer auf Gold nicht zu senken, sondern unverändert bei 10% zu belassen, führte zuletzt zu einer leichten Belebung der Goldimporte. Zwar wären diese vermutlich bei einer Absenkungen höher ausgefallen. Aber auch mit der Beibehaltung des Status quo wird derzeit aufgeschobenes Kaufinteresse umgesetzt.
Auch die jüngsten Meldungen aus China könnten für ein Anziehen des Goldbedarfs sorgen. Die Zentralbank in Peking möchte zukünftig Goldimportlizenzen großzügiger verteilen, um den Edelmetallhandel zu erleichtern. Bislang verfügen lediglich 15 Banken über eine entsprechende Erlaubnis. Mit diesem Schritt setzt China seine Bemühungen fort, sich als Goldhandelsplatz zu etablieren.
Fazit
Trotz des für niedrige Notierungen sprechenden Umfeldes mit voraussichtlich steigenden Leitzinsen in den USA, einem stärkeren USD und kräftig haussierenden Aktienmärkten bewegt sich der Goldpreis im Bereich der seit 2013 bestehenden Bodenbildungszone. Der Goldpreis erfährt hier eine massive Unterstützung.
Mittelfristig dürften sich die derzeit niedrigen Notierungen in einem Rückgang des Fördervolumens bemerkbar machen. Wir gehen davon aus, dass der bevorstehende Zinsschritt der US-Fed allmählich vollständig eingepreist sein sollte und rechnen mit steigenden Notierungen für das gelbe Edelmetall in den kommenden Monaten aufgrund einer Nachfragebelebung in Asien.
Früher oder später dürften sich auch hierzulande die Anleger wieder verstärkt für Gold interessieren, da derzeit quasi alle Vermögensmärkte von Anleihen über Aktien bis hin zu Immobilien durch die Politik des billigen Geldes bereits hoch bewertet oder schon deutlich überhitzt sind.
© Thorsten Proettel
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
Diese Publikation beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir jedoch keine Gewähr übernehmen können. Sie gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder, ungeachtet etwaiger Eigenbestände in diesen Produkten. Diese Publikation ersetzt nicht die persönliche Beratung. Sie dient nur zu Informationszwecken und gilt nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf. Für weitere zeitnähere Informationen über konkrete Anlagemöglichkeiten und zum Zwecke einer individuellen Anlageberatung wenden Sie sich bitte an Ihren Anlageberater.
Der Goldpreis kannte in den vergangenen acht Wochen fast nur eine Richtung. Er bewegte sich auf dem Chartbild südwärts - zumindest wenn die USD-Notierung betrachtet wird.
Seit dem Erreichen des bisherigen Jahreshöchststandes von 1.306 USD am 22. Januar verbilligte sich das Edelmetall um rund 140 USD beziehungsweise um gut 10%. Auf Euro-Basis hält sich das Minus jedoch in Grenzen. Gemessen am Jahreshöchststand verbilligte sich Gold lediglich um knapp 4% und im Vergleich zum Jahresende 2014 ergibt sich sogar ein Anstieg um fast 12%.
Starker Einfluss durch USD/EUR-Wechselkurs
Die oben beschriebene Preisdivergenz geht auf den USD/EUR-Wechselkurses zurück. In den vergangenen Wochen wertete die europäische Gemeinschaftswährung deutlich gegenüber dem USD ab. So wurden am Jahresende 2014 für einen Euro noch 1,21 USD bezahlt, aber momentan nur rund 1,06 USD.
Der Verfall des Euro glich deshalb aus Sicht europäischer Goldanleger den Preisrückgang in USD aus. Gleichzeitig stellt die Wechselkursbewegung einen maßgeblichen Grund für den Rückgang der Goldnotierung dar. Das Edelmetall wird oftmals als eine Art Gegenwährung zum USD angesehen und litt deshalb zuletzt unter der stärkeren amerikanischen Währung.
Dieser Zusammenhang war bereits im letzten Jahr deutlich ausgeprägt. Lediglich in dem kurzen Zeitraum ab dem Scheitern der griechischen Präsidentschaftswahl Ende Dezember bis zur Verkündung des EZB-Anleihenkaufprogramms Ende Januar war Gold trotz USD-Stärke gefragt (siehe Chart rechts).
Geldschwemme lastet auf Goldpreis
Die Stärke des USD geht einerseits auf die gute konjunkturelle Lage in den USA zurück. Diese macht Zinsanhebungen in den kommenden Monaten immer wahrscheinlicher, was für sich genommen ein weiterer Grund für die Goldpreisschwäche ist. Daneben ist der deutliche Wechselkursverfall auch das Ergebnis der ultra-expansiven Geldpolitik der Europäischen Zentralbank.
Das in diese Richtung besonders deutlich wirkende, zuletzt gestartete Anleihenkaufprogramm setzt den Goldpreis über einen weiteren Weg unter Druck: Die Geldschwemme treibt die Aktienkurse in bislang ungeahnte Höhen. Beispielsweise legte der Deutsche Aktienindex DAX seit Jahresanfang um mehr als 20% zu und bot so den Anlegern eine willkommene Investmentchance, wohingegen Gold an Attraktivität einbüßte.
Geändertes "Wording" der Fed verteuert Gold
Neben den beschriebenen negativen Einflussfaktoren zeigten sich zuletzt aber auch Aspekte, die den Goldpreis unterstützen. Die US-Notenbank Fed änderte zum Abschluss der jüngsten Sitzung des Offenmarktausschusses entscheidende Formulierungen in ihrer Lagebeurteilung, die sich als Ankündigung einer Leitzinsanhebung ab der übernächsten Sitzung interpretieren lassen.
Der Goldpreis verteuerte sich daraufhin innerhalb von wenigen Minuten, wobei theoretisch mit einer Verbilligung zu rechnen gewesen wäre. Möglicherweise ist der Goldpreisanstieg der Ankündigung der Fed geschuldet, die Leitzinsen nur sehr moderat anheben zu wollen. Insgesamt untermauert die Entwicklung aber unsere Einschätzung, dass zwar die Aussicht auf höhere Zinsen den Goldpreis belastet.
Die Anhebung der Federal Funds Target Rate selbst dürfte aber gemäß der alten Börsenweisheit "Buy the rumor, sell the fact" bereits weitgehend eingepreist sein.
China möchte Goldimporte erleichtern
Die Entscheidung der indischen Regierung, die Importsteuer auf Gold nicht zu senken, sondern unverändert bei 10% zu belassen, führte zuletzt zu einer leichten Belebung der Goldimporte. Zwar wären diese vermutlich bei einer Absenkungen höher ausgefallen. Aber auch mit der Beibehaltung des Status quo wird derzeit aufgeschobenes Kaufinteresse umgesetzt.
Auch die jüngsten Meldungen aus China könnten für ein Anziehen des Goldbedarfs sorgen. Die Zentralbank in Peking möchte zukünftig Goldimportlizenzen großzügiger verteilen, um den Edelmetallhandel zu erleichtern. Bislang verfügen lediglich 15 Banken über eine entsprechende Erlaubnis. Mit diesem Schritt setzt China seine Bemühungen fort, sich als Goldhandelsplatz zu etablieren.
Fazit
Trotz des für niedrige Notierungen sprechenden Umfeldes mit voraussichtlich steigenden Leitzinsen in den USA, einem stärkeren USD und kräftig haussierenden Aktienmärkten bewegt sich der Goldpreis im Bereich der seit 2013 bestehenden Bodenbildungszone. Der Goldpreis erfährt hier eine massive Unterstützung.
Mittelfristig dürften sich die derzeit niedrigen Notierungen in einem Rückgang des Fördervolumens bemerkbar machen. Wir gehen davon aus, dass der bevorstehende Zinsschritt der US-Fed allmählich vollständig eingepreist sein sollte und rechnen mit steigenden Notierungen für das gelbe Edelmetall in den kommenden Monaten aufgrund einer Nachfragebelebung in Asien.
Früher oder später dürften sich auch hierzulande die Anleger wieder verstärkt für Gold interessieren, da derzeit quasi alle Vermögensmärkte von Anleihen über Aktien bis hin zu Immobilien durch die Politik des billigen Geldes bereits hoch bewertet oder schon deutlich überhitzt sind.
© Thorsten Proettel
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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