Stromknappheit in Südafrika bedroht erneut Minenindustrie
30.03.2015 | Thorsten Proettel
Platinpreis entfernt sich von Sechsjahrestief
Die Ankündigung der US-amerikanischen Notenbank vom 18. März, mögliche Leitzinsanhebungen weniger strikt anzugehen als bislang vom Markt angenommen, löste eine deutliche Erholung der Edelmetallpreise aus. Platin verteuerte sich um rund 5% und kostet derzeit knapp 1.150 USD je Feinunze. Damit löste sich die Notierung auch ein Stück von dem Sechsjahrestief, das mit 1.084 USD kurz vor der Notenbankpressekonferenz erreicht wurde.
Gemessen vom Höchststand des Jahres 2014 verbilligte sich Platin bis dahin jedoch um knapp 30%. Das Metall hat den Baissemodus also noch keineswegs überwunden.
Defizit oder strukturelles Überangebot?
Die verschiedenen Zahlenwerke zum Platinmarkt von Johnson Matthey, Thomson Reuters GFMS und dem noch jungen World Platinum Investment Council dokumentieren unisono für die letzten Jahre eine immense Angebotslücke, die bislang nur durch Lagerbestände geschlossen werden konnte.
Aus dieser Perspektive betrachtet müsste Platin eigentlich knapp sein und der Preis tendenziell steigen. Tatsächlich ist das exakte Gegenteil der Fall. Lediglich im ersten Halbjahr 2014 tendierten die Platinnotierung nach oben, als die weltweit wichtigsten Minen in Südafrika fünf Monate lang bestreikt wurden.
Vor dem Hintergrund dieser massiven Angebotseinschränkung deutet der nur leichte Preisanstieg selbst in diesem Zeitraum auf eine ausreichende Versorgungslage hin.
Vermutlich trugen neben den Lagerbeständen von Banken und Börsen auch die Vorräte der Industrie zu diesem Ergebnis bei. Dabei stellt sich jedoch die Frage, ob die Lager nicht mittlerweile stark geleert sein müssten. Neue Angebotsstockungen können nämlich nicht ausgeschlossen werden.
Elektrizitätsknappheit in Südafrika
Neue Streiks in der südafrikanischen Platinindustrie sind momentan zwar kein Thema. Dafür könnten demnächst wieder Stromengpässe drohen, die bereits im Jahr 2008 große Teile der Minen lahmlegten. Gemäß dem südafrikanischen Statistikamt wurde im Januar 2015 den neunten Monat in Folge weniger Strom in das Netz eingespeist als im jeweiligen Vorjahresmonat.
Der staatliche Energieversorger Eskom ist offenbar nicht in der Lage, seine maroden Erzeugungskapazitäten in Betrieb zu halten. Linderung dürfte erst die Inbetriebnahme neuer Kraftwerke bringen, die für Mitte 2016 geplant ist. Derzeit gilt in der Kaprepublik die höchste Warnstufe "schwarz", wonach jederzeit unkontrollierte Notabschaltungen möglich sind. Bereits jetzt wird einzelnen Gemeinden nach dem Rotationsprinzip täglich für zwei Stunden der Strom abgestellt.
Im Gegensatz zur Situation im Jahr 2008 sind die großen Unternehmen hiervon zwar freigestellt. Kommt es jedoch zu Netzzusammenbrüchen, dann wären auch die Minen betroffen. Sie benötigen die Elektrizität nicht nur zur Bewetterung und Beleuchtung von Stollen sowie für Förderanlagen, sondern auch für den Betrieb der Schmelzeinrichtungen.
Leichte Platinverteuerung erwartet
Der starke Rückgang der Platinnotierungen seit Sommer 2014 scheint aus unserer Sicht überzogen. Wir rechnen deshalb mit einer leichten Verteuerung in den kommenden Monaten. Hierfür spricht auch der zunehmende Platinbedarf seit Einführung der Euro 6-Norm, der sich auch 2015 bemerkbar machen dürfte.
Daneben bieten sich aufgrund der unsicheren Lage in Südafrika Absicherungen oder Vorratskäufe an. Aus Anlegersicht erscheinen uns hingegen Engagements in Palladium attraktiver, das von der steigenden Fahrzeugnachfrage außerhalb des Euroraums profitiert.
© Thorsten Proettel
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
Diese Publikation beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir jedoch keine Gewähr übernehmen können. Sie gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder, ungeachtet etwaiger Eigenbestände in diesen Produkten. Diese Publikation ersetzt nicht die persönliche Beratung. Sie dient nur zu Informationszwecken und gilt nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf. Für weitere zeitnähere Informationen über konkrete Anlagemöglichkeiten und zum Zwecke einer individuellen Anlageberatung wenden Sie sich bitte an Ihren Anlageberater.
Die Ankündigung der US-amerikanischen Notenbank vom 18. März, mögliche Leitzinsanhebungen weniger strikt anzugehen als bislang vom Markt angenommen, löste eine deutliche Erholung der Edelmetallpreise aus. Platin verteuerte sich um rund 5% und kostet derzeit knapp 1.150 USD je Feinunze. Damit löste sich die Notierung auch ein Stück von dem Sechsjahrestief, das mit 1.084 USD kurz vor der Notenbankpressekonferenz erreicht wurde.
Gemessen vom Höchststand des Jahres 2014 verbilligte sich Platin bis dahin jedoch um knapp 30%. Das Metall hat den Baissemodus also noch keineswegs überwunden.
Defizit oder strukturelles Überangebot?
Die verschiedenen Zahlenwerke zum Platinmarkt von Johnson Matthey, Thomson Reuters GFMS und dem noch jungen World Platinum Investment Council dokumentieren unisono für die letzten Jahre eine immense Angebotslücke, die bislang nur durch Lagerbestände geschlossen werden konnte.
Aus dieser Perspektive betrachtet müsste Platin eigentlich knapp sein und der Preis tendenziell steigen. Tatsächlich ist das exakte Gegenteil der Fall. Lediglich im ersten Halbjahr 2014 tendierten die Platinnotierung nach oben, als die weltweit wichtigsten Minen in Südafrika fünf Monate lang bestreikt wurden.
Vor dem Hintergrund dieser massiven Angebotseinschränkung deutet der nur leichte Preisanstieg selbst in diesem Zeitraum auf eine ausreichende Versorgungslage hin.
Vermutlich trugen neben den Lagerbeständen von Banken und Börsen auch die Vorräte der Industrie zu diesem Ergebnis bei. Dabei stellt sich jedoch die Frage, ob die Lager nicht mittlerweile stark geleert sein müssten. Neue Angebotsstockungen können nämlich nicht ausgeschlossen werden.
Elektrizitätsknappheit in Südafrika
Neue Streiks in der südafrikanischen Platinindustrie sind momentan zwar kein Thema. Dafür könnten demnächst wieder Stromengpässe drohen, die bereits im Jahr 2008 große Teile der Minen lahmlegten. Gemäß dem südafrikanischen Statistikamt wurde im Januar 2015 den neunten Monat in Folge weniger Strom in das Netz eingespeist als im jeweiligen Vorjahresmonat.
Der staatliche Energieversorger Eskom ist offenbar nicht in der Lage, seine maroden Erzeugungskapazitäten in Betrieb zu halten. Linderung dürfte erst die Inbetriebnahme neuer Kraftwerke bringen, die für Mitte 2016 geplant ist. Derzeit gilt in der Kaprepublik die höchste Warnstufe "schwarz", wonach jederzeit unkontrollierte Notabschaltungen möglich sind. Bereits jetzt wird einzelnen Gemeinden nach dem Rotationsprinzip täglich für zwei Stunden der Strom abgestellt.
Im Gegensatz zur Situation im Jahr 2008 sind die großen Unternehmen hiervon zwar freigestellt. Kommt es jedoch zu Netzzusammenbrüchen, dann wären auch die Minen betroffen. Sie benötigen die Elektrizität nicht nur zur Bewetterung und Beleuchtung von Stollen sowie für Förderanlagen, sondern auch für den Betrieb der Schmelzeinrichtungen.
Leichte Platinverteuerung erwartet
Der starke Rückgang der Platinnotierungen seit Sommer 2014 scheint aus unserer Sicht überzogen. Wir rechnen deshalb mit einer leichten Verteuerung in den kommenden Monaten. Hierfür spricht auch der zunehmende Platinbedarf seit Einführung der Euro 6-Norm, der sich auch 2015 bemerkbar machen dürfte.
Daneben bieten sich aufgrund der unsicheren Lage in Südafrika Absicherungen oder Vorratskäufe an. Aus Anlegersicht erscheinen uns hingegen Engagements in Palladium attraktiver, das von der steigenden Fahrzeugnachfrage außerhalb des Euroraums profitiert.
© Thorsten Proettel
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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