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Geopolitische Faktoren kehren an den Goldmarkt zurück

30.03.2015  |  Martina Fischer
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft des Heraeus Konzerns. Am Standort Hanau ist das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberblick in mehreren Sprachen.


Gold

Geopolitische Faktoren kehren an den Goldmarkt zurück: Die von Saudi-Arabien angeführten Luftangriffe auf Rebellen im Jemen schürten Befürchtungen, dass die Situation im mittleren Osten eskalieren könnte. Der Ölpreis legte deutlich zu und zusammen mit dem weiterhin schwächelnden US Dollar verhalf dies dem Goldpreis zu einem Höhenflug. Das Metall kletterte am Donnerstagvormittag bis auf 1.220 $/oz bevor Gewinnmitnahmen es wieder bis auf knapp 1.200 $/oz drückten.

Das aktuelle Kaufinteresse betrachten wir eher als spekulativ und nicht so sehr als Flucht in "sichere Häfen". Auch wenn diese Entwicklung den Goldpreis bis auf 1.237 $/oz (200-Tage-Durchschnitt) treiben könnte, hat sich an unserer mittel- bis langfristigen Einschätzung nichts geändert: Höhere US Zinsen werden den Goldpreis weiterhin belasten - einen Rückgang bis auf 1.150 $/oz und dann 1.100 $/oz schließen wir nicht aus. Das ist jedoch nur eine Seite der Medaille.

Während Gold in Dollar aktuell auf dem gleichen Niveau wie zum Jahresbeginn 2014 handelt, konnte der Goldpreis in Euro 27% zulegen. Mit Preiszuwächsen von 2% in USD und 13% in Euro seit Anfang 2015 zeigt das laufende Jahr ein ähnliches Bild.


Silber

Silber führte seine leichte Aufwärtsbewegung letzte Woche weiter fort. Hauptgründe hierfür konnten in unterhalb der Erwartungen liegenden US-Zahlen, wie den langlebigen Wirtschaftsgütern gefunden werden, sowie in den Befürchtungen über eine Zuspitzung der Situation im Mittleren Osten. Silber ETF-Bestände, welche sich oft kontrazyklisch zum Preisniveau verhalten, wurden letzte Woche um 3,5m Unzen reduziert.

Weiteres Potenzial für den Silberpreis nach oben scheint jedoch derzeit begrenzt. So bleibt eine der maßgeblichen Determinanten der US-Geldpolitik, die Inflation, weiter auf ihrem Zielpfad (s. letzte Datenveröffentlichung vom Dienstag). Des Weiteren ließ die EZB am Freitagnachmittag verlauten, dass sie die Griechischen Banken weiterhin als solvent erachtet. Dies ermöglicht den Griechischen Banken weiterhin Notfallliquidität von der EZB anzuzapfen.

Indem dieses blutleere Banksystem so weiter am Leben erhalten wird, dürfte auch die Flucht in sichere Häfen wie Edelmetalle vorerst gedämpft bleiben. Die nächste Unterstützung nach unten wird bei 16,60 $/oz gesehen. Datenseitig erwartet uns eine reichhaltige Woche mit Europäischem Konsumentenvertrauen und Industrieklima (Montag), sowie Inflation (Dienstag), US-Inflation (Montag) und Konsumentenvertrauen (Dienstag), sowie vor allem den Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft (Freitag). Aus China kommen zudem PMI am Mittwoch und Donnerstag.


Platin

Die Erholung der Platin-Preise setzte sich in dieser Woche mit Schwankungen fort. Damit entfernt sich der Preis deutlich vom 5-Jahres-Tiefstand in der vorletzten Woche. Dabei wurde die Schwelle von 1.160 $/oz wieder überschritten. Die erwartete charttechnische Unterstützung im Platin bei 1.100 $/oz hat sich in dieser Woche bestätigt. So eröffnete Platin die Berichtsperiode bei 1.134 $/oz und erreichte am Donnerstag ein Wochenhoch von 1.170 $/oz, um die Woche dann bei 1.136 $/oz zu schließen.

Der Preisanstieg zum Ende der Woche stand wieder einmal im Zeichen der Korrelation von Platin zu Gold. Die starke globale Automobilnachfrage und die Europäische Automobilindustrie als Hauptnachfrager für Platin in Diesel-Autokatalysatoren treibt mit ihrem robusten Geschäft den Preis, dem die aktuelle Produktion aus südafrikanischen Minen nicht folgen kann.

In den Monaten Februar und März ist die Nachfrage nach Platin-Schmuck in Indien vor der Feiertagssaison stark, zumal Platin inzwischen billiger ist als Gold. Nach oben preisbremsend wirkt allerdings die schwache Platin Nachfrage aus China: In den letzten drei Monaten sind dort im Vorjahresvergleich die Platin Importe gesunken, da Investitionen dort eingestellt und Recycling von Platin die Importe zum Teil ersetzt hat.


Palladium

Palladium setzte seinen Abwärtstrend auch in der Berichtswoche fort. Nachdem das Metall am Montag noch mit 777 $/oz eröffnete und am Donnerstag nur kurzfristig in den Aufwärts-Sog des Goldes geriet, fiel der Kurs am Freitag zwischenzeitlich auf ein 5-Monatstief bei 737 $/oz. Nach den deutlichen Abflüssen der vorvergangenen Woche, in denen sich die ETF-Bestände um 50.000 oz reduzierten, konnten sich die Bestände im Berichtszeitraum zwar wieder leicht erholen, allerdings war diese Entwicklung im Wesentlichen auf regionale Zuflüsse in Südafrika zurückzuführen.

Die Industrienachfrage verzeichnet nach wie vor keinen nennenswerten Aufwind, die Schwammprämien blieben weitestgehend unverändert. Palladium Importe nach China innerhalb der ersten 2 Monate des Jahres lagen 38% unterhalb der Vorjahreswerte, was aufgrund des grundsätzlich positiven Ausblicks der lokalen Automobilindustrie überraschend wirkt.

Trotz des anhaltenden strukturellen Defizits bei Palladium, scheinen eine insgesamt gedrückte Stimmung aktuell zu einer Reduktion von Long-Positionen zu führen. Neueste Meldungen, nach denen die US Automobilverkäufe im März unter den Erwartungen liegen werden, wirken nicht unterstützend auf die Nachfrage.


Rhodium, Ruthenium, Iridium

Die in unserem Bericht der Vorwoche erwähnte Nachfrage im Rhodium hat auch in der Berichtswoche Bestand gehabt. Der Preis hat daraufhin wieder leicht angezogen und das Interesse, das wiederum zum Großteil aus der Automobilindustrie kam, dahingehend reflektiert. Allerdings wird die Luft nach oben auch schon wieder etwas dünner, da die anderen PGM’s, die in der Autoindustrie zum Einsatz kommen - insbesondere Palladium - zum Wochenende hin auch wieder unter Druck geraten sind. Momentan gibt es keine Veranlassung zur Annahme, dass sich der Preis in naher Zukunft stark in die eine oder andere Richtung bewegen wird.

Ruthenium erfährt trotz des schon sehr tiefen Preises nach wie vor Verkaufsdruck, der in erster Linie von Produzenten erzeugt wird. Aber auch Sekundärquellen und kleinere Investoren glauben momentan nicht an die "Ruthenium-Story", da sich der Nachfragesektor, der in den letzten Jahren hauptsächlich aus der Elektronikindustrie kam, sehr bedeckt hält und kaum auf der Käuferseite zu finden ist. Weitere kleinere Preisrückgänge würden nicht wirklich überraschen.

Bei Iridium war es eine ruhige ereignislose Woche mit relativ geringen Umsätzen, daher auch bislang ohne Preisveränderungen.


© Martina Fischer, Head of Market Intelligence
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH



Disclaimer: Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden.

Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht enthaltenen Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerichtete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können. Durch das Setzen eines Links zu fremden Internet-Seiten ("Hyperlinks") macht sich Heraeus weder diese Website noch deren Inhalt zu eigen, da Heraeus die Inhalte auf diesen Seiten nicht ständig kontrollieren kann. Ferner ist Heraeus nicht verantwortlich für die Verfügbarkeit dieser Internet-Seiten oder von deren Inhalten. Hyperlink-Verknüpfungen zu diesen Inhalten erfolgen auf eigenes Risiko des Nutzers. Heraeus haftet nicht für direkte oder indirekte Schäden, die dem Nutzer aus der Nutzung und der Existenz der Informationen auf diesen Webseiten entstehen. Heraeus haftet ferner nicht für die Virenfreiheit dieser vom Nutzer aufgerufenen Informationen.

Alle im Bericht genannten Preise sind Geldkurse im Interbankenmarkt, die Charts basieren auf Thomson Reuters.




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