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EIA senkt Schätzung für US-Ölproduktion

08.04.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise legten gestern nach anfänglichen Verlusten deutlich zu. Brent verteuerte sich um 1,7% auf ein 2-Wochenhoch von 59 USD je Barrel, WTI stieg sogar um 3,5% auf gut 54 USD je Barrel, den höchsten Stand seit Ende Dezember. Ausschlaggebend hierfür waren wohl Erwartungen, dass die US-Energiebehörde ihre Schätzung für die US-Rohölproduktion nach unten revidiert. Dies ist auch geschehen.

Für 2015 erwartet sie einen Durchschnittswert von 9,2 Mio. Barrel pro Tag. 2016 soll die Produktion durchschnittlich 9,3 Mio. Barrel pro Tag betragen. Gegenüber der bisherigen Schätzung stellt dies eine Abwärtsrevision um 100 Tsd. Barrel pro Tag für 2015 und um 200 Tsd. Barrel pro Tag für 2016 dar. Den vorläufigen Produktionshöhepunkt sieht die EIA im Mai bei 9,37 Mio. Barrel pro Tag. Bis September soll die Produktion dann auf 9,04 Mio. Barrel pro Tag sinken, danach aber bis zum Jahresende wieder auf 9,20 Mio. Barrel pro Tag steigen. Der starke Einbruch der Bohraktivität seit Anfang 2015 hätte somit nur geringe Auswirkungen auf die Ölproduktion.

Wir können uns vorstellen, dass der Produktionsrückgang akzentuierter ausfällt als von der EIA prognostiziert und die Produktion merklich unter 9 Mio. Barrel pro Tag fällt. Heute veröffentlicht das US-Energieministerium die Produktionsdaten für die letzte Woche. Sollte die US-Rohölproduktion erneut zurückgegangen sein, dürften die Ölpreise weiter steigen. Brent könnte dann die Marke von 60 USD je Barrel und WTI 55 USD je Barrel in Angriff nehmen.

Meldungen, wonach Saudi-Arabien laut Ölminister al-Naimi im März eine Rekordmenge von 10,3 Mio. Barrel Rohöl pro Tag produziert hat und die US-Rohöllagerbestände laut API in der letzten Woche um weitere 12,2 Mio. Barrel gestiegen sind, dürften die Preise dagegen wohl nur kurzzeitig belasten.

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Edelmetalle

Gold handelt am Morgen bei rund 1.210 USD je Feinunze, nachdem es gestern leicht nachgab. Steigende Aktienmärkte und ein festerer US-Dollar ließen Gold kurzfristig offensichtlich weniger attraktiv erscheinen. Dies zeigt sich auch in weiteren Abflüssen aus den von Bloomberg erfassten Gold-ETFs. Deren Bestände wurden gestern den zweiten Tag in Folge um zwei Tonnen reduziert. Damit belaufen sich die Netto-Zuflüsse in die Gold-ETFs seit Jahresbeginn nur noch auf gut 18 Tonnen.

Heute Abend wird das Protokoll der letzten Sitzung der US-Notenbank Fed veröffentlicht. Hiervon erhoffen sich die Marktteilnehmer wohl vor allem Aufschluss, wieviel US-Dollar-Stärke die US-Wirtschaft verkraftet. Schon in der Pressekonferenz im Anschluss an die letzte Fed-Sitzung warnte die Vorsitzende Yellen vor den negativen Folgen eines starken US-Dollars für Inflation und Exporte. Sollte dies heute Abend nochmals deutlich werden, könnte der US-Dollar abwerten und Gold entsprechend zulegen.

Zwar nicht im selben Ausmaß wie bei Gold und Silber wurden aber auch bei Platin in der Woche zum 31. März die spekulativen Netto-Long-Positionen merklich ausgeweitet. Mit 14,6 Tsd. Kontrakten liegen sie auf einem 3-Wochenhoch. Der jüngste Preisanstieg von Platin ist damit wohl zum Teil spekulativ getrieben und steht auf tönernen Füßen.


Industriemetalle

Obwohl gestern keine wesentlichen Konjunktur- und Fundamentaldaten veröffentlicht wurden, kam es bei den Metallen zu deutlichen Preisausschlägen. Nickel verlor zum Beispiel 3,7% und gab damit einen Großteil seiner kurz zuvor erzielten Gewinne wieder ab. Kupfer, Zink und Blei verzeichneten dagegen Preiszuwächse von jeweils mehr als 1%. Die aufgeführten Metalle starten am Morgen mit umgekehrten Vorzeichen in den neuen Handelstag, wobei die Preisveränderungen geringer ausfallen als gestern.

Im Vorfeld der selbst auferlegten Exportbegrenzung haben die indonesischen Zinnproduzenten und -exporteure im März nochmals große Mengen Zinn ausgeführt. Gemäß heute Morgen veröffentlichter Daten des Handelsministeriums wurden im letzten Monat 6.930 Tonnen Zinn exportiert, der höchste Wert seit drei Monaten. Um den Preisverfall zu stoppen, haben sich 22 Zinnexporteure verpflichtet, ab April die Ausfuhren auf monatlich 4.500 Tonnen Zinn zu begrenzen (siehe TagesInfo Rohstoffe vom 26. März).

Bislang hat der Zinnpreis durch dieses Vorhaben allerdings noch keine Unterstützung erhalten. Im Gegenteil, er war Anfang April zwischenzeitlich auf knapp 16.400 USD je Tonne und damit das tiefste Niveau seit Juni 2010 gefallen. Es ist unseres Erachtens fraglich, ob die Exportbegrenzung den gewünschten Effekt haben und den Zinnpreis wieder deutlich über 20.000 USD je Tonne tragen wird.


Agrarrohstoffe

Der Baumwollpreis in New York zog seit Anfang April um über 6% auf 66 US-Cents je Pfund an. Neben technischen Faktoren spielte dabei auch der etwas schwächer notierende US-Dollar eine Rolle. Doch auch fundamentale Faktoren gaben Aufschwung, denn die negative Preisentwicklung des letzten Jahres soll zu einer deutlichen Einschränkung der Baumwollfläche in wichtigen Anbaustaaten führen. Ab Mai 2014 waren die Baumwollpreise von fast 95 US-Cents je Pfund auf rund 60 US-Cents zum Jahresende abgebröckelt, so dass das Gesamtjahr 2014 mit einem Minus von 30% schloss.

Basierend auf Umfragen unter US-Landwirten im März zu ihren Anbauplänen geht das US-Landwirtschaftsministerium daher von einer Einschränkung der US-Baumwollfläche um 13% aus - mehr als zunächst erwartet. Die moderate Aufwärtsbewegung der letzten Wochen könnte zwar die relative Attraktivität der Baumwolle im Anbau wieder etwas stützen, ein weiteres Minus bei der globalen Produktion gilt aber als sicher.

Diese Erwartung bestätigt auch das International Cotton Advisory Committee ICAC in seiner jüngsten Prognose. Mit 24 Mio. Tonnen erwartet das ICAC die globale Produktion 2015/16 um 9% unter dem Vorjahr. In der Folge soll der globale Baumwollmarkt erstmals seit sechs Jahren mit einem Defizit schließen. Die Lagerbestände dürften aber - von rekordhohem Niveau - nur geringfügig sinken. Das ICAC ist denn auch skeptisch, dass der Preisanstieg bei Baumwolle von Dauer ist. Auch wir erwarten, dass die Preise über die nächsten Wochen wieder etwas nachgeben werden.



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