Erstaunliches Eigenleben der Edelmetallpreise trotz hoher Korrelation
13.04.2015 | Thorsten Proettel
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Edelmetalle entwickeln Eigenleben…
Für manche Anleger ist die Frage zweitrangig, welches Edelmetall sie erwerben. Ihnen geht es grundsätzlich erst einmal um den Edelmetallerwerb an sich. Immer wieder wird auch Silber als Ersatz für Gold gekauft, da mehr Edelmetall für eine bestimmte Kapitalsumme erworben werden kann.
Die nicht perfekten Korrelationen belegen jedoch, dass die Edelmetallpreise trotz scheinbarem Gleichlauf mitunter sehr unterschiedliche Richtungen einschlagen können.
…insbesondere über längere Zeiträume…
Die Differenzen machen sich insbesondere im mittel- bis langfristigen Vergleich bemerkbar. Silber notiert heute in USD 40% niedriger als zu Beginn des Betrachtungszeitraumes Anfang 2012.
Dagegen wird Palladium 23% höher gehandelt. Die Wertentwicklung von Gold und Platin liegt gemessen an diesen beiden Extremwerten mit minus 23% und minus 14% in der Mitte. Dies scheint zumindest auf den ersten Blick die hohe Korrelation der beiden Rohstoffe widerzuspiegeln.
Die Betrachtung der Charts offenbart jedoch, dass der Platinpreis in den Jahren 2012 bis Mitte 2014 um die Marke von etwa 1.500 USD pendelte und erst zuletzt deutlich nachgab. Der Goldpreis sank vor allem Ende 2012 beziehungsweise Anfang 2013 und pendelte seitdem im Bereich von 1.200 USD. Es gab also auch hier durchaus gegenläufige Tendenzen.
…aufgrund unterschiedlicher Marktlagen
Der Grund für die unterschiedlichen langfristigen Entwicklungen liegt in den abweichenden Marktgegebenheiten. Beispielsweise gilt Gold als Krisenmetall. Dagegen profitieren die Weißmetalle durch den hohen Anteil der Industrie an ihrer Nachfrage in der Regel eher von guten Konjunkturnachrichten.
Und auch hier gibt es deutliche Unterschiede im Detail. So werden zwar sowohl Platin wie auch Palladium hauptsächlich zum Bau von Kfz-Abgaskatalysatoren verwendet. Da Palladium für Benzinmotoren genutzt wird, profitiert es vom Autoboom in den Schwellenländern, was sich letztendlich im gestiegen Preis zeigt.
Platin wird dagegen im Bereich der Dieselmotoren eingesetzt, die hauptsächlich in Westeuropa genutzt werden. Hierzulande brummt der Fahrzeugmarkt bekanntlich weniger stark. Trotz dem häufig zu beobachteten Gleichlauf der Edelmetallpreise sollten deshalb die Fundamentaldaten der Märkte bei Anlageentscheidungen stets berücksichtigt werden.
© Thorsten Proettel
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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