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Schwache China-Daten mit überraschend wenig Einfluss

15.04.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise setzen ihren Aufwärtstrend fort. Brent nähert sich der Marke von 60 USD je Barrel, WTI handelt mit gut 54 USD je Barrel bereits auf einem 2½-Monatshoch. Spekulative Finanzanleger nehmen jüngste Nachrichten eines fallenden US-Ölangebots offenbar zum Anlass, um ihr Engagement am Ölmarkt weiter zu erhöhen. Wie wir bereits gestern berichtet hatten, erwartet die US-Energiebehörde im Mai einen Rückgang der US-Schieferölproduktion. Zudem ist die Ölproduktion in Nord-Dakota im Februar laut der Rohstoffbehörde des Bundesstaates um 15 Tsd. auf 1,18 Mio. Barrel pro Tag gesunken.

Produktionsrückgänge im Winter hat es in Nord-Dakota allerdings schon des Öfteren gegeben, weil aufgrund der harten Wetterbedingungen die Schieferölproduktion eingeschränkt werden muss. Von daher muss sich erst noch zeigen, ob die Produktion im Frühjahr weiter fällt. Erst dann kann von einer Trendwende gesprochen werden. Die bisher berichteten Produktionsrückgänge sind trotz aller Euphorie bei weitem nicht ausreichend, den Anstieg der US-Rohöllagerbestände zu stoppen. Das dürften auch die heute Nachmittag anstehenden Lagerdaten des US-Energieministeriums zeigen.

Laut API kam es letzte Woche zu einem Lageraufbau um 2,6 Mio. Barrel, was allerdings etwas unter den Erwartungen lag. Im Fokus dürften auch die Zahlen für die US-Ölproduktion der letzten Woche stehen. Diese war vor zwei Berichtswochen leicht gefallen, was im Anschluss zu einem deutlichen Preisanstieg führte. Ähnliches wäre wohl auch heute zu erwarten. Die spekulative Übertreibung am Ölmarkt würde dann noch weiter zunehmen.


Edelmetalle

Gold handelt am Morgen bei gut 1.190 USD je Feinunze, nachdem gestern zwischenzeitlich ein 2-Wochentief von 1.184 USD verzeichnet wurde. Dass Gold noch nicht wieder die Marke von 1.200 USD zurückerobert hat, dürfte auch an den schwachen China-Daten (siehe Industriemetalle) liegen. Denn diese werden offenbar dahingehend interpretiert, dass mit einem geringeren Wirtschaftswachstum auch die physische Nachfrage nach Gold verhaltener ausfällt.

Gestern war der Goldhandel von einer hohen Volatilität gekennzeichnet und stand im Zeichen des US-Dollars. Erst kam der Goldpreis wegen der stark aufwertenden US-Währung merklich unter Druck, anschließend holte er wieder einen Teil seiner Verluste auf. Die Preiserholung setzte ein, nachdem in den USA unter Erwartungen liegende Einzelhandelsumsätze für März veröffentlicht wurden, woraufhin der US-Dollar gegenüber dem Euro wieder spürbar abwertete.

Unter dem Strich stand gestern für Gold ein Minus von 0,5% zu Buche. Wegen der Währungsentwicklung gab Gold in Euro gerechnet deutlicher nach (-1,3%) und notiert auch heute Morgen nur knapp über den gestrigen Tiefständen bei rund 1.120 EUR je Feinunze. Die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs verzeichneten gestern leichte Zuflüsse von einer Tonne. Heute findet die EZB-Sitzung statt. Kaum ein Marktteilnehmer erwartet jedoch, dass die EZB weitere Maßnahmen beschließt. Denn die langfristigen Inflationserwartungen haben sich stabilisiert und die Konjunktur in der Eurozone hat sich jüngst etwas gebessert.


Industriemetalle

Die chinesische Wirtschaft ist im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr wie erwartet um 7% gewachsen, was der niedrigsten Wachstumsrate seit sechs Jahren entsprach. Im Quartalsvergleich und saisonbereinigt stieg das BIP sogar nur um 1,3%, nach 1,5% im Vorquartal, was es der chinesischen Regierung wohl sehr schwierig machen wird, ihr selbstgestecktes Ziel von 7% für das Gesamtjahr 2015 zu erreichen.

Die ebenfalls heute Morgen für März veröffentlichten Daten zur Industrieproduktion und zu den Investitionen in Sachanlagen deuten gleichsam auf eine merkliche Abkühlung hin. Die Industrieproduktion stieg um lediglich 5,6%, so wenig wie seit November 2008 nicht mehr. Die Investitionen in Sachanlagen wiesen sogar das geringste Wachstum seit Dezember 2000 auf. Die Metallpreise reagierten heute Morgen nur kurz auf die schwachen China-Daten und holten ihre Verluste schnell wieder auf. Ein Teil von ihnen stand gestern im Vorfeld der Zahlen spürbarer unter Druck.

Offensichtlich besteht unter den Marktteilnehmern die Erwartung, dass die chinesische Regierung und die Zentralbank weitere Stimulierungsmaßnahmen umsetzen werden, um ein Abrutschen der Wirtschaft zu verhindern. Laut unseren Volkswirten besteht hierfür jedoch nur wenig Spielraum. Denn die chinesische Wirtschaft ist durch ein hohes Verschuldungsniveau gekennzeichnet und die Kommunen kämpfen mit rückläufigen Einnahmen aus Landverkäufen, was Investitionen in die Infrastruktur wohl erschweren dürfte.

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Agrarrohstoffe

Die brasilianische Prognosebehörde Conab erwartet für die angelaufene Zuckerrohrernte 2015/16 einen Anstieg um gut 3% auf 655 Mio. Tonnen. Im Vorjahr war diese durch die extreme Dürre merklich beeinträchtigt worden. Die brasilianische Zuckerproduktion soll 2015/16 sogar um 5% steigen. Dazu trägt bei, dass mit gut 43% ein um 1 Prozentpunkt höherer Anteil des Zuckerrohrs zu Zucker verarbeitet werden soll.

Politische Entscheidungen wie die Besteuerung von Benzin und eine Erhöhung der Pflichtbeimischung von Ethanol zu Benzin erhöhten zwar die Attraktivität der Ethanolproduktion. Doch der dramatische Verfall der Landeswährung Real in den letzten Monaten hat die Ausweitung der Zuckerproduktion und den Zuckerexport wieder vorteilhafter werden lassen. Denn die Exporterlöse in der Landeswährung steigen dadurch. Dies belastet seit Monaten die internationalen Zuckerpreise, die Ende März auf ein 6-Jahrestief von knapp 12 US-Cents je Pfund fielen.

Bisher wird für 2015/16 mit einem Ende der Überschüsse am globalen Zuckermarkt gerechnet. Allerdings war dabei meist eine Stagnation oder eine geringere Erholung der brasilianischen Zuckerproduktion angenommen worden. Diese Erwartung könnte nun ins Wanken kommen und eine Erholung der Zuckerpreise erschweren. Den letzten Preisanstieg auf 13 US-Cents je Pfund führen wir auf die leichte Erholung des Real und die festeren Ölpreise zurück.



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