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Ölpreise setzen Höhenflug trotz Überangebot fort

17.04.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Höhenflug bei den Ölpreisen setzte sich gestern nach einer kurzen Unterbrechung fort. Brentöl verteuerte sich in der Spitze bis auf 65 USD je Barrel, was dem höchsten Niveau seit mehr als vier Monaten entspricht. WTI stieg auf 57,5 USD je Barrel und war damit so teuer wie zuletzt kurz vor Weihnachten. Seit Wochenbeginn beläuft sich der Preisanstieg beider Ölsorten auf ca. 10%.

Die Nachrichtenlage rechtfertigt diesen Preisanstieg nicht. So weitete die OPEC ihre Ölproduktion im März laut ihres eigenen Monatsberichts um gut 800 Tsd. auf 30,8 Mio. Barrel pro Tag aus. Die auf direkter Meldung an die OPEC basierenden Produktionsdaten weisen sogar einen Anstieg um 1,2 Mio. auf 31,5 Mio. Barrel pro Tag aus. Vor allem Saudi-Arabien und der Irak waren für die jüngste Angebotsausweitung verantwortlich. Der Bedarf an OPEC-Öl wird von der OPEC dagegen nur auf 29,3 Mio. Barrel pro Tag geschätzt.

Wir erachten den Preisanstieg der letzten Tage als spekulativ getrieben und fundamental nicht gerechtfertigt. Zwar gibt es erste Anzeichen dafür, dass der Schieferölboom in den USA nachlässt. So ist die US-Rohölproduktion in zwei der letzten drei Wochen gefallen. Im März erreichte sie laut Angaben des American Petroleum Institute mit 9,32 Mio. Barrel pro Tag noch ein 42-Jahreshoch und lag damit 13% höher als im Vorjahr.

Solange aber gleichzeitig die OPEC deutlich mehr Rohöl in den Markt gibt, bleibt das beträchtliche Überangebot bestehen. Zudem besteht das Risiko, dass die höheren Preise die Schieferölproduktion wieder lukrativer machen und der jüngste Produktionsrückgang nur kurzzeitig ist.


Edelmetalle

Gold handelt heute Morgen nahezu unverändert um die Marke von 1.200 USD je Feinunze. Gestern notierte das gelbe Edelmetall zunächst lange Zeit über diesem Niveau, bevor es am Nachmittag wieder darunter fiel. Während der Tagung des Internationalen Währungsfonds in Washington sind neue Sorgen hinsichtlich der Zahlungsfähigkeit Griechenlands aufgekommen. Offenbar wird es keine schnelle Einigung zwischen Griechenland und seinen Gläubigern geben. Für IWF-Chefin Lagarde ist eine Stundung der Schulden Griechenlands keine Option.

Umso erstaunlicher ist, dass Gold in Euro gestern stark unter Druck kam und sich auch heute Morgen kaum nennenswert erholt. Die Goldnachfrage zeigt sich im Moment eher verhalten - zumindest was die Münzabsätze in den USA betrifft. Denn im April wurden gemäß Daten der US-Münzanstalt bislang nur 10 Tsd. Unzen Goldmünzen verkauft. Dies ist in etwa ein Viertel des Niveaus des gesamten vergleichbaren Vorjahresmonats. Auch die physische Nachfrage in Asien ist nicht übermäßig stark, trotz des nächste Woche stattfindenden Feiertages "Akshaya Tritiya".

Der staatliche südafrikanische Energieversorger Eskom hat gestern bereits den fünften Tag in Folge die Stromversorgung rationiert. Eskom versucht damit, das Stromnetz vor dem Kollaps zu bewahren, da derzeit wegen geplanter und ungeplanter Ausfälle weniger Stromerzeugungskapazitäten zur Verfügung stehen. Vor allem die Industrieunternehmen müssen daher ihren Stromverbrauch immer wieder zeitweise einschränken, was die Produktion beeinträchtigt. Hiervon sind auch die Platin- und Palladiumminen betroffen.


Industriemetalle

Der Zinnpreis fällt heute Morgen zeitweise um mehr als 9% auf 13.600 USD je Tonne, den tiefsten Stand seit September 2009. Schon gestern stand ein Verlust von über 5% zu Buche. Grund hierfür dürfte die Befürchtung vor einem überversorgten Markt sein, nachdem China die Produktion im ersten Quartal ausgeweitet hatte und z.B. auch aus Myanmar deutlich mehr Material an den Markt kommt. Die Abwärtsbewegung dürfte durch Verkaufsorders spekulativer Finanzanleger verstärkt sein, zumal der Zinnmarkt sehr klein und relativ illiquide ist.

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Nächste Woche finden die Frühjahrstagungen der International Study Groups statt, im Rahmen derer aktualisierte Schätzungen zu Angebot und Nachfrage am globalen Kupfer-, Nickel-, Blei- und Zinkmarkt veröffentlicht werden. Bereits im Vorfeld des Treffens haben die International Nickel Study Group (INSG) und die International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) ihre monatlichen Statistiken veröffentlicht. Demnach bestand am globalen Nickelmarkt im Februar ein Angebotsüberschuss von 20,3 Tsd. Tonnen. Dies war der höchste Monatsüberschuss seit Dezember 2013.

Das vielfach erwartete Angebotsdefizit lässt somit weiter auf sich warten. Auch die globalen Blei- und Zinkmärkte waren im Februar im Angebotsüberschuss, was wie bei Nickel in erster Linie auf eine schwächere Nachfrage zurückzuführen ist. Dies dürfte in Zusammenhang mit dem chinesischen Neujahrsfest stehen, während dem die Wirtschaftsaktivitäten in China eine Woche lang ruhten und das Land entsprechend weniger Rohstoffe nachgefragt hatte.


Agrarrohstoffe

Die nordamerikanischen und europäischen Verarbeitungsdaten zu Kakao fielen in den ersten drei Monaten dieses Jahres erneut schwach aus. Demnach ist in Europa die Verarbeitung um 1,6% gefallen. Die nordamerikanischen Verarbeitungsdaten brachten sogar ein Minus von 5,8% im Vergleich zum Vorjahr hervor. Allerdings waren die schlechten Daten für Nordamerika bereits teilweise eingepreist. Diverse Marktteilnehmer schätzten den Rückgang der dortigen Verarbeitung auf bis zu 5% verglichen zum Vorjahresquartal.

Die Verarbeitungszahlen für Europa überraschten sogar positiv, da hier die Erwartung bei einem Minus von 3% bis 7% lag. Die Verarbeitung in Malaysia ist im ersten Quartal um 27,5% eingebrochen. Aufgrund der zu geringen Verarbeitungsmargen war allerdings mit einem deutlich stärkeren Rückgang um 40% gerechnet worden. Malaysia produziert kaum noch selber Kakao, sondern verarbeitet Kakao aus dem benachbarten Indonesien.

Der zweitgrößte Kakaoanbauer der Welt, Ghana, hat mit Trockenheit zu kämpfen, welche nur durch sporadische Regenfälle unterbrochen wird. Zuvor hatten bereits die Harmattan-Winde dazu geführt, dass die Kakaobäume viele ihrer Blüten verloren haben, aus denen die Kakaoschoten entstehen. Sowohl die Haupt- als auch die Zwischenernte sollen niedriger ausfallen. Laut Daten des ghanaischen Kakaoverbands könnte in diesem Erntejahr die schlechteste Ernte seit 2009/2010 drohen.



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