Ölpreise mit stärksten Wochengewinnen seit Jahren
20.04.2015 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise verteuern sich zum Wochenauftakt um weitere 1% auf 64 USD je Barrel (Brent) bzw. gut 56 USD je Barrel (WTI), nachdem Brent in der letzten Woche bereits knapp 10% und WTI knapp 8% zulegen konnten. Bei Brent entsprach dies dem stärksten prozentualen Wochengewinn seit 5½ Jahren, bei WTI seit mehr als vier Jahren. Bemerkenswert ist, dass dieser Preisanstieg trotz Meldungen eines größeren (Über)Angebots erfolgte. So berichteten sowohl die Internationale Energieagentur als auch die OPEC, dass die Ölproduktion der OPEC im März auf 31 Mio. Barrel pro Tag gestiegen ist und damit den derzeitigen Bedarf an OPEC-Öl um ca. 2 Mio. Barrel pro Tag übertrifft.
Die Marktteilnehmer fokussieren sich derzeit aber eher auf das sich abzeichnende (vorläufige) Ende des Schieferölbooms in den USA. So meldete Baker Hughes am Freitagabend den 19. Wochenrückgang in Folge bei den aktiven Ölbohrungen. Diese sind in der letzten Woche um weitere 26 auf 734 gefallen, was dem niedrigsten Niveau seit November 2010 entspricht. Seit Jahresbeginn hat sich die Zahl damit mehr als halbiert.
Die spekulativen Finanzanleger springen auf den Zug auf und verstärken mit ihren Käufen den Preisanstieg. In der Woche zum 14. April stiegen die spekulativen Netto-Long-Positionen bei WTI laut CFTC die dritte Woche in Folge. In diesem Zeitraum stiegen sie um fast 70% und liegen mit 238,6 Tsd. Kontrakten auf dem höchsten Niveau seit Ende Juli 2014. Die ICE veröffentlicht die entsprechenden Daten für Brent heute Mittag. Diese könnten einen Anstieg der spekulativen Netto-Long-Positionen auf ein Rekordniveau zeigen. Der jüngste Preisanstieg bei Rohöl war somit größtenteils spekulativ getrieben.
Edelmetalle
Gold handelt zum Wochenauftakt weiter über 1.200 USD je Feinunze, nachdem es diese Marke Ende letzter Woche wieder zurückerobert hatte. Der Preisanstieg letzten Freitag war wohl auch den schwachen Aktienmärkten geschuldet, die zu einer verstärkten Nachfrage nach Gold führten. Dies machte sich unter anderem in Zuflüssen in die Gold-ETFs bemerkbar. So wurden die Bestände der von Bloomberg erfassten Gold-ETFs um knapp drei Tonnen aufgebaut, wofür der weltgrößte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, verantwortlich zeichnete.
Diese Woche wird in Indien zudem das hohe religiöse Fest "Akshaya Tritiya" gefeiert, während dem traditionell viel Gold verschenkt wird, was die Nachfrage nach Gold im Vorfeld hoch halten sollte. Nach zwei Wochenanstiegen in Folge haben sich die spekulativen Finanzinvestoren bei Gold in der Woche zum 14. April wieder zurückgezogen. So wurden die Netto-Long-Positionen um 14% auf 48 Tsd. Kontrakte reduziert. Der Rückzug dieser Anlegergruppe hat wohl auch den zuvor zu beobachtenden Preisanstieg gestoppt.
Ein ähnliches Bild ergibt sich bei Silber. Hier wurden die Netto-Long-Positionen um 28% auf 22 Tsd. Kontrakte abgebaut - ein 3-Wochentief -, was wohl stark zum 4%-igen Preisrückgang in der Beobachtungsperiode beigetragen hat. Auch bei Platin wurden die Netto-Long-Positionen - wenn auch moderat - reduziert, während sie bei Palladium leicht aufgestockt wurden.
Industriemetalle
Die Metallpreise starten zumeist mit einem positiven Unterton in die neue Handelswoche, Kupfer handelt zum Beispiel wieder über 6.100 USD je Tonne. Sie werden wohl durch die Maßnahme der chinesischen Zentralbank (PBoC) unterstützt, die die Mindestreserveanforderung für Großbanken stärker als gewöhnlich um 1 Prozentpunkt auf 18,5% gesenkt hat. Für kleinere Banken fällt die Reduktion noch größer aus. Dadurch werden rund 1,2 Bio. CNY (194 Mrd. USD) freigesetzt, die dann für neue Kredite zur Verfügung stehen.
Die PBoC-Maßnahme überlagert offenbar zugleich erneut schwache Daten zum chinesischen Häusermarkt. Denn gemäß Daten des Nationalen Statistikbüros sind im März im Vergleich zum Vorjahr die Hauspreise in allen der 70 in der Statistik erfassten Städte gesunken. Im chinesischen Immobiliensektor bestehen weiterhin große Überkapazitäten. Von daher bleibt abzuwarten, ob die jüngste geldpolitische Lockerung den Metallpreisen nachhaltig hilft.
Diese Woche steht im Zeichen der Frühjahrstagungen der International Study Groups, im Rahmen derer neue Prognosen zu Angebot und Nachfrage für die Kupfer-, Nickel-, Blei- und Zinkmärkte veröffentlicht werden. Vor allem bei Kupfer und Zink dürften die bisherigen Schätzungen zu optimistisch sein. Die Euphorie der spekulativen Finanzanleger hinsichtlich Kupfer scheint etwas verflogen zu sein. Denn die Netto-Long-Positionen wurden in der Woche zum 14. April um 7% auf 14,3 Tsd. Kontrakte reduziert. Dies war der zweite Wochenrückgang in Folge.
Agrarrohstoffe
Die neuesten CFTC-Daten warten für die letzte Berichtswoche mit rekordhohen Netto-Short-Positionen der kurzfristig orientierten Marktteilnehmer bei Weizen und Sojabohnen an der Terminbörse in Chicago auf. Offensichtlich sind diese Marktteilnehmer der Ansicht, die Versorgung mit Weizen sei nach zwei Jahren mit laut USDA-Angaben jeweils 11 Mio. Tonnen Überschuss sehr üppig. Dies - gemeinsam mit Regenfällen in den US-Anbaugebieten - hat den Weizenpreis in den letzten Tagen wieder unter die Marke von 500 US-Cents je Scheffel gedrückt. Bei einer Schließung der (Netto-) Short-Positionen könnte der Weizenpreis somit wieder steigen. Dafür sprechen auch fundamentale Gründe.
So könnte in der Saison 2015/16 die Bilanz am Weizenmarkt deutlich enger ausfallen: Der Internationale Getreiderat rechnet derzeit sogar mit einem kleinen Defizit. Wir erwarten daher, dass sich der Weizenpreis bald wieder über 500 US-Cents je Scheffel etablieren kann. Bei Sojabohnen dagegen ist nach derzeitigem Stand auch 2015/16 ein weiterer deutlicher Angebotsüberschuss zu erwarten.
Wir bleiben daher skeptisch, dass der Sojabohnenpreis seine Aufwärtsbewegung der letzten Tage nachhaltig beibehalten kann. Bei Rohzucker dagegen waren die Netto-Short-Positionen in der letzten Berichtswoche von zuvor rekordhohem Niveau rückläufig. Technische Faktoren ebenso wie der etwas stabilere Brasilianische Real dürften dafür wichtige Gründe sein. Rohzucker hat sich seit Anfang April um über einen Cent auf gut 13 US-Cents je Pfund verteuert.
Die Ölpreise verteuern sich zum Wochenauftakt um weitere 1% auf 64 USD je Barrel (Brent) bzw. gut 56 USD je Barrel (WTI), nachdem Brent in der letzten Woche bereits knapp 10% und WTI knapp 8% zulegen konnten. Bei Brent entsprach dies dem stärksten prozentualen Wochengewinn seit 5½ Jahren, bei WTI seit mehr als vier Jahren. Bemerkenswert ist, dass dieser Preisanstieg trotz Meldungen eines größeren (Über)Angebots erfolgte. So berichteten sowohl die Internationale Energieagentur als auch die OPEC, dass die Ölproduktion der OPEC im März auf 31 Mio. Barrel pro Tag gestiegen ist und damit den derzeitigen Bedarf an OPEC-Öl um ca. 2 Mio. Barrel pro Tag übertrifft.
Die Marktteilnehmer fokussieren sich derzeit aber eher auf das sich abzeichnende (vorläufige) Ende des Schieferölbooms in den USA. So meldete Baker Hughes am Freitagabend den 19. Wochenrückgang in Folge bei den aktiven Ölbohrungen. Diese sind in der letzten Woche um weitere 26 auf 734 gefallen, was dem niedrigsten Niveau seit November 2010 entspricht. Seit Jahresbeginn hat sich die Zahl damit mehr als halbiert.
Die spekulativen Finanzanleger springen auf den Zug auf und verstärken mit ihren Käufen den Preisanstieg. In der Woche zum 14. April stiegen die spekulativen Netto-Long-Positionen bei WTI laut CFTC die dritte Woche in Folge. In diesem Zeitraum stiegen sie um fast 70% und liegen mit 238,6 Tsd. Kontrakten auf dem höchsten Niveau seit Ende Juli 2014. Die ICE veröffentlicht die entsprechenden Daten für Brent heute Mittag. Diese könnten einen Anstieg der spekulativen Netto-Long-Positionen auf ein Rekordniveau zeigen. Der jüngste Preisanstieg bei Rohöl war somit größtenteils spekulativ getrieben.
Edelmetalle
Gold handelt zum Wochenauftakt weiter über 1.200 USD je Feinunze, nachdem es diese Marke Ende letzter Woche wieder zurückerobert hatte. Der Preisanstieg letzten Freitag war wohl auch den schwachen Aktienmärkten geschuldet, die zu einer verstärkten Nachfrage nach Gold führten. Dies machte sich unter anderem in Zuflüssen in die Gold-ETFs bemerkbar. So wurden die Bestände der von Bloomberg erfassten Gold-ETFs um knapp drei Tonnen aufgebaut, wofür der weltgrößte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, verantwortlich zeichnete.
Diese Woche wird in Indien zudem das hohe religiöse Fest "Akshaya Tritiya" gefeiert, während dem traditionell viel Gold verschenkt wird, was die Nachfrage nach Gold im Vorfeld hoch halten sollte. Nach zwei Wochenanstiegen in Folge haben sich die spekulativen Finanzinvestoren bei Gold in der Woche zum 14. April wieder zurückgezogen. So wurden die Netto-Long-Positionen um 14% auf 48 Tsd. Kontrakte reduziert. Der Rückzug dieser Anlegergruppe hat wohl auch den zuvor zu beobachtenden Preisanstieg gestoppt.
Ein ähnliches Bild ergibt sich bei Silber. Hier wurden die Netto-Long-Positionen um 28% auf 22 Tsd. Kontrakte abgebaut - ein 3-Wochentief -, was wohl stark zum 4%-igen Preisrückgang in der Beobachtungsperiode beigetragen hat. Auch bei Platin wurden die Netto-Long-Positionen - wenn auch moderat - reduziert, während sie bei Palladium leicht aufgestockt wurden.
Industriemetalle
Die Metallpreise starten zumeist mit einem positiven Unterton in die neue Handelswoche, Kupfer handelt zum Beispiel wieder über 6.100 USD je Tonne. Sie werden wohl durch die Maßnahme der chinesischen Zentralbank (PBoC) unterstützt, die die Mindestreserveanforderung für Großbanken stärker als gewöhnlich um 1 Prozentpunkt auf 18,5% gesenkt hat. Für kleinere Banken fällt die Reduktion noch größer aus. Dadurch werden rund 1,2 Bio. CNY (194 Mrd. USD) freigesetzt, die dann für neue Kredite zur Verfügung stehen.
Die PBoC-Maßnahme überlagert offenbar zugleich erneut schwache Daten zum chinesischen Häusermarkt. Denn gemäß Daten des Nationalen Statistikbüros sind im März im Vergleich zum Vorjahr die Hauspreise in allen der 70 in der Statistik erfassten Städte gesunken. Im chinesischen Immobiliensektor bestehen weiterhin große Überkapazitäten. Von daher bleibt abzuwarten, ob die jüngste geldpolitische Lockerung den Metallpreisen nachhaltig hilft.
Diese Woche steht im Zeichen der Frühjahrstagungen der International Study Groups, im Rahmen derer neue Prognosen zu Angebot und Nachfrage für die Kupfer-, Nickel-, Blei- und Zinkmärkte veröffentlicht werden. Vor allem bei Kupfer und Zink dürften die bisherigen Schätzungen zu optimistisch sein. Die Euphorie der spekulativen Finanzanleger hinsichtlich Kupfer scheint etwas verflogen zu sein. Denn die Netto-Long-Positionen wurden in der Woche zum 14. April um 7% auf 14,3 Tsd. Kontrakte reduziert. Dies war der zweite Wochenrückgang in Folge.
Agrarrohstoffe
Die neuesten CFTC-Daten warten für die letzte Berichtswoche mit rekordhohen Netto-Short-Positionen der kurzfristig orientierten Marktteilnehmer bei Weizen und Sojabohnen an der Terminbörse in Chicago auf. Offensichtlich sind diese Marktteilnehmer der Ansicht, die Versorgung mit Weizen sei nach zwei Jahren mit laut USDA-Angaben jeweils 11 Mio. Tonnen Überschuss sehr üppig. Dies - gemeinsam mit Regenfällen in den US-Anbaugebieten - hat den Weizenpreis in den letzten Tagen wieder unter die Marke von 500 US-Cents je Scheffel gedrückt. Bei einer Schließung der (Netto-) Short-Positionen könnte der Weizenpreis somit wieder steigen. Dafür sprechen auch fundamentale Gründe.
So könnte in der Saison 2015/16 die Bilanz am Weizenmarkt deutlich enger ausfallen: Der Internationale Getreiderat rechnet derzeit sogar mit einem kleinen Defizit. Wir erwarten daher, dass sich der Weizenpreis bald wieder über 500 US-Cents je Scheffel etablieren kann. Bei Sojabohnen dagegen ist nach derzeitigem Stand auch 2015/16 ein weiterer deutlicher Angebotsüberschuss zu erwarten.
Wir bleiben daher skeptisch, dass der Sojabohnenpreis seine Aufwärtsbewegung der letzten Tage nachhaltig beibehalten kann. Bei Rohzucker dagegen waren die Netto-Short-Positionen in der letzten Berichtswoche von zuvor rekordhohem Niveau rückläufig. Technische Faktoren ebenso wie der etwas stabilere Brasilianische Real dürften dafür wichtige Gründe sein. Rohzucker hat sich seit Anfang April um über einen Cent auf gut 13 US-Cents je Pfund verteuert.