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Starke Preisausschläge bei Rohöl und Metallen

21.04.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise waren gestern von hoher Volatilität geprägt. Einem Preisrückgang um 2% in den Mittagsstunden folgte eine schnelle Preiserholung. Letztlich ging Brent unverändert aus dem Handel, WTI verzeichnete sogar einen Tagesanstieg um 1%. Der gestrige Handelsverlauf zeigt, dass Preisrückgänge als Kaufgelegenheit erachtet werden. Insbesondere Marktteilnehmer, welche die kräftige Aufwärtsbewegung der letzten Woche verpasst haben, dürften auf günstige Einstiegsgelegenheiten warten.

Der jüngste Preisanstieg bei Rohöl war stark spekulativ getrieben. Die Netto-Long-Positionen der spekulativen Finanzanleger bei Brent stiegen in der Woche zum 14. April laut ICE um 27,7 Tsd. auf 265,2 Tsd. Kontrakte, was dem höchsten Niveau seit Beginn der Aufzeichnungen im Januar 2011 entspricht. Seit dem Tief Anfang Februar haben sich die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Brent mehr als verdoppelt.

In den letzten drei Wochen sind sie um fast 40% gestiegen. Bei WTI legten sie innerhalb von drei Wochen sogar um 70% zu und befinden sich aktuell auf dem höchsten Niveau seit letztem Sommer. Mit fundamentalen Argumenten lässt sich der Preisanstieg der letzten Wochen dagegen nicht erklären. So weitete Saudi-Arabien seine Ölproduktion im März eigenen Angaben zufolge auf ein Rekordniveau von 10,3 Mio. Barrel pro Tag aus.

Die Produktionssteigerung um gut 650 Tsd. Barrel pro Tag gegenüber dem Vormonat übertrifft den erwarteten Rückgang der US-(Schiefer-)Ölproduktion deutlich. Auch im April liegt die Ölproduktion des größten OPEC-Produzenten laut Ölminister al-Naimi nahe des Rekordniveaus.

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Edelmetalle

Im Edelmetallsektor wurden gestern deutliche Verluste registriert, was auch nicht spurlos am Goldpreis vorbei ging. Belastet durch einen festeren US-Dollar und steigenden Aktienmärkten fiel Gold wieder unter die psychologisch wichtige Marke von 1.200 USD je Feinunze, wo es auch heute Morgen noch handelt. Silber verlor knapp 2% und rutschte erstmals seit 4½ Wochen wieder unter die Marke von 16 USD je Feinunze. Der Preisrückgang wurde zu ETF-Käufen in Höhe von 48 Tonnen genutzt. Große Verluste verzeichneten auch Platin und Palladium. Insbesondere bei Letzterem haben sich ETF-Anleger gestern von Beständen getrennt.

Die russische Zentralbank CBR hat eigenen Angaben zufolge im März ihre Goldreserven um 1 Mio. Unzen (31,1 Tonnen) aufgestockt. Dies waren die höchsten Zukäufe seit September. Im Januar und Februar hatte die CBR kein Gold gekauft. In diesen beiden Monaten hatte die Abwertung des Russischen Rubel Gold in der lok alen Währung deutlich verteuert. Zudem musste die CBR zur Unterstützung des Rubel Fremdwährungsreserven verkaufen.

Da der Rubel mittlerweile wieder spürbar aufgewertet hat und der lokale Goldpreis entsprechend gefallen ist, hat die russische Zentralbank wohl ihre Goldkäufe nun wieder aufgenommen. Vor der zweimonatigen Pause hatte die Zentralbank die Goldreserven neun Monate in Folge aufgestockt. Gemäß Daten des World Gold Council hält Russland die weltweit fünftgrößten Goldbestände; diese stehen für rund 13% der russischen Währungsreserven.


Industriemetalle

Die Metallpreise haben sich von der Volatilität der Energiemärkte gestern anstecken lassen, verzeichneten am Handelsende allerdings zumeist klare Verluste. So fiel zum Beispiel Kupfer wieder unter die Marke von 6.000 USD je Tonne. Aluminium hielt sich etwas besser, rutscht heute Morgen zeitweise aber unter die Marke von 1.800 USD je Tonne. Wie das International Aluminium Institute (IAI) gestern veröffentlichte, wurden im März auf globaler Ebene 4,765 Mio. Tonnen Aluminium produziert - ein Rekordwert.

Im Vergleich zum Vorjahr ist die Produktion damit um 7% gestiegen, was einmal mehr auf China zurückzuführen war. Dort wurde die Produktion im Vorjahresvergleich um gut 12% ausgeweitet. Der globale Aluminiummarkt bleibt unseres Erachtens also weiterhin reichlich versorgt. Dies spiegelt sich auch in den physischen Prämien wider, welche zuletzt stark gefallen sind.

Gemäß Daten von Metal Bulletin muss in Europa aktuell noch ein Aufschlag von knapp 200 USD je Tonne auf den LME-Preis gezahlt werden, weniger als die Hälfte als in der Spitze im November. In den USA liegt die Prämie demnach bei 394 USD je Tonne, der Datenanbieter Platts setzt sie 30 USD niedriger an. Wir gehen davon aus, dass die Prämien weiter sinken werden. Hierzu trägt das reichliche Angebot am Weltmarkt ebenso bei wie die Erwartung steigender Zinsen in den USA sowie die Lagerhausreform der LME.


Agrarrohstoffe

Das Wetter in den wichtigen Maisanbaugebieten der USA hat sich inzwischen gebessert und nichts spricht dagegen, dass die angelaufene Aussaat in den nächsten Tagen bei trockener Witterung zügig voran geht. Bis Sonntag waren 9% der erwarteten Maisfläche bestellt. Dass es in der Zeit zuvor im Mittleren Westen starke Regenfälle gegeben hatte, wird dem Wachstum der Pflanzen dann zuträglich sein. Auf diese Erwartung reagiert der Maispreis mit leichten Rückschlägen.

Mit gut 380 US-Cents je Scheffel im Juli-Kontrakt bewegt er sich aber noch immer in dem Korridor zwischen 370 und 390 US-Cents je Scheffel, aus dem er seit Mitte Januar nur an wenigen Tagen ausbrechen konnte. Bis die Aussaat weitgehend abgeschlossen sein wird, dürfte die Unsicherheit hoch bleiben. Auch die Sommerweizenaussaat in den USA geht derzeit sehr zügig voran. Regenfälle in wichtigen US-Weizenanbaugebieten haben sich bisher zwar noch nicht in einer Verbesserung der Pflanzenbewertungen niedergeschlagen, doch ist die Abwärtsbewegung gestoppt.

Das USDA bescheinigt derzeit 42% der Winterweizenpflanzen einen guten oder sehr guten Zustand. Die verbesserten Aussichten in den USA, aber auch in anderen Ländern wie Russland und der Ukraine - wo nach einem problematischen Start im Herbst das freundliche Frühjahrswetter Erleichterung bringt - halten den Weizenpreis derzeit unter 500 US-Cents je Scheffel. Auch der Weizenpreis in Paris kann sich trotz wieder hoher EU-Exporte diesem Einfluss nicht entziehen.




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