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Mit Gold und Silber gegen die Papiergeldblase

26.04.2015  |  Manfred Gburek
Wer Gold und Silber favorisiert, hat in diesen Tagen gewiss keinen Anlass zu Freudentänzen. Mainstream-Kommentatoren der Edelmetallmärkte führen lächerliche Argumente ins Feld, wenn es darum geht, zu erklären, warum die Preise an einem Tag steigen und schon am nächsten Tag wieder fallen. Immerhin lässt sich eines deutlich erkennen: Sobald der Goldhandel an der New Yorker Terminbörse Comex beginnt, kommt es in der Regel kurzfristig zu scharfen Preiseinbrüchen wie zuletzt wieder am vergangenen Freitag. Sie sind allerdings längst nicht mehr so nachhaltig wie noch vor zwei Jahren.

Gold- und Silber-Anlegern ist unter diesen Umständen dringend zu raten, sich von den Marktteilnehmern an der Comex nicht nervös machen zu lassen. Denn bisher haben Termingeschäfte noch nie einem mehrjährigen Trend standgehalten. Sie entsprechen, um eine Metapher zu benutzen, dem Hin und Her eines Hundes, der durch Vorwärts- und Rückwärtslaufen die Strecke seines Herrchens während eines Spaziergangs mehrfach zurücklegt.

Was spricht dafür, dass die Preise der Edelmetalle noch in diesem Jahr zum nächsten Aufwärtstrend ansetzen werden? Als Leser(in) von goldseiten.de kennen Sie wahrscheinlich alle entscheidenden Argumente, sodass ich mich hier auf einen Zusammenhang konzentriere, der den meisten Anlegern so kaum bewusst ist: auf das Verhältnis von Edelmetallpreisen zu de facto null Zinsen. Es hat etwas mit Überraschungseffekten zu tun, ausgelöst durch die Niedrigzinspolitik der führenden Zentralbanken.

Die Entwicklung an den Kapitalmärkten birgt nämlich eine gewisse Tragik, und die wird Konsequenzen haben. Ausgangspunkt sind, wie gerade erwähnt, die Zentralbanken. Sie haben es geschafft, die Zinsen so weit zu senken, dass es zu einer Anleihenblase gekommen ist. Wie kann man aus ihr die Luft ablassen? Erste Alternative: durch höhere Zinsen. Zweite Alternative: durch die richtigen Worte vonseiten der Zentralbanken zur passenden Zeit. Dritte Alternative: Indem man alles so weiter laufen lässt wie bisher und in Kauf nimmt, dass die Blase irgendwann von allein platzt.

Nummer eins ist unwahrscheinlich, weil es den Aussagen aller Zentralbanker widerspräche, auch wenn immer wieder Gerüchte aufkommen, Fed-Chefin Janet Yellen werde bald die Zinswende einläuten. Nummer zwei ist schon zur Gewohnheit geworden, weil sowohl Yellen als auch EZB-Chef Mario Draghi ihre Geldpolitik wortreich begleiten, folglich Abnutzungserscheinungen zu beobachten sind. Also wird diese Alternative über kurz oder lang in die dritte münden.

Das heißt, mit Worten dürfte immer weniger auszurichten sein. Daraus folgt, dass die Blase aufgrund eines überraschenden Ereignisses platzen wird. Dabei kann es sich um alles Mögliche handeln, von der Schieflage einer Bank bis zur Pleite eines Lebensversicherers, von der nächsten Eurokrise bis zu einem unerwartet starken Anstieg der Inflationsraten, von der Eskalation des Krieges um die Ukraine bis zur Verschärfung des Konflikts zwischen Japan und China im ostchinesischen Meer.

Der Zeitpunkt des Platzens ist ebenso ungewiss wie die Abfolge der Ereignisse danach. Zumal wir es mit etwas völlig Neuem zu tun haben: Noch nie waren die Zinsen so niedrig, noch nie konnte jemand Erfahrungen mit dieser einmaligen Tatsache sammeln, und noch nie waren die weltweiten Schulden so hoch. Alles in allem also eine labile Situation. Das viele Geld, das in den vergangenen Jahren über die Börsen hereingebrochen und nicht einfach zurückzuholen ist, rechtfertigt den Vergleich mit der Zahnpasta, die sich nicht wieder in die Tube hineinquetschen lässt.

Man braucht kaum Kassandra zu spielen, um zu erahnen, dass die bisherige Entwicklung in eine Erschütterung der Weltbörsen münden wird und dass dann der Goldpreis - in seinem Gefolge wohl auch der Silberpreis -, nachdem beide Preise bereits vorher kräftig nach oben abgehoben haben dürften, weit über das bisherige Hoch aus dem Jahr 2011 steigen wird. Diese Schlussfolgerung liegt allein schon deshalb nahe, weil wir es dann mit einer Krise des sogenannten Papiergeldes zu tun haben werden, deren Bewältigung einen festen Anker erforderlich machen wird, eben Gold.

Wie kann es bis dahin mit dem Goldpreis weitergehen? Ich halte zwei sich ähnelnde Entwicklungen für möglich: Dass er entweder auf dem bisherigen Unterstützungsniveau etwas unter 1150 Dollar eine Basis bildet oder dass er sich erst ein wenig darunter fängt und, charttechnisch ausgedrückt, eine langgezogene Untertassen-Formation bildet. Pessimisten, nicht zuletzt aus Kreisen der führenden Investmentbanken, erwarten einen Preisverfall auf 1000 Dollar, alternativ etwas darüber oder sogar darunter. Was mich an ihnen stört, sind die fadenscheinigen Begründungen. Kaum jemand von ihnen hat das mögliche Platzen der Papiergeldblase als Argument parat.

Wie geht man mit der Ungeduld um, die Anleger erfahrungsgemäß immer dann befällt, wenn gerade ihre Anlagen - in diesem Fall die Edelmetalle - nicht vom Fleck kommen wollen, zumal wenn Aktien zuletzt noch ein Allzeithoch erreicht haben? Nun, man hält sich einfach vor Augen, dass es nach menschlichem Ermessen nicht mehr Jahre, sondern im Zweifel nur noch Monate dauern dürfte, bis ein Sinneswandel eintritt: Sobald die realen Zinsen, also die nominalen abzüglich Inflationsrate, wie schon in Europa bald auch in Amerika zum Negativen hin umschlagen, spätestens dann wird der Goldpreis kräftig zu steigen beginnen, verbunden mit höheren Inflationserwartungen, die dem Preis einen weiteren Schub nach oben geben werden.

Inflation ist ja das, was EZB und Fed anstreben. Andere große Zentralbanken, wie die japanische und die chinesische, halten es damit ähnlich, ohne allerdings so konkret wie EZB und Fed auf knapp bzw. glatt 2 Prozent Inflation aus zu sein. Es ist höchst seltsam, dass Mainstream-Medien so gut wie gar nicht auf den Unsinn mit den 2 Prozent eingehen. Liegt es doch nahe, dass die Inflation sich nicht einfach bei 2 Prozent stoppen lässt - ein Argument, das man nicht oft genug wiederholen kann. In diesem Sinn: Bleiben Sie geduldig und freuen Sie sich auf eine goldene Zukunft!


© Manfred Gburek
www.gburek.eu

Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: Außer diversen Börsenbüchern schrieb er: "Das Goldbuch", das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z", "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" und zuletzt das Ebook "Ach du liebes Geld!".



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