Gold- und Silberstreif am Horizont
19.09.2021 | Manfred Gburek
Nach mehreren Wochen Pause melde ich mich heute zurück, um ein Schlaglicht auf besonders heiße Anlagethemen zu werfen, die uns in diesen Tagen begleiten - und zunächst weiter begleiten werden. Nehmen wir aus aktuellem Anlass Gold und Silber. Beiden Edelmetallen droht ein weiterer kurz- bis mittelfristiger Preisrückgang, bevor sie ihren nächsten, dann besonders kräftigen langfristigen Preisaufschwung fortsetzen werden.
Wer bereits umfangreich in Gold und Silber engagiert ist, sollte sich also in Geduld üben, denn länger als ein paar Monate kann der Preisrückgang kaum mehr dauern. Und wer nicht engagiert ist, kann sich getrost sukzessive in den beiden Edelmetallen selbst wie auch in Gold- und Silber-Minenaktien engagieren.
Dafür gibt es triftige Gründe, die ich im Folgenden kurz skizziere. Nehmen wir uns diejenigen vor, an denen nicht mehr zu rütteln ist und die sich besonders treffend erläutern lassen. Da ist zunächst der China-Faktor, breiter gefasst als: das Ende der Globalisierung samt deren bislang positivem, jetzt ins Negative drehenden Einfluss auf die Weltkonjunktur.
Diese Entwicklung wird begleitet durch Sticheleien von China gegen die USA und umgekehrt: wegen Taiwan (China vermeldet wiederholt Anspruch auf dieses Land), während die Drohgebärden der USA in Richtung China massiv zunehmen. Und als sei das nicht genug Krisenpotenzial, droht auch noch der größte chinesische Immobilienentwickler Evergrande pleite zu gehen.
Die Rückkehr zur Globalisierung im bisherigen Stil mit all ihren Vorteilen (preisdämpfende Effekte, Rationalisierung, freier Kapitaltransfer und so weiter) erweist sich zunehmend als illusorisch; unterbrochene Lieferketten mit ihrem negativen Einfluss auf die Weltkonjunktur drohen zum Dauerzustand zu werden. Eine der Folgen: Die Preise für Güter und Dienstleistungen aller Art steigen weit über das bislang gewohnte Ausmaß hinaus. Das heißt, die Inflation ist da. Versuche vonseiten der amerikanischen Fed oder der EZB, sie klein zu reden, werden mittlerweile sogar von Insidern nicht mehr für voll genommen.
Das ganze Theater findet auf offener globaler Bühne statt. Es wird begleitet von Beschwichtigungsversuchen der Notenbanker, die immer weniger Gründe dafür finden, dass sie eine ultralockere Geldpolitik mithilfe extrem niedriger Zinsen verfolgen. Belassen sie es dabei, riskieren sie, dass die Realzinsen (Nominalzinsen abzüglich Inflationsrate) immer mehr ins Minus geraten. Erhöhen sie dagegen die Zinsen, müssen sie mit einem Einbruch der Konjunktur rechnen. Je mehr sie nur taktieren, ohne klare Entscheidungen zu treffen, desto eindeutiger ist vorhersehbar, dass es zu einer Stagflation kommt, also zur Stagnation der Wirtschaft bei anhaltender oder sogar bei steigender Inflation.
So etwas gab es besonders einprägsam während der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts zu beobachten, damals begleitet von einem rasanten zehnjährigen Aufschwung der Preise für Gold und Silber. Ist wieder mit einer solchen Entwicklung zu rechnen? Drängt sich eine neue Stagflation angesichts von immer weiter ins Minus rutschenden Realzinse nicht geradezu auf? Solche und ähnliche Fragen sind eindeutig mit Ja zu beantworten, ganz egal, wie der Weg bis dahin aussieht und welcher Initialzündung es dazu bedarf.
Negative Realzinsen einerseits und zinslose Edelmetallpreise andererseits, wie reimt sich das? Müssten die Gold- und Silberpreise angesichts dieser Konstellation nicht geradezu durch die Decke gehen? Denn die "Nullverzinsung" der beiden Edelmetalle bedeutet erfahrungsgemäß wenigstens Kapitalerhalt, während die negativen Realzinsen von Sparbüchern, Anleihen und weiteren sogenannten Geldwerten in die Kapitalvernichtung münden.
Doch ganz so einfach ist diese Frage leider nicht zu beantworten. Das beginnt damit, dass es sich beim Kapitalerhalt um einen nicht eindeutigen Begriff handelt. Aber machen wir es uns einfach; Kapitalerhalt heißt: Nach 10, nach 20 oder nach noch mehr Jahren bleibt die Kaufkraft des Geldes erhalten. Das lässt sich praktisch mit allen mehr oder weniger gängigen Anlagen erreichen, von Aktien und Immobilien bis zu Währungen und Gold, bei besonders geschicktem Timing zum Beispiel auch auch mit Anleihen und Kryptowährungen.
Allein schon diese Aufzählung bedeutet: Man muss sehr viel Zeit investieren, um dem Kapitalerhalt gerecht zu werden - und immer damit rechnen, dass es auch anders kommen kann als ursprünglich gedacht. Zum Beispiel dürfte das Aufkommen von immer mehr Kryptowährungen nach dem Bitcoin-Start während der vergangenen Jahre dafür gesorgt haben, dass Anleger dem Gold zugunsten der Kryptos fremd gingen. Nicht zu vergessen die langfristige Aktienhausse, die sogar ganze Heerscharen von jungen Spekulanten auf den Plan rief.
Aber warum dann, wie eingangs erwähnt, Geld in Gold und Silber investieren? Vorausgeschickt sei, wie ebenfalls erwähnt, dass man dazu den demnächst zu erwartenden nochmaligen Preisrückgang der beiden Edelmetalle abwarten sollte. Darauffolgend dürfte vor allem Gold seiner Funktion als Wertspeicher gerecht werden. Warum? Weil die Stagflation, also Inflation durch immer stärkere Preisausschläge nach oben bei gleichzeitiger Stagnation der Wirtschaft, ihre Spuren hinterlassen wird. Eine solche Entwicklung erscheint zurzeit besonders plausibel. Sie dürfte also mit großer Wahrscheinlichkeit eintreten - nicht zuletzt auch zum Trost für alle bereits engagierten Gold-, Silber- und Minenaktien-Besitzer.
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Manfred Gburek ist neben seiner Funktion als Kolumnist privater Investor und Buchautor.
Wer bereits umfangreich in Gold und Silber engagiert ist, sollte sich also in Geduld üben, denn länger als ein paar Monate kann der Preisrückgang kaum mehr dauern. Und wer nicht engagiert ist, kann sich getrost sukzessive in den beiden Edelmetallen selbst wie auch in Gold- und Silber-Minenaktien engagieren.
Dafür gibt es triftige Gründe, die ich im Folgenden kurz skizziere. Nehmen wir uns diejenigen vor, an denen nicht mehr zu rütteln ist und die sich besonders treffend erläutern lassen. Da ist zunächst der China-Faktor, breiter gefasst als: das Ende der Globalisierung samt deren bislang positivem, jetzt ins Negative drehenden Einfluss auf die Weltkonjunktur.
Diese Entwicklung wird begleitet durch Sticheleien von China gegen die USA und umgekehrt: wegen Taiwan (China vermeldet wiederholt Anspruch auf dieses Land), während die Drohgebärden der USA in Richtung China massiv zunehmen. Und als sei das nicht genug Krisenpotenzial, droht auch noch der größte chinesische Immobilienentwickler Evergrande pleite zu gehen.
Die Rückkehr zur Globalisierung im bisherigen Stil mit all ihren Vorteilen (preisdämpfende Effekte, Rationalisierung, freier Kapitaltransfer und so weiter) erweist sich zunehmend als illusorisch; unterbrochene Lieferketten mit ihrem negativen Einfluss auf die Weltkonjunktur drohen zum Dauerzustand zu werden. Eine der Folgen: Die Preise für Güter und Dienstleistungen aller Art steigen weit über das bislang gewohnte Ausmaß hinaus. Das heißt, die Inflation ist da. Versuche vonseiten der amerikanischen Fed oder der EZB, sie klein zu reden, werden mittlerweile sogar von Insidern nicht mehr für voll genommen.
Das ganze Theater findet auf offener globaler Bühne statt. Es wird begleitet von Beschwichtigungsversuchen der Notenbanker, die immer weniger Gründe dafür finden, dass sie eine ultralockere Geldpolitik mithilfe extrem niedriger Zinsen verfolgen. Belassen sie es dabei, riskieren sie, dass die Realzinsen (Nominalzinsen abzüglich Inflationsrate) immer mehr ins Minus geraten. Erhöhen sie dagegen die Zinsen, müssen sie mit einem Einbruch der Konjunktur rechnen. Je mehr sie nur taktieren, ohne klare Entscheidungen zu treffen, desto eindeutiger ist vorhersehbar, dass es zu einer Stagflation kommt, also zur Stagnation der Wirtschaft bei anhaltender oder sogar bei steigender Inflation.
So etwas gab es besonders einprägsam während der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts zu beobachten, damals begleitet von einem rasanten zehnjährigen Aufschwung der Preise für Gold und Silber. Ist wieder mit einer solchen Entwicklung zu rechnen? Drängt sich eine neue Stagflation angesichts von immer weiter ins Minus rutschenden Realzinse nicht geradezu auf? Solche und ähnliche Fragen sind eindeutig mit Ja zu beantworten, ganz egal, wie der Weg bis dahin aussieht und welcher Initialzündung es dazu bedarf.
Negative Realzinsen einerseits und zinslose Edelmetallpreise andererseits, wie reimt sich das? Müssten die Gold- und Silberpreise angesichts dieser Konstellation nicht geradezu durch die Decke gehen? Denn die "Nullverzinsung" der beiden Edelmetalle bedeutet erfahrungsgemäß wenigstens Kapitalerhalt, während die negativen Realzinsen von Sparbüchern, Anleihen und weiteren sogenannten Geldwerten in die Kapitalvernichtung münden.
Doch ganz so einfach ist diese Frage leider nicht zu beantworten. Das beginnt damit, dass es sich beim Kapitalerhalt um einen nicht eindeutigen Begriff handelt. Aber machen wir es uns einfach; Kapitalerhalt heißt: Nach 10, nach 20 oder nach noch mehr Jahren bleibt die Kaufkraft des Geldes erhalten. Das lässt sich praktisch mit allen mehr oder weniger gängigen Anlagen erreichen, von Aktien und Immobilien bis zu Währungen und Gold, bei besonders geschicktem Timing zum Beispiel auch auch mit Anleihen und Kryptowährungen.
Allein schon diese Aufzählung bedeutet: Man muss sehr viel Zeit investieren, um dem Kapitalerhalt gerecht zu werden - und immer damit rechnen, dass es auch anders kommen kann als ursprünglich gedacht. Zum Beispiel dürfte das Aufkommen von immer mehr Kryptowährungen nach dem Bitcoin-Start während der vergangenen Jahre dafür gesorgt haben, dass Anleger dem Gold zugunsten der Kryptos fremd gingen. Nicht zu vergessen die langfristige Aktienhausse, die sogar ganze Heerscharen von jungen Spekulanten auf den Plan rief.
Aber warum dann, wie eingangs erwähnt, Geld in Gold und Silber investieren? Vorausgeschickt sei, wie ebenfalls erwähnt, dass man dazu den demnächst zu erwartenden nochmaligen Preisrückgang der beiden Edelmetalle abwarten sollte. Darauffolgend dürfte vor allem Gold seiner Funktion als Wertspeicher gerecht werden. Warum? Weil die Stagflation, also Inflation durch immer stärkere Preisausschläge nach oben bei gleichzeitiger Stagnation der Wirtschaft, ihre Spuren hinterlassen wird. Eine solche Entwicklung erscheint zurzeit besonders plausibel. Sie dürfte also mit großer Wahrscheinlichkeit eintreten - nicht zuletzt auch zum Trost für alle bereits engagierten Gold-, Silber- und Minenaktien-Besitzer.
© Manfred Gburek
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Manfred Gburek ist neben seiner Funktion als Kolumnist privater Investor und Buchautor.