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Seid um schlungen, Billionen!

14.03.2021  |  Manfred Gburek
Die Börse als Spielplatz: Value (Wert, Substanz) kontra Growth (Wachstum), das Ganze unter Berücksichtigung von Tech (Technologie), dann alles wieder zurückgedreht, und so weiter. In der ganzen Diskussion um diese schwammigen Begriffe wird meistens so getan, als könne man komplexe Börsenthemen einfach in Schlagworte packen, und schon käme dabei eine Formel für hohe Kursgewinne heraus. Sogar Gold und Silber werden von Fall zu Fall in dieses vereinfachte Denkschema gezwängt, nach dem Motto: Beide Edelmetalle bringen zwar keine Zinsen, aber als Value könnten sie durchgehen.

Um ein Fazit - von weiteren noch folgenden - vorwegzunehmen: Börsianer benötigen immer wieder neuen Stoff, um im Geschäft zu bleiben. Falls für sie Tech (etwa in Gestalt von Tesla) und Value (angeblich repräsentiert durch Dow Jones und Dax) nicht genug sind oder bereits ausgereizt erscheinen, müssen eben - im übertragenen Sinn - virtuelle Börsenmäntel her (zum Beispiel Aktiensprengstoffe wie GameStop).

Das Gute daran: Für eine positive Grundstimmung ist gesorgt, zwischenzeitliche Kursabstürze werden von - überwiegend jungen - Anlegern sportlich genommen; und den Profis mit ihren Billionenanlagen in Cash bleibt nichts anderes übrig, als das Spiel mitzumachen, Ende offen. Das bedeutet aufgrund aktueller Erkenntnisse führender Zentralbanken, zuletzt repräsentiert von der EZB am vergangenen Donnerstag: Das viele Geld sucht sich nicht erst lange seinen Weg an die Börse, es springt geradezu dorthin.

Wie lange mag das wohl andauern? Haben wir es womöglich schon mit einer Aktienblase zu tun, wie zuletzt um die Jahrtausendwende? Klare Antwort, basierend einerseits auf der Geldpolitik der Zentralbanken, andererseits auf der Fiskalpolitik der führenden Industrienationen: Nein. Die Dauer des jetzigen Aufwärtstrends ist zwar nicht vorhersehbar, aber dass er - mit zeitweise heftigen Unterbrechungen - mindestens weit ins nächste Jahr andauern wird, steht nicht infrage. Dafür gibt es neben der Geld- und der Fiskalpolitik mehrere Gründe, wobei einer hervorragt: die gigantischen Investitionen in den Umweltschutz bei fortwährendem Siegeszug der E-Mobilität.

Der hier kurz beschriebene Trend wird zweifellos höhere Inflationsraten mit sich bringen. Was bedeutet das für Gold und Silber? Die Antwort hängt weitgehend davon ab, wie sich die Inflationserwartungen entwickeln werden und in welchem Umfang die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes zunimmt. Wir werden die Antworten auf beide Fragen schon im Lauf dieses Jahres erhalten. Wobei jetzt auf einen entscheidenden Indikator ganz besonders zu achten ist: die Entwicklung der Kurse führender Gold- und Silberminenaktien. Sie haben die seit dem vergangenen Herbst anhaltende Preisflaute der beiden Edelmetalle weitgehend vorweggenommen, und zwar mit relativer Silberpreis-Stärke im Vergleich zum Goldpreis.

Daraus ist unter anderem zu schließen, dass Investoren zurzeit Silber (etwa je zur Hälfte Anlage- und Industriemetall) gegenüber Gold (überwiegend Anlagemetall) bevorzugen. Kurzum, es handelt sich um einen weiteren Indikator, hier um einen, der für die positive Entwicklung der Konjunktur spricht. Oder wer es in Bezug auf die beiden Edelmetalle interpretiert mag: Der Silberpreis zieht den Goldpreis nach oben. Im Übrigen besonders gut anhand der relativen Silberstärke zu erkennen. Dazu braucht man nur die beiden Charts miteinander zu vergleichen: Silber tendiert seit dem vergangenen Herbst unter starken Schwankungen im Trend leicht aufwärts, Gold in derselben Zeit nicht minder schwankend im Trend leicht abwärts.

An dieser Stelle sei der Abstecher zu einem weiteren Edelmetall erlaubt: Platin. Sein Preis ist zuletzt, im Gegensatz zu früheren Jahren, stärker gestiegen als der Preis des vergleichbaren Palladiums. Das liege, so behaupten Branchenkenner, vor allem am zu erwartenden Platineinsatz im Zuge des kommenden Siegeszugs der Wasserstofftechnologie. Es handelt sich also um ein spekulatives Argument - immerhin um eines, das bereits die Kurse von Platinaktien, wie Anglo American Platinum und Impala, kräftig nach oben getrieben hat.

Mit solchen Kursbewegungen ist weiterhin zu rechnen, und das bei Rohstoffaktien generell. Auslöser dürften - neben den spezifischen Branchenaussichten - zunehmend auch positive Prognosen von der Konjunkturfront sein. Dumm nur, dass die entsprechenden Aktienkurse in der Regel nicht rechtzeitig erkennen lassen, ob im tiefen Kurstal, wie noch vor wenigen Jahren, wirklich Aussicht auf tolle Kursgewinne besteht. Davon wissen Aktionäre von Rohstoffkonzernen wie Rio Tinto oder Freeport-McMoran ein Lied zu singen. Viele von ihnen haben die ersten 20 oder 30 Prozent Kursgewinn versäumt, einfach weil der Beginn eines Rohstoffzyklus nur schwer auszumachen ist.

Jetzt dürfte einer der größten Fehler privater Anleger darin bestehen, dass sie sich nur noch verzagt an Aktien jeder Art heranwagen. Dabei sind viele Aktien auf Hausse getrimmt. Zu verdanken ist dieser Zustand der Tatsache, dass die vielen geld- und fiskalpolitisch erzeugten Geldmengen in kürzester Zeit ohne Umwege zu Aktien werden.
Diese Erkenntnis ist zwar nicht neu; aber weil es um gigantische Billionensummen geht, ist jedenfalls das Ergebnis neu: voluminöse Kursgewinne.

Je nach Betrachtungsweise handelt es sich dabei entweder um eine Aktienhausse, wie wir sie seit jeher kennen, oder um die Fortsetzung der spezifischen Asset Inflation, also des besonderen Preisanstiegs von Aktien, Immobilien und sonstigen Sachwerten. Wobei hierzu angemerkt sei: Noch vor nicht allzu langer Zeit zählte man auch Anleihen zum Bestand der Asset Inflation, weil ihre Kurse seit vielen Jahren so schön nach oben zeigten. Doch damit ist jetzt erst mal Schluss, weil die Anleihenkurse sinken.

Bleibt noch die Frage zu beantworten, wie sich die Preise für Gold und Silber in dem hier beschriebenen Szenario entwickeln werden. Klare Antwort: Nach heutigem Erkenntnisstand zur Weltkonjunktur, ihren Schwerpunkten und den sie begleitenden Geldmengen dürfte SilberJahr zeitversetzt schon in diesem den Goldpreis mit nach oben ziehen.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu



Manfred Gburek ist neben seiner Funktion als Kolumnist privater Investor und Buchautor.

Neu bei www.gburek.eu: Inflation - jetzt wird es richtig spannend


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