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Dritte und finale Transformation der US-Geldpolitik

30.04.2015  |  John Mauldin
- Seite 3 -
Die Logik: Wieder Zitat Fischer: “Mit dieser Einrichtung sollen diese Institutionen dazu bewegt werden, an den Geldmärkten nach Möglichkeit keine Kredite an private Gegenparteien zu einem GERINGEREN Zinssatz zu vergeben, als ihn die Fed im Rahmen kurzfristiger Rückkaufgeschäfte bietet. Die bisherigen Tests haben in der Tat gezeigt, dass diese Rückkaufvereinbarungen im Allgemeinen erfolgreich bei der Schaffung einer elastischen Untergrenze für die Geldmarktzinsen eingesetzt werden können.“


Zusammenfassung:

Aufgrund der Explosion ihrer Bilanzen (hier besonders der Bankenreserven) sieht sich die Fed gezwungen, die Gestaltung des Leitzinses nicht mehr mithilfe der traditionellen Offenmarktgeschäfte zu steuern. Diese Aktivitäten werden jetzt durch zwei neue geldpolitische Instrumente ersetzt, welche beide gewissermaßen “weicher“ als das alte Instrument sind.

Erstens werden die freien Reserven der Banken mit einem Zinssatz für Überschussreserven verzinst, der für die Banken mit Zugang zur Fed-Reservefazilität zur Verfügung steht. Zweitens werden auch Finanzinstitutionen wie Geldmarktfonds, die nicht zugangsberechtigt sind, die Möglichkeit haben, Gelder kurzfristig (und nicht notwendigerweise nur über eine Nacht) bei der Fed zu hinterlegen, wofür sie den von der Fed gebotenen Repo-Satz für Rückkaufgeschäfte erhalten.


TEIL D: Warum diese Entwicklungen für die EZB irrelevant sind

Interessanterweise braucht die Europäische Zentralbank die geldpolitischen Innovationen, die die Fed gerade einführt, nicht. Sie wird sie wahrscheinlich auch nicht einführen. Das hat folgenden Grund: In Europa ist die Kreditvergabe deutlich stärker durch Banken dominiert als in den USA. Zudem können tatsächlich fast alle europäischen Finanzinstitutionen Kapital bei der Zentralbank deponieren.

Und schließlich ist die EZB schon seit Langem in der Lage, den (Zins)Satz für Reservevergütungen, den sie für Überschussreserven zahlt, zu variieren. Folglich benötigt die EZB auch nicht das Zinsinstrument bei Rückkaufgeschäften, das die Fed gerade einführt.

Es bedarf noch einer abschließenden Bemerkung. Während Professor Fischer der Meinung ist, dass der veränderliche Vergütungssatz für Bankenreserven das eigentliche Hauptinstrument der Fed sein wird, so gehen andere Wissenschaftler davon aus, dass der Repo-Satz bei Rückkaufgeschäften zum Hauptinstrument der US-Geldpolitik werden wird. Und das liegt teilweise daran, dass die Banken bei der Kreditvergabe an Gläubiger aus dem Privatsektor eine immer geringere Rolle spielen.

Diese schon seit Längerem zu beobachtende Entwicklung wurde im Rahmen der neuen Regulierungen seit der Weltfinanzkrise noch beschleunigt.


TEIL E: Wird die Fed ihre Bilanzen wieder einschrumpfen? Und wenn ja, wie?

Professor Fischer beantwortet diese Fragen ganz direkt. Ja, die Fed wird ihre Bilanzen wieder einschrumpfen, aber nicht auf die Größe der vergangenen Zeiten. Genauer gesagt:

“Hinsichtlich einer Bilanznormalisierung hat der Offenmarktausschuss (FOMC) darauf verwiesen, dass er keine Direktverkäufe von hypothekarisch gesicherten Wertpapieren der Hypothekenagenturen vorsieht. Er plant zudem eine Normalisierung der Bilanzgröße in erster Linie durch Verzicht auf Reinvestition der Kapitalauszahlungen für die derzeitigen Wertpapierbestände, wenn es soweit ist […].

Die im Zeitraum bis Ende 2025 anstehenden Kapitalrückzahlungen für unsere derzeitigen Wertpapierbestände werden sich voraussichtlich auf 3,2 Billionen $ belaufen. Wenn der Offenmarktausschuss auf Reinvestitionen dieser Kapitalauszahlungen verzichtet, wird die Bilanzsumme auf natürlichem Weg zurückgehen verbunden mit einer entsprechenden Verringerung der Reserveguthaben."

Ich hoffe, dass ich mit diesen Anmerkungen die vergangenen und zukünftigen Veränderungen der Geldpolitik der Fed verdeutlichen konnte. Diese Veränderungen kommen einer extremen Transformation der US-Geldpolitik gleich, die noch vor einem Jahrzehnt undenkbar gewesen wäre.

Wir vermuten, dass sich die Presse in Zukunft bei ihren Analysen der künftigen geldpolitischen Entwicklungen darauf konzentrieren wird, welche "Rückkaufsätze" die Fed anpeilt anstatt die Federal Funds Rate zu betrachten.


© John Mauldin

Dieser Artikel wurde am 29. April 2015 auf www.financialsense.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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